22. April 2012, NICHTS, 8.17 Uhr

Ein entspannter Tag liegt hinter mir, der sich über die gestrigen Stunden wie ein locker geschwungenes Tischtuch legte, auf dem Teller standen und Bücher lagen, nach denen wir je nach Bedarf griffen. Ein Tag zum Abschalten, der das grelle Licht in uns dämmte. Die Maschinen wurden runtergefahren, nur ein Restknurren blieb übrig. Wir saßen am Rand des Sofas und angelten Worte, während unsere Füße im Fluss der Zeit badeten, der unaufhörlich an uns vorüberströmte. Nichts gibt es zu berichten, weil nichts geschah, aber dieses Nichts füllte den ganzen Tag aus, pumpte ihn auf, bis er zu explodieren drohte. Man musste nur aufstehen, ein Buch weglegen (“Die Verfehlungen des Marquis”), nach einem anderen Roman greifen und schon war man in einem düsteren Krieg gefangen, der einen in die Südstaaten der USA entführte. Vorsichtig stampfte ich über ein Schlachtfeld, achtend, nicht auf Hände oder Füße der Toten zu treten, die wie ein neues Gewächs aus dem Boden sprossen. Die züchten hier den Tod, dachte ich noch, als ich etwas hörte, ein Flüstern, das mich hinauf auf den Hügel, hinter einen Fels hetzen ließ. In Büchern funktioniert meine Atmung hervorragend, ich habe alles im Griff, nichts kann mich aus der Ruhe bringen, ja, wenn es darauf ankommt, dann laufe ich zweiundvierzig Kilometer in sieben Sekunden. (Arme nach oben! Weltrekord!)
Leichenfledderer zogen über dieses Totenfeld. Sie durchsuchten die Kleider nach Geld, Uhren, nach etwas, was sie später bei einem Pfandleiher in Geld umsetzen konnten. Manchen brachen sie das Gold aus den Zähnen, hielten es ins Mondlicht und schätzten, wann sie ihre “Arbeit” wohl an den Nagel hängen konnten.
Ich zuckte zurück, schüttelte den Kopf, warf das Buch in den Fluss vor mir und schloss die Augen. Etwas Schlaf würde mir nach derartigen Erlebnissen nicht schaden.
Ja, ein solcher Tag war das gestern, ein vertrödelter Tag, der über Wiesen führte und in die Herzen des Bösen, in ferne Galaxien, in eine TV-Show. Ein Tag, der wie ein Kurhotel mit Sicht auf den Alltag war, der am Horizont schimmerte.
Im Grunde gibt es nichts zu berichten, höchstens von den sich nähernden Kanoneneinschlägen, von dem Jungen, der uns bat, seinem Vater nicht zu verraten, wo er sich aufhalte. Hin und wieder sprangen einige Personen durchs Zimmer, manche stellten sich vor, andere ignorierten uns. Aber die meiste Zeit über blieb es ruhig, bis mich Seraphe darauf hinwies, dass wir vorsichtig sein sollten, zu lange und zu oft mit dem Nichts zu spielen, immerhin, ich folgte ihrem Finger wie einem Hinweisschild, fehle schon ein Teil des Mauerwerks, und tatsächlich klaffte dort, wo sich sonst eines unserer Bücherregale befunden hatte, ein großes Loch. Wir starrten direkt auf den Balkon unserer Nachbarn. Seraphe reichte mir Endes “Unendliche Geschichte” und murmelte: “Lies …”
Das Nichts, wir sollten es nicht zu oft einladen, denn sonst bleibt irgendwann nichts mehr von uns übrig.



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