Ich fasse hier eine Vorlesung zusammen, in der es um das sehr ernste Thema "Antisemitismus" geht. Hier werden Fakten und Daten zusammengetragen, die u. U. wichtig für unseren Test am Semesterende sind.
Ich möchte jedoch NIEMANDEM mit dem Inhalt der Posts dieser VL zu nahe treten, beleidigen oder (um Gottes Willen) aufhetzen! Ich distanziere mich vehement von antisemitischen Ansätzen/ Denkweisen und gebe mir Mühe, dies in meinen Formulierungen DEUTLICH klar zu machen.
So. Und los geht's!Im Zusammenhang mit bekannten Vertretern des Antisemitismus sind heute wieder ein paar wichtige Namen und Begriffe gefallen...:August Rohling (1839-1931)August Rohling war ein katholischer Theologe, der vor allem durch seine Schrift "Der Talmudjude" aus dem Jahre 1871 von sich Reden machte. In diesem Werk behauptet er, der Talmud schreibe den Juden vor, alle Nicht-Juden auszubeuten. Diese Art der "Talmudbeschimpfung" wurde nach und nach zu einem festen Bestandteil des Antisemitismus. Die Antisemiten sahen letztendlich im Talmud eine Art "Geheimlehre" der Juden, die die Weltherrschaft planten. Zudem existierte keine offizielle Übersetzung der jüdischen Schrift, was natürlich die Phanatsie der Judenfeinde noch weiter beflügelte. "Der Talmudjude" war bei seinen Lesern so begehrt, dass er über die Jahre hinweg immer neue Auflagen erfuhr. Natürlich konnten die Anti-Talmud-Schriften nach und nach alle widerlegt werden. Dies änderte aber nichts an der Tatsache, dass sich die Grundaussagen fest in den Köpfen der Menschen verankerten.Antisemitismus in ÖsterreichDer Antisemitismus in Österreich besaß vor allem zwei wesentliche Charakterzüge...:
- Der Antisemitismus war hier sehr stark vom katholischen Glauben geprägt.
- Der Antisemitismus war vor allem in der unteren Mittelschicht stark verbreitet und wurde hier auch in die soziale Praxis umgesetzt.
Eduard Drumont (1844-1917)Drumont war Journalist. Eines seiner wichtigsten Werke war "La France Juive" oder "Das verjudete Frankreich". Im Jahre 1839 gründete er die französische Antisemitenliga. Er beschreibt die Juden als eine verschworene Gruppe, die die anderen christlichen Nationen beherrschen will. Die "dienende Rasse" werde damit regelrecht "ausgesaugt". Juden wie die berühmte Familie Rothschild hätten, seiner Meinung nach, die Jakobiner unterstützt. Auch den Kapitalismus bezeichnet er als eine "jüdische Erfindung". In seinen Schriften nutzt er vor allem rassistische Elemente und stellt die "Semiten" den "Ariern" gegenüber. Die Juden seien durch ihr "parasitäres Dasein" auf "kulturbringende Rassen" angewiesen.Die Dreyfus-Affäre1894 fand eine Putzfrau in der deutschen Botschaft in Paris einen Brief. Es handelte sich hierbei um eine Liste/ Abschriften des französischen Generalstabs, die an Deutschland weitergegeben werden sollten. Ein Verdächtiger war bald gefunden. Man entschied sich für einen Mann namens Alfred Dreyfus, der Elsässer und Jude war. Ein Militärgericht verurteilte ihn zu lebenslanger Verbannung auf die Teufelsinsel und viele Versuche, den Prozess erneut aufzurollen, scheitern (, obwohl die Beweislage wohl wirklich dünn war). Seit 1896 ist der tatsächliche Agent bekannt, der Irrtum wird jedoch immernoch nicht zugegeben. Stattdessen wird der Prozess erst zwei Jahre später erneut aufgerollt. 1899 wird Dreyfus erneut für "schuldig" erklärt, nun jedoch begnadigt. Erst 1906 wird er rehabilitiert und dient als französischer Offizier im Ersten Weltkrieg. Die darauffolgende bzw. parallel laufende Grundsatzdebatte zieht sich noch über Jahre. Trotzdem: Das liberale/ republikanische Frankreich hat in diesem Falle über das monarchische gesiegt. Der Antisemitismus in der Gesellschaft lebte aber weiter... und der Bereich des Zionismus wurde stark von der Dreyfus-Affäre beeinflusst. Immer mehr Juden zogen in Erwähnung, einen eigenen Staat zu gründen.Bezeichnender Weise galten Länder wie Frankreich oder Russland in Bezug auf den Antsemitismus als weitaus abschreckendere Beispiele als Deutschland.Antisemitismus in Großbritannien
In Großbritannien war der Antisemitismus deutlich weniger stark ausgeprägt als in anderen Teilen Europas. 1290 wurden die Juden unter König Edward I. aus dem Land vertrieben, was weitreichende kulturelle Folgen hatte. Vor allem durch das Christentum wurde quasi ein Antisemitismus ohne Juden verbreitet. Trotzdem: wenn auch abgeschwächt war die Judenfeindschaft auch in GB zu bemerken. Ein gutes Beispiel hierfür ist William Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig", in dem judenfeindliche Stereotypen verbreitet werden und welches zum Massenerfolg wurde (s. a. "Der Jude von Malta").
1656 wurde Cromwell zum Lord Protector der Replublik. Juden wurden nun wieder im Land zugelassen. Ihre Rechte unterlagen jedoch klaren Beschränkungen. So durften sie beispielsweise kein Land erwerben usw. . Durch die Puritaner, die sich selbst als das neue "auserwählte Volk" Gottes sahen, erfuhr jedoch vor allem das Alte Testament und damit auch das Judentum eine Aufwertung. England sollte (in den Augen der Puritaner) das "neue Jerusalem" werden.
In den 1750er Jahren wurden die Juden zu Bürgern Englands erklärt, auch wenn die konservative Seite (die Opposition) dagegen war und die Liberalen diesen Schritt beführworteten. In Bezug auf den Antisemitismus war in Großbritannien vor allem die politische Seite betroffen. In die Gesellschaft drang das Gedankengut weniger ein. 1858 durften Juden sogar Unterhausabgeordnete werden. Um 1900 wanderten viele jüdische Menschen (vor allem aus dem russischen Polen) nach England ein. Vor allem soziale Konflikte wurden damit immer mehr antisemitisch aufgeladen und die Gerüchte vom "jüdischen Lohndrücker" machte die Runde. Es kam zu einem Einreisestopp für Ausländer... ein Beschluss, der sich vor allem gegen die sog. "Ostjuden" richtete. Trotzdem: Im Vergleich zu anderen Ländern kann am Beispiel von Großbritannien von einer "gemäßigten Judenfeindschaft" gesprochen werden.
Antisemitismus in Italien
Auch in Italien war die Judenfeindschaft schwächer ausgeprägt. Vor allem in Norditalien waren die Juden in der Gesellschaft weitesgehend integriert und auch auf politischer Ebene war wenig in Richtung Antisemitismus spürbar. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich jedoch eine stark katholisch geprägte Judenfeindschaft, die vor allem als ein Mittel gegen den Liberalismus gesehen wurde.
Antisemitismus in Polen
Vor allem in "Kongresspolen" (, also dem Teil Polens, welcher dem Zarenreich zugeordnet war) kam es immer wieder zu Aufständen gegen die Oberherrschaft. Die jüdische Bevölkerung konzentrierte sich an manchen Orten, an anderen lebte fast keine Juden. Der Anteil der jüdischen Bevölkerung schwankte damit immer zwischen ca. 10% und 30-50%... je nach Ort. In den 1880er Jahren wuchs vor allem in der Bevölkerung die Solidarität mit der jüdischen Bevölkerung. Jedoch kam es parallel dazu im Jahre 1881 zu Pogromen in Warschau. In Polen vereinen sich die rassistischen und religiösen Argumente der Judenfeindschaft. Roman Dmowski gilt als einer der radikalsten Vertreter des polnischen Antisemitismus. In seiner Schrift "Gedanken eines modernen Polen" aus dem Jahre 1903 erklärt er die "Unvereinbarkeit" eines modernen Polen mit dem Judentum und beschreibt die Juden als eine "zersetzende Kraft". Das "Besondere" am polnischen Antisemitismus ist der Umstand, dass dieser in Zusammenhang mit einem Nationalismus steht, der keinen Nationalstaat hat (Polen war ja immernoch dreigeteilt) und die Verknüpfung des Antisemitismus mit der sozialen Frage.
Antisemitismus in Russland
Vor allem durch die Teilung Polens und dem damit verbundenen Gebietszuwachs für Russland kam es zu einem deutlichen Anstieg der Zahl der jüdischen Menschen in Russland (beispielsweise kamen die litauischen Gebiete in diesem Zusammenhang unter die Herrschaft der Zaren!). Durch die Grenzverschiebungen gehörten die ehemals polnischen Juden nun zu Russland und damit spielte aufeinmal auch der nationale Aspekt eine große Rolle. Unter Katharina II. kam es zu Sondergesetzen, die ausschließlich die jüdische Bevölkerung betrafen. In den Jahren 1825 und 1841 kam es zu zahlreichen gewaltsamen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung. 1835 wurden die jüdischen Ansiedlungsmöglichkeiten begrenzt. Es entstand ein sog. "Ansiedlungsrayon" im ehemaligen Polen, also am Rande Russlands und quasi als eine Art der "Abschottung" gegen den Westen. 1861 kam es unter Zar Alexander II. zur Bauernbefreiung, 1881 zur Ermordung des Zaren. Die antisemitischen Ausschreitungen rissen nicht ab. Nach dem Tod Alexanders waren hiervon ca. 100 jüdische Gemeinden direkt betroffen. Infolge der Diskriminierungen und der Pogrome wanderten immer mehr Juden nach Westeuropa oder beispielsweise Argentinien aus, um sich hier eine neue Existenz aufzubauen.
"Die Protokolle der Weisen von Zion"
Hierbei handelt es sich um ein Werk, welches den Juden unterstellt, die Weltherrschaft an sich reißen zu wollen. Es wird ausgesagt, dass jeder Jude ein Teil der jüdischen Weltverschwörung sei. Entstanden sind "Die Protokolle der Weisen von Zion" vor dem Ersten Weltkrieg im Zarenreich. Vor allem in den 20er und 30er Jahren waren sie besonders wirksam und verbreiteten sich schnell in der Gesellschaft. Insgesamt ist das Werk (je nach Ausgabe) zwischen 40 und 80 Seiten lang und in 24 Abschnitte (= die angeblichen "Sitzungen") untergliedert. Alles scheint relativ allgemein erzählt. Ein jüdischer Führer philosophiert beispielsweise über Arten der Herrschaft, kritisiert den Liberalismus und erklärt, dass er den Adel zerstören und den christlichen Glauben "zermürben" möchte. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass hier alle jüdischen Klischees und Vorurteile bedient werden. Ach ja: Noch was! Den EINEN Originaltext gibt es nicht!