Die großen jüdischen Dichter des mittelalterlichen Spanien sind Teil des jüdischen Erbes, Namen wie Dunash ibn Labrat, Solomon ibn Gabirol, Moses ibn Ezra, Samuel Hanagid und Yehuda Halevi kommen einem in den Sinn. Doch es ist keine Überraschung, daß es alles Männer waren.
Umso erstaunlicher, daß es in dieser Zeit zahlreiche moslemische Frauen gab, deren Gedichte erhalten sind. Obwohl Moslems die Juden das „Volk des Buches“ nennen, waren es moslemische Frauen, die dauerhafte poetische Werke schufen.
Wie ist diese Diskrepanz zu erklären? Es fällt schwer anzunehmen, daß die moslemischen Frauen im damaligen Spanien soviel besser ausgebildet waren als ihre jüdischen Zeitgenössinnen. Arabisch wurde die lingua franca nach der moslemischen Eroberung des Landes im Jahr 711. Wurden, als die jüdischen Dichter auf Arabisch und später auf Hebräisch zu dichten begannen, die Frauen völlig ausgeschlossen?
Nur sehr wenige Gedichte jüdischer Frauen aus dieser Zeit sind erhalten. Das muß nicht unbedingt bedeuten, daß nicht mehr geschrieben wurden. Die Gedichte sind von hoher Qualität, nur die geringe Menge ist das Problem.
Kasmunah („die kleine Bezaubernde“ oder „die mit dem hübschen Gesicht“) aus Andalusien war die Tochter von Isma’il ibn Bagdala „dem Juden“. Ihre arabischen Verse wurden in eine im 15. Jahrhundert von einem Ägypter zusammeegestellte Anthologie von Gedichten von Frauen aufgenommen. Man weiß wenig von ihr, die Forschung streitet sich, ob sie im 11. oder 12. Jahrhundert lebte. Manche von denen, die die frühere Variante vorziehen, vermuten, daß sie die Tochter Samuel Hanagids war, der auch ibn Nagrella genannt wurde und der tatsächlich eine Tochter hatte. Man vermutet, daß die Namen Bagdala und Nagrella verwechselt wurden.
Fest steht jedenfalls, daß Kasmunahs Vater sie auf dem Weg schöpferischer Zusammenarbeit unterrichtete. Er schrieb zwei Zeilen, auf die sie entsprechend antworten mußte.
Den Stil, den er verwendete, nennt man Muwwashah, eine schwierige Form, in der beide brillierten. Wenn man ihre Verse liest, spürt man enorme Originalität und Gewandtheit in arabischer Dichtkunst und die Sanftmut einer kultivierten Frau.
Die Frau des Dichters Dunash ibn Labrat lebte gegen Ende des 10. Jahrhunderts. Man weiß wenig von ihr. Ihr Mann wurde in Fez geboren, er studierte in Bagdad und lebte einige Zeit am Hof des bedeutenden Diplomaten Hasdai ibn Shaprut in Córdova. Nicht einmal ihr Name ist überliefert, aber ihre Fertigkeit in hebräischer Dichtung ist erstaunlich. / RENÉE LEVINE MELAMMED, Jerusalem Post 5.1.
A Jewish poetess, named Kasmunah, daughter of Isma’il the Jew, is also counted among the bright geniuses of that nation. Her father, who was himself a man of considerable learning and a good poet, had bestowed the greatest care on her education, and imparted to her all the science which he himself possessed. He used to compose part of an ode and then give it to her to finish. He once said to her,—“ Tell me who is “The master of beauty, who fights and vanquishes those who oppose him, „and yet whose trespasses are excused?“ And she replied, almost immediately,
„The sun, which imparts its light to the minor constellations, and whose „face after this appears quite dark.“
Aus: The history of the Mohammedan Dynasties in Spain: extracted from the Nafhu-t-Tib Min Ghosni-l-Andalusi-r-Rattib … by Aḥmad b. Muḥammad al Makkari, Band 1.
Autor: Aḥmad Ibn- Muḥammad al- Maqqari
Herausgeber: Pascual de Gayangos
Übersetzt von Pascual de Gayangos
Verlag: Oriental Translation Fund, 1840
Original von Bayerische Staatsbibliothek
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544 Seiten