»ich schreibe keine weihnachtsgedichte, keine liebesgedichte // und ich halte menschen keine vorträge, wie sehr ich sie // mag oder verabscheue // (…) mir hängt das innerste nicht termingetreu aus dem hals heraus. generell nicht und nicht jetzt.«
Simone Kornappel verbietet nicht nur Cocooning oder emotionale Vereinnahmung durch andere. Sie fragt danach, inwieweit ein Weihnachtsgedicht inhaltlich auf die allgemein bekannten Requisiten des Festes rekurrieren muss, eben, indem sie selbst diese Requisiten ausspart. Dass sich dieser Ansatz nicht nur auf Weihnachtsgedichte, sondern auf das Mobiliar von Gedichten generell bezieht, ist klar. Auch der Titel ceci n’est pas un poème verweist darauf.
Eine weitere Ebene bei Kornappel, aber auch bei Daniela Seel, ist die interessante Frage, was »das Innerste« überhaupt sei, wann und ob dieser Begriff zur Floskel wird, längst geworden ist: Menschen sitzen um »die alte funzel hier. abflusslicht, dritter aufguss. kaum, dass // sich noch einer dran stieße. kaum, dass noch einer.« Und überall nur »so ein sitzen«, immer alles »bitteschön unverbindlich.« / Stefan Heuer, titel
Tom Bresemann (Hg.): Im Heiligkeitsgedränge – Neue Weihnachtsgedichte
Berlin: Lettrétage 2011. 32 Seiten. 8,00 Euro