TitelAm Ende dieses Jahres
AutorAnja May
Verlagtredition/Biografien&Erinnerungen
Genrehistorischer Roman
Seiten364 Seiten
Meine Bewertung4/5
Inhalt
Anton ist 15 Jahre alt, Uhrmacherlehrling und lebt 1945 mit seiner Familie in Schlesien. Dadurch dass die rote Armee langsam zu Schlesien vorrückt wird er wie viele andere in seinem Alter als Wehrmachtshelfer eingezogen um Schützengräben auszuheben. Er wird zusätzlich auch in kürzester Zeit an der Waffe ausgebildet und soll kurz darauf an der Front eingesetzt werden. Dabei war bekannt wie aussichtslos die Lage dort war und die Soldaten nur zum Sterben hingeschickt wurden. Aus dem Grund beschließt Anton zusammen mit seinem besten Freund Gerhard zu fliehen, denn beide möchten leben.
Review
Die Handlung wird ausschließlich aus der Sicht von Anton erzählt.
Der Schreibstil ist ungewohnt nüchtern und dennoch detailliert, aber trotzdem löst er in einem allerhand Emotionen aus. Einige Szenen sind sehr mitreißend und man möchte einfach, dass sie enden und das am Besten mit einem guten Ende. Auch wenn das noch so abwegig ist zu der Zeit hofft man auf das gute im Menschen.
Es wurde möglichst neutral und wertefrei geschrieben um einem den Wahnsinn dieser Zeit nahezu bringen. Genau das bewundere ich, denn es geht um die Geschichte von ihrem Großvater und wie er als Wehrmachtshelfer und später mit 16 in den Krieg ziehen musste. Und da fällt es ja doch recht schwer das alles so neutral zu erzählen. Wobei das Geschehene für sich spricht und die Taten so grausam sind, dass man sie nicht auch noch mit solchen Adjektiven umschreiben muss.
Auch der Gewissenskonflikt von Anton wird gut dargestellt. Er glaubte nicht an den Endsieg, aber genau diese Meinung durfte er nicht vertreten. Am liebsten würde er bei seiner Familie bleiben um diese vor den Russen zu beschützen. Er wird jedoch als Wehrmachtshelfer eingezogen und muss diese Aufgabe seinen jüngeren Brüdern überlassen. Immer mehr fliehen vor den Russen und als auch seine Familie flieht, hofft er einfach nur noch darauf sie eines Tages lebend in Leipzig anzutreffen.
Der Fokus der Handlung liegt nicht allein auf dem II. Weltkrieg und so bekommt man nicht nur von den Bombenabwürfen oder Panzerangriffen erzählt, sondern auch von Geschichten über Freundschaften und wie so ein Erlebnis Anton und die anderen verändert. Und wie es ist in so einer aussichtslosen Zeit nicht aufzugeben und immer wieder für seine eigenen Werte einzustehen, auch wenn von einem anderes verlangt wird.
Vor allem die Hauptprotagonisten sind mit vielen Details ausgestattet und man lernt sie relativ gut kennen.
Durch die vielen Beschreibungen kann man sich die Umgebung gut vorstellen.
Fazit
Gegen Ende des Krieges wurden auch Kinder bzw. 16 jährige Jungs an die Front geschickt. Oft waren es aussichtlose Schlachten und auch das war sehr vielen bewusst. Wer Fahnenflucht begann wurde gnadenlos erschossen.
Wirklich erschreckend war zudem Antons Begegnung mit den KZ-Häftlingen. Davon hat man schon viel gehört, gesehen und auch gelesen und trotzdem erschreckt es einen immer wieder. Und man muss immer bedenken, dass Anton zu dem Zeitpunkt 15 war, als er mit dieser Grausamkeit konfrontiert wurde.
Hierbei handelt es sich um einen Jugendroman, weshalb viele Szenen alles andere als bildhaft beschrieben sind. Aber ich denke der Roman ist nicht nur etwas für Jugendliche, sondern auch für die Erwachsenen. Es erzählt das alles aus der Sicht eines Jugendlichen und zeigt, dass man das alles nicht vergessen darf. Auch damals gab es kritische Stimme, welche oft mit Gewalt zum Schweigen gebracht wurden.
Beim Lesen hatte ich ganz vergessen, dass es sich hierbei um einen Debütroman handelt.