22. Film+Musikfest der Murnau-Gesellschaft

Von Denis Sasse @filmtogo

Vom 5. Bis zum 13. November findet in Bielefeld zum 22. Mal das Film+Musikfest der Friedrich Wilhelm Murnau-Gesellschaft statt. Murnau wurde im Dezember 1888 in Bielefeld geboren und gilt als einer der bedeutendsten deutschen Regisseure der Stummfilmzeit. In diesem Jahr wird das ihm zu Ehren stattfindende Film+Musikfest unter dem Motto „Keine Tabus“ stehen. Darunter verstehen die filmischen Werke, die im Rahmen des Festes gezeigt werden, dass ihre Helden und Heldinnen durch das Übertreten von Verboten zwar Tabus brechen und sich in Gefahr begeben, aber gestärkt daraus hervor gehen.

5. November 2011: Moulin Rouge
Regie: Ewald André Dupont | Großbritannien 1929 | 137 Minuten

In der Glitzerwelt des Showbusiness erwartet das Publikum allabendliche Tabubrüche. Der Regisseur drehte für seinen dritten Film, nachdem er mit seinem eigenen Varieté gescheitert war, an Original-Schauplätzen. So bekommen die Zuschauer einen beinahe dokumentarischen Blick in den nächtlichen Amüsierbetrieb.
Begleitet wird der Film vom Cinematografischen Orchester Osnabrück unter der Leitung von Axel Goldbeck.

6. November 2011: Tabu (restaurierte Fassung)
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau | USA 1931 | 83 Minuten

Es ranken sich viele Legenden um die Dreharbeiten zu Murnaus letztem Film. Brachte er die polynesischen Naturgötter gegen sich auf, als er die Kamera auf einem heiligen Felsenriff positionierte? Daraufhin versanken jedenfalls Kameras im Meer, Darsteller erkrankten, verletzten sich oder starben unter mysteriösen Umständen. Und sogar der rätselhafte frühe Tod des Regisseurs wird oftmals diesem Tabubruch zugeschrieben.
Anke Wilkening von der Murnau-Stiftung wird eine Einführung zum Film geben.

10. November 2011: Lonesome
Regie: Paul Fejos | USA 1928 | 69 Minuten

Der Film bricht das Tabu, dass er fast dokumentarisch das Arbeiterelend in der Großstadt wiedergibt und dieses mit einem märchenhaften Happy End verknüpft. Die gelungene Szenerie, fernab von Hollywood, in der Einsamkeit der New Yorker Mietskasernen bestimmt die Atmosphäre des Filmes.
Eine Einführung zum Film sowie begleitende Pianomusik kommt von Daniel Kothenschulte aus Köln.

11. November 2011: Chaplinade
Regie: Charles Chaplin | USA 1917 & 1918 | vier Kurzfilme

Chaplin beginnt bereits früh mit aberwitzigen Ideen, Tempo, Trick und viel Gefühl seiner anarchistischen Komik Ausdruck zu verleihen. Mit Melone, Stöckchen und zu großen Schuhen schlägt er sich als Herumtreiber, entflohener Sträfling, Aushilfspolizist und Trinker durch vier Kurzfilmabenteuer. Es werden die Filme „The Adventurer“, „The Cure“, „Easy Street“ und „How to make Movies“ gezeigt.
Die Chaplinade wird musikalisch von den Bielefelder Philharmonikern unter der Leitung von Bernd Wilden begleitet.

12. November 2011: Die Nibelungen I + II
Regie: Fritz Lang | Deutschland 1924 | 142 & 151 Minuten

Mit dem Drehbuch zu den Nibelungen brach Autorin Thea von Harbou ein Tabu. Sie machte aus dem mittelhochdeutschen Nibelungenlied, aus Richard Wagners „Ring“ und aus Friedrich Hebbels „Trauerspiel“ eine Komposition der schönsten und stärksten Erscheinungen und brachte sie in eine neue Form.
Die musikalische Begleitung übernimmt hier das Staatsorchester Braunschweig unter der Leitung von Helmut Imig.

13. November 2011: Die kleinen Strolche
Regie: Robert F. McGowan | USA ab 1922 | 20 Minuten pro Episode

Der Kinderkosmos der kleinen Strolche kennt keine Tabus und entfaltet eine anarchistische Welt, in der eigene Gesetze gelten. In der Traumfabrik Hollywood wird derweil mit der Fernsehserie ein Tabu gebrochen: Es wird das reale Amerika aufgezeigt. Die große Depression, sowie Tramps und Hobos die durchs Land ziehen, für die der amerikanische Traum schon lange eine Fantasie geworden war. Aber die kleinen Strolche sind so charmant inszeniert, dass diese Probleme als nur halb so schlimm dargestellt werden. Es werden die Episoden „Cat, Dog & Co.“, „Rainy Days“, Election Day“ und „Fast Freight“ gezeigt.
Mit BanJoys & Washboard Wolf aus Berlin, sowie Arrangements von Rolf Sudmann.

Das Programm im Überblick:
SA, 05.11. | 20:00 Uhr | Rudolf-Oetker-Halle
Moulin Rouge, GB 1928
SO, 06.11. | 11:30 Uhr | CineStar
Tabu, USA 1931
DO, 10.11. | 20:00 Uhr | CineStar
Lonesome, USA 1928
FR, 11.11. | 20:00 Uhr | Rudolf-Oetker-Halle
Chaplinade, USA 1917/18
SA, 12.11. | 17:00 Uhr | Rudolf-Oetker-Halle
Die Nibelungen I+II, D 1924
SO, 13.11. | 11:30 Uhr | CineStar
Die kleinen Strolche, USA ab 1922