2006 Ferrer Bobet, DOC Priorat, 15%

Von Pfholm

Das ist doch mal eine Farbe im Glas: tiefes, klares Purpur- bis Rubinrot mit violetten Einschlägen und wässrigem Rand.

In der Nase zunächst nur eine verhaltene Frucht. Etwas Sauerkirsch, Johannisbeere und Holunder. Hinzu kommt eine würzige Note. Feine Kräuter, Zedernholz, Tannennadeln, ätherische Noten. Dann rauchige Anklänge, etwas balsamische Erinnerungen. Anschließend wieder die Frucht. Pflaume und Zwetschge. Sehr vielfältig und komplex, aber nicht erschlagend und fett, sondern elegant und fein verwoben. Auch mineralische Eindrücke sind auszumachen. Je länger der Wein im Glas ist, desto mehr Aromen gesellen sich hinzu. Immer wieder ein neuer Eindruck.

Ich hatte am Gaumen mit einer Wuchtbrumme gerechnet, schließlich hat der Stoff 15% … Der Eindruck ist jedoch ein ganz anderer. Am Gaumen ist er zunächst erstaunlich schlank. Und das finde ich gut so! Die Frucht, die Kräuter und die Würze vom nasalen Eindruck bestätigen sich. Besonders die Sauerkirsche mit einer belebenden, feinnervigen Säure macht sich bemerkbar. Unterstützt wird dies durch eine würzige Komponente, die mich an Salmiak und Lakritz erinnert. Dann Blaubeeren und wieder Holunder. Die Tannine sind präsent; reif und harmonisch. Erstaunlich welch Länge der Wein hat.

Für mich ein ungewöhnlich eleganter Vertreter aus dem Priorat. Einer der wenigen Vertreter, bei denen ich direkt Lust nach einem weiteren Glas verspüre. Nicht, dass ich Priorats nicht mag, aber die einen sind so gewaltig, dass sie mir den Atem verschlagen und ich mich kaum traue, ein zweites Glas zu trinken, und die anderen sind plump und modern “gemacht”. Die letzteren sollen Punkte bei Mr. P abräumen. Es fehlt Ihnen nur an Authentizität und Charakter …

Ich bin gespannt auf den 2007 Ferrer Bobet Selecció Especial der noch bei mir im Keller liegt. Mal sehen wie der sich präsentiert. Stay tuned …