Quelle: https://netgalley.de
Titel(Deutsch)Hannah und ihre Brüder
Titel(Englisch)Once we were brothers
AutorRonald H. Balson
VerlagAufbau Digital
GenreHistorischer Roman
Seiten476 Seiten
Meine Bewertung
Ich bedanke mich hiermit recht herzlichst bei Netgalley.de für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplares.
Inhalt
Auf einer Spendengala in Chicago hält Ben Solomon dem für seine Spenden für wohltätige Zwecke bekannte Elliot Rosenzweig eine Waffe an den Kopf. Er beschuldigt diesen als hochrangigen SS-Offizier, der in Polen als "Schlächter von Zamość" bekannt war. Da der Beschuldigte jedoch all das abstreitet wendet sich an eine Anwältin, welche mit ihm zusammen Elliots wahre Identität beweisen soll. Denn dieser war scheinbar einst das deutsche Ziehkind von Bens Vater und hatte sich dann im Laufe des Krieges gegen seine Familie gewandt. Liegt Ben mit dieser Vermutung überhaupt richtig?
Review
Der Handlungsort ist in Polen und wird auch gut beschrieben. Die Hauptprotagonisten sind Juden und man lernt im Laufe des Buches viel über den Holocaust und die Restriktionen, die die Juden betrafen. Es werden auch viele heutzutage mitunter nicht mehr so bekannte Fakten erwähnt, wie die Endlösung der Judenfrage für die Heydrich beauftragt wurde und wie die speziell aussah. Und an vielen Stellen macht es einen wirklich fassungslos beim Lesen was diese Endlösung betraf, denn so etwas scheint heute unvorstellbar.
Allein die Kombination der Hauptprotagonisten bietet jede Menge überraschendes Konfliktpotential. Allein weil Otto ja von Juden quasi groß gezogen wurde stellt sich einem immer wieder die Frage, wie dieser so ein hochtragender SS-Offizier werden konnte.
Die ganze Zeit stellt sich zudem die Frage, ob Elliot wirklich Otto ist oder ob es sich um einen Irrtum handelt. Und wie man so etwas beweisen kann, denn bei einem so reichen und hoch angesehenen Mann braucht man schon wirklich sehr gute Beweise. Und die Suche danach wird wirklich gut und vor allem spannend dargestellt.
Beide Geschichten laufen parallel ab und dem einen gefällt so etwas und dem anderen nicht. Ich fand es an manchen Stellen störend, aber auch eher weil ich unbedingt wissen wollte wie es weiter ging und nicht erst wieder was aus der Gegenwart lesen wollte. Das stört dann auch den Lesefluss, auch wenn es zeitgleich die Spannung aufrecht erhält. Es ist ja doch beides sehr wichtig, also die Gründe für Ben seine Klage und ob er letztendlich damit durchkommt, schließlich sind es keine kleinen Vorwürfe.
Mich hat die Romanze etwas gestört, aber da es wohl eine fortlaufende Serie ist macht sie durchaus Sinn. Sie dient wohl unter anderem als Hintergrundstory, die einen durch die Bände webt. Ich werde das jetzt mal nicht negativ anwerten, da sie sich auch nicht in den Vordergrund drängt und man sie gut ignorieren kann.
Fazit
Bisher habe ich nur Bücher in dem Genre gelesen, bei denen allerhöchstens der Prolog oder Epilog in der Gegenwart spielten. Hier ist es aber so, dass oft ein kleiner Teil vom Kapitel in der Gegenwart spielt und der Rest in Form von Rückblenden beschrieben wird. So lernt man während dem Lesen viel über die amerikanische Justiz. Die Gegenwart wird aus Sicht eines personalen Erzählers wider gegeben und die Vergangenheit aus der Sicht von Ben, so dass man auch viel über seine Gedanken zu der Zeit erfährt. Dieser Teil aus Bens Sicht ist immer mit Zeit- und Ortsangabe versehen, damit die beiden Teile leicht unterscheiden kann.
Der englische Titel "Once we were brothers" passt auf jeden Fall besser zur Lektüre, da Hannah quasi nur eine Randfigur spielt und kaum auftaucht. Im Vordergrund steht auf jeden Fall das Verhältnis Ben zu Otto, denn die ganze Zeit stellt sich die Frage warum Otto so handelte. Hierbei handelt es sich um den Debütroman des Autors und das merkt man leider auch an einigen Stellen. Jedoch hebt sich der Roman definitiv von anderen in diesem Genre ab und mir fiel es zeitweise wirklich schwer ihn aus der Hand zu legen. Zudem zeigt er einem, dass man den Holocaust nie vergessen sollte.