Becoming - meine Geschichte heißt die
Autobiographie der früheren First Lady der USA Michelle Obama. Der Titel beschreibt gut, was sie ausmacht: das Streben, allen zu zeigen, was in ihr steckt, über alle Widerstände, die sich ihr aufgrund ihrer Hautfarbe und sozialen Herkunft in den Weg stellen, hinweg.
Michelle Obama beschreibt in ihrem Buch ihre Herkunft so genau, dass man sich gut in ihre Welt als Kind und junge Frau hineinversetzen kann. Es ist in drei große Abschnitte eingeteilt: Becoming Me - Ich werden, Becoming Us- Wir werden und Becoming More - Mehr werden. Sie beginnt mit den Verhältnissen, in denen sie aufwuchs, zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder in einer beengten Wohnung im Chicagoer Stadtteil South Shore. Der früh an Multipler Sklerose erkrankte Vater arbeitete für die Wasserwerke, die Mutter kümmerte sich um den Haushalt und die Kinder. Den Eltern lag sehr daran, dass es ihren Kindern trotz der Einfachheit an nichts fehlte und sie eine Ausbildung erhielten, die ihren Begabungen entsprach.
Michelle Obama beschreibt, wie sie an vielen Stationen ihres Lebens den nagenden Zweifel in sich spürte: Bin ich gut genug? Kann ich die in mich gesetzten Erwartungen erfüllen? Immer wieder wurde ihr deutlich vor Augen geführt, dass man einer Schwarzen weniger zutraute; wenn sie dazu auch noch arm war, waren die Chancen noch geringer, einen anspruchsvollen Bildungsweg einzuschlagen und einen ausfüllenden Beruf auszuüben. Die Selbstzweifel wurden der späteren First Lady praktisch in die Wiege gelegt: Ihr Ur-Urgroßvater war ein Sklave gewesen, ihr Großvater war bei dem Versuch, sich beruflich weiterzuentwickeln, gegen unsichtbare Wände gelaufen und hatte irgendwann resigniert.
Obama erzählt aus ihrem Leben mit einer großen Offenheit: wie sie es geschafft hat, durch Fleiß und Disziplin sozial aufzusteigen, wie sie Barack Obama kennengelernt hat und wie dieser begann, sich politisch zu betätigen. Sie schreibt über ihren beruflichen Erfolg als Ivy-League-Absolventin in einer renommierten Anwaltskanzlei und dem Gefühl, sich dort auf dem falschen Weg zu befinden. Ihre Leser erfahren von den Tragödien in der Familie und im Freundeskreis, von Zusammenhalt in diesem Umfeld und von Niedertracht, wenn es um politische Auseinandersetzungen ging. Vieles davon ist auch in den deutschen Medien ein Thema gewesen, einiges ist jedoch so persönlich, dass es erst durch dieses Buch den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat.
Michelle Obama hat ihre Nebenrolle als FLOTUS dazu genutzt, Initiativen aufzubauen, die benachteiligte Menschen unterstützen sollten. Dabei bekam sie prominente Unterstützung z. B. von Jill Biden, der Ehefrau des damaligen Vize-Präsidenten Joe Biden. Diese Initiativen nahmen einen erfolgreichen Verlauf, weil Michelle Obama es verstand, mithilfe ihres eigenen Stabes dicke Bretter zu bohren und sie beharrlich bei der Sache blieb. Doch an erster Stelle stand für sie immer das Wohlergehen ihrer beiden Töchter.
So sehr Michelle Obama lange Zeit an sich selbst gezweifelt hat, so sehr bewundert sie ihren Mann. Mit Ausnahme seines Hangs zur Unordnung und seiner Probleme mit der Pünktlichkeit hat sie für ihn nur Bewunderung übrig. Auch seine Arbeit als US-Präsident stellt sie in ein durchweg positives Licht. Mit vollem Unverständnis reagiert sie auf die Versuche der republikanischen Abgeordneten, Obamas Reformen nur deshalb zu torpedieren, weil sie von ihm als Präsidenten der Demokratischen Partei kamen. Mit dem Verstand war es schließlich nicht zu erklären, dass zum Beispiel einem Gesetz, in dem es um die Reduzierung des Übergewichts von Kindern und Jugendlichen ging, von den Republikanern Steine in den Weg gelegt wurden. Das sind allerdings Mechanismen, die sich auch außerhalb der USA beobachten lassen.
Obama beschreibt, mit welchen Einschränkungen, aber auch Privilegien es verbunden ist, als Präsidentenfamilie im Weißen Haus zu leben. Man wird rund um die Uhr versorgt, kann aber wegen der strengen Sicherheitsbestimmungen so gut wie keinen Schritt machen, der nicht unter den Augen des Secret Services stattfindet. Spontan zu sein ist nicht mehr möglich. Damit die Töchter einen halbwegs normalen Alltag hatten, wurden die sehr strengen Regeln für sie an manchen Stellen gelockert.
Es ist kein Geheimnis, dass Michelle Obama mit der Präsidentschaft von Donald Trump hadert. Als er den Wahlkampf gegen Hillary Clinton gewann, war ihr unbegreiflich, wie auch Frauen und Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe diesem frauenverachtenden Rassisten ihre Stimme geben konnten. Sie nimmt ihm besonders übel, das Gerücht, Barack Obama sei nicht in den USA geboren worden und darum kein US-Bürger, befeuert zu haben. Damit hatte er nicht nur den Präsidenten, sondern auch dessen Familie ins Fadenkreuz potentieller durchgeknallter Attentäter gerückt: "Mit seinen bösartigen Unterstellungen gefährdete Donald Trump die Sicherheit meiner Familie. Und das werde ich ihm nie verzeihen."
Obama betont an mehreren Stellen ihre Liebe zu ihrem Land, trotz seiner Widrigkeiten und Widersprüchlichkeit. Eine dieser Widrigkeiten hatte sich am Wahltag gezeigt, der Trump zum 45. Präsidenten der USA machte: Seine Gegnerin Clinton hatte zwar fast drei Millionen mehr Stimmen, aber der künftige POTUS konnte eine größere Zahl von Wahlmännern hinter sich vereinen.
Michelle Obama betont mehrmals, dass sie für ein politisches Amt nicht zur Verfügung steht. Diese reservierte Haltung gegenüber der Politik zieht sich durch ihr ganzes Buch. Die Jahre im Weißen Haus bewertet sie jedoch grundsätzlich positiv; lediglich die Amtsübergabe an den Nachfolger ihres Mannes nahm sie mit Sorge wahr: Auf der Tribüne, auf der sich die vom frisch gewählten Präsidenten ausgesuchten Gäste befanden, bemerkte sie eine Eintönigkeit, wie sie sie bei früheren Amtseinführungen beobachtet hatte - weiß und männlich dominiert. Doch sie hat sich vorgenommen, sich den Optimismus, der sie immer begleitet hat, zu bewahren.
Becoming - meine Geschichte ist ein sehr interessanter Blick in das Leben der Familie Obama und den Werdegang von Michelle. Der Titel ist flüssig geschrieben und dicht dran, ein Pageturner zu sein. Was ein bisschen bremst, ist die Kritiklosigkeit der Autorin, wenn es um ihren Mann geht (siehe oben) und dieser immer mal wieder aufflackernde spezielle US-amerikanische Heimat-Pathos, den man auch in von dort stammenden Heldenfilmen findet.
Becoming - meine Geschichte ist 2018 bei Goldmann erschienen und kostet als gebundenes Buch 26 Euro sowie als E-Book 14,99 Euro.
Autobiographie der früheren First Lady der USA Michelle Obama. Der Titel beschreibt gut, was sie ausmacht: das Streben, allen zu zeigen, was in ihr steckt, über alle Widerstände, die sich ihr aufgrund ihrer Hautfarbe und sozialen Herkunft in den Weg stellen, hinweg.
Ein Leben mit Höhen und Abgründen
Barack Obama war von 2009 bis 2017 Präsident der USA. Ein Amt, das seine Familie unweigerlich mit ins Boot holte, insbesondere seine Frau Michelle. Und das, obwohl diese Rolle nicht das war, was sie sich ursprünglich für ihr Leben vorgestellt hatte.Michelle Obama beschreibt in ihrem Buch ihre Herkunft so genau, dass man sich gut in ihre Welt als Kind und junge Frau hineinversetzen kann. Es ist in drei große Abschnitte eingeteilt: Becoming Me - Ich werden, Becoming Us- Wir werden und Becoming More - Mehr werden. Sie beginnt mit den Verhältnissen, in denen sie aufwuchs, zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder in einer beengten Wohnung im Chicagoer Stadtteil South Shore. Der früh an Multipler Sklerose erkrankte Vater arbeitete für die Wasserwerke, die Mutter kümmerte sich um den Haushalt und die Kinder. Den Eltern lag sehr daran, dass es ihren Kindern trotz der Einfachheit an nichts fehlte und sie eine Ausbildung erhielten, die ihren Begabungen entsprach.
Michelle Obama beschreibt, wie sie an vielen Stationen ihres Lebens den nagenden Zweifel in sich spürte: Bin ich gut genug? Kann ich die in mich gesetzten Erwartungen erfüllen? Immer wieder wurde ihr deutlich vor Augen geführt, dass man einer Schwarzen weniger zutraute; wenn sie dazu auch noch arm war, waren die Chancen noch geringer, einen anspruchsvollen Bildungsweg einzuschlagen und einen ausfüllenden Beruf auszuüben. Die Selbstzweifel wurden der späteren First Lady praktisch in die Wiege gelegt: Ihr Ur-Urgroßvater war ein Sklave gewesen, ihr Großvater war bei dem Versuch, sich beruflich weiterzuentwickeln, gegen unsichtbare Wände gelaufen und hatte irgendwann resigniert.
Obama erzählt aus ihrem Leben mit einer großen Offenheit: wie sie es geschafft hat, durch Fleiß und Disziplin sozial aufzusteigen, wie sie Barack Obama kennengelernt hat und wie dieser begann, sich politisch zu betätigen. Sie schreibt über ihren beruflichen Erfolg als Ivy-League-Absolventin in einer renommierten Anwaltskanzlei und dem Gefühl, sich dort auf dem falschen Weg zu befinden. Ihre Leser erfahren von den Tragödien in der Familie und im Freundeskreis, von Zusammenhalt in diesem Umfeld und von Niedertracht, wenn es um politische Auseinandersetzungen ging. Vieles davon ist auch in den deutschen Medien ein Thema gewesen, einiges ist jedoch so persönlich, dass es erst durch dieses Buch den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat.
Michelle Obama hat ihre Nebenrolle als FLOTUS dazu genutzt, Initiativen aufzubauen, die benachteiligte Menschen unterstützen sollten. Dabei bekam sie prominente Unterstützung z. B. von Jill Biden, der Ehefrau des damaligen Vize-Präsidenten Joe Biden. Diese Initiativen nahmen einen erfolgreichen Verlauf, weil Michelle Obama es verstand, mithilfe ihres eigenen Stabes dicke Bretter zu bohren und sie beharrlich bei der Sache blieb. Doch an erster Stelle stand für sie immer das Wohlergehen ihrer beiden Töchter.
So sehr Michelle Obama lange Zeit an sich selbst gezweifelt hat, so sehr bewundert sie ihren Mann. Mit Ausnahme seines Hangs zur Unordnung und seiner Probleme mit der Pünktlichkeit hat sie für ihn nur Bewunderung übrig. Auch seine Arbeit als US-Präsident stellt sie in ein durchweg positives Licht. Mit vollem Unverständnis reagiert sie auf die Versuche der republikanischen Abgeordneten, Obamas Reformen nur deshalb zu torpedieren, weil sie von ihm als Präsidenten der Demokratischen Partei kamen. Mit dem Verstand war es schließlich nicht zu erklären, dass zum Beispiel einem Gesetz, in dem es um die Reduzierung des Übergewichts von Kindern und Jugendlichen ging, von den Republikanern Steine in den Weg gelegt wurden. Das sind allerdings Mechanismen, die sich auch außerhalb der USA beobachten lassen.
Obama beschreibt, mit welchen Einschränkungen, aber auch Privilegien es verbunden ist, als Präsidentenfamilie im Weißen Haus zu leben. Man wird rund um die Uhr versorgt, kann aber wegen der strengen Sicherheitsbestimmungen so gut wie keinen Schritt machen, der nicht unter den Augen des Secret Services stattfindet. Spontan zu sein ist nicht mehr möglich. Damit die Töchter einen halbwegs normalen Alltag hatten, wurden die sehr strengen Regeln für sie an manchen Stellen gelockert.
Es ist kein Geheimnis, dass Michelle Obama mit der Präsidentschaft von Donald Trump hadert. Als er den Wahlkampf gegen Hillary Clinton gewann, war ihr unbegreiflich, wie auch Frauen und Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe diesem frauenverachtenden Rassisten ihre Stimme geben konnten. Sie nimmt ihm besonders übel, das Gerücht, Barack Obama sei nicht in den USA geboren worden und darum kein US-Bürger, befeuert zu haben. Damit hatte er nicht nur den Präsidenten, sondern auch dessen Familie ins Fadenkreuz potentieller durchgeknallter Attentäter gerückt: "Mit seinen bösartigen Unterstellungen gefährdete Donald Trump die Sicherheit meiner Familie. Und das werde ich ihm nie verzeihen."
Obama betont an mehreren Stellen ihre Liebe zu ihrem Land, trotz seiner Widrigkeiten und Widersprüchlichkeit. Eine dieser Widrigkeiten hatte sich am Wahltag gezeigt, der Trump zum 45. Präsidenten der USA machte: Seine Gegnerin Clinton hatte zwar fast drei Millionen mehr Stimmen, aber der künftige POTUS konnte eine größere Zahl von Wahlmännern hinter sich vereinen.
Michelle Obama betont mehrmals, dass sie für ein politisches Amt nicht zur Verfügung steht. Diese reservierte Haltung gegenüber der Politik zieht sich durch ihr ganzes Buch. Die Jahre im Weißen Haus bewertet sie jedoch grundsätzlich positiv; lediglich die Amtsübergabe an den Nachfolger ihres Mannes nahm sie mit Sorge wahr: Auf der Tribüne, auf der sich die vom frisch gewählten Präsidenten ausgesuchten Gäste befanden, bemerkte sie eine Eintönigkeit, wie sie sie bei früheren Amtseinführungen beobachtet hatte - weiß und männlich dominiert. Doch sie hat sich vorgenommen, sich den Optimismus, der sie immer begleitet hat, zu bewahren.
Becoming - meine Geschichte ist ein sehr interessanter Blick in das Leben der Familie Obama und den Werdegang von Michelle. Der Titel ist flüssig geschrieben und dicht dran, ein Pageturner zu sein. Was ein bisschen bremst, ist die Kritiklosigkeit der Autorin, wenn es um ihren Mann geht (siehe oben) und dieser immer mal wieder aufflackernde spezielle US-amerikanische Heimat-Pathos, den man auch in von dort stammenden Heldenfilmen findet.
Becoming - meine Geschichte ist 2018 bei Goldmann erschienen und kostet als gebundenes Buch 26 Euro sowie als E-Book 14,99 Euro.