Wohlgemerkt SACHEN!! Ich betone das so, weil es ja immer noch Leute gibt, die auf die komische Idee kommen, lebende Tiere zu Weihnachten zu verschenken. Obwohl das mittlerweile echt verpönt ist! Eine bekannte Kette für Tierbedarf hat sogar einen Zeitraum vor Weihnachten festgelegt, in dem sie keine Tiere verkaufen, damit die nicht zu Weihnachten verschenkt werden können. Ich kann mir das auch echt gar nicht erklären, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, Tiere zu Weihnachten (oder überhaupt) zu verschenken.
Wir sind doch keine Sache! Oder? …
Das heißt, nicht mehr, zumindest. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit wurden Tiere laut Gesetz tatsächlich noch den Sachen zugeordnet.
Erst 1990 wurde im BGB ein Paragraph eingefügt, nachdem Tiere keine Sache sind.
Aber – ACHTUNG EINSCHRÄNKUNG – sie sollen laut Gesetz noch immer wie eine Sache behandelt werden.
Für mich ist das verkehrte Welt, findest du nicht? Woran liegt das bloß, dass die Behandlung von Tieren so zwiespältig ist? Ist das vielleicht einfach ein langsamer bürokratischer Denkapparat? Oder liegt es mal wieder am Geld? Oder hat es gar wissenschaftlichen Hintergrund? Ich glaube, das ist doch eine recht komplizierte Angelegenheit! Und vielleicht steckt von allem ein bisschen drin.
Zunächst einmal ist alleine nur auf die Rechtsprechung bezogen einiges viel einfacher, wenn Tiere als Sache behandelt werden. Das fängt beim Kauf und Verkauf an, wenn ein Kaufvertrag aufgesetzt werden muss, um quasi die Besitzverhältnisse, also eigentlich die Verantwortung, zu klären und geht weiter, wenn es um Haftpflicht (also z.B. wenn ein Hund einen beißt) etc. geht.
Ich sage mal so: eine Sache die ich GEkauft habe, kann ich auch leicht wieder VERkaufen, also weggeben. Wenn man jetzt aber hingehen würde und Tiere nicht mehr als Sachen behandeln würde, sondern wie Lebewesen, und man würde vielleicht sagen, ein Hund muss adoptiert werden, würden Hunde vielleicht öfter ein dauerhaftes Zuhause finden. Oder habt ihr schon mal gehört, dass jemand VERdoptiert wurde?
Was die Geldseite betrifft … Ja, da wird es erst so richtig kompliziert!!
Stell dir mal vor, das deutsche Gesetz würde so geändert werden, dass Tiere fortan ABSOLUT NICHT mehr als Sache behandelt werden dürften … Ohje, da würde ein riesiger Batzen Geld flöten gehen. All die Steuergelder, die Hundehalter z.B. bezahlen, die wären dann rechtswidrig (sind sie ja eigentlich heute schon). Und wie sollte Deutschland dann bloß dieses riesige Loch in der Kasse stopfen?
Sieht SO eine Sache aus???
Also, ICH hätte da schon ein paar Ideen, aber mich fragt ja keiner … Man könnte z.B. eine Strafsteuer für Tierquälerei erheben. Da ließe sich nach den aktuellen Zuständen eine Menge Geld verdienen. Oder man könnte eine Fleischsteuer einführen, damit die Massentierhaltung endlich eingedämmt wird.
Aber, wie gesagt, mich fragt ja mal wieder keiner …
Der – meiner Meinung nach – wichtigste Faktor ist aber wohl die Wissenschaft. Denn die Wissenschaft stellt eine wichtige Grundlage dar für die Sicht der Dinge (äh, also der Tiere) aus menschlicher Perspektive.
Weißt du eigentlich, woher sich der Begriff „Tiere“ ableitet? Genau genommen heißt es eigentlich „nichtmenschliche Tiere“, denn Menschen sind ja genau genommen auch Tiere, nämlich Säugetiere. Da es aber zu umständlicht ist, jedes Mal „nichtmenschliche Tiere“ zu sagen, ist man einfach dazu übergegangen, „Tiere“ zu sagen.
So hat man aber auch eine deutliche Differenzierung zum Mensch erstellt. Und die ist gerade für die Wissenschaft von großer Bedeutung. Kürzlich hat mein Frauchen in einem Beitrag im Radio gehört, wie ein Mensch sich über selbst erfahrene Misshandlungen mit der Formulierung äußerte: „man hat uns behandelt wie Tiere!“.
Noch vor gar nicht so langer Zeit war es eine Regel in der wissenschaftlichen Forschung, dass Tieren Nummern zugeteilt wurden, niemals Namen. Und es war nicht erlaubt sie einem Geschlecht zuzuordnen, sie mussten mit „es“ bezeichnet werden. Und warum war das so? Es ging um eine Versachlichung der Tiere. Denn es ist viel einfacher mit einer Sache zu forschen, als mit einem fühlenden Wesen.
Das mit der Sache das gefällt mir nicht!!
Und genau das wollten die Wissenschaftler den Tieren absprechen, nämlich dass sie fühlende Wesen waren. Ist ja auch logisch, wenn man sich mal vor Augen führt, was mit Tieren so alles angestellt wurde und leider auch noch heute angestellt wird, zu einem großen Teil. Jeder weiß heute, dass es keine besonders witzige Angelegenheit ist, als Tier in einem Forschungslabor zu leben. Niemand käme jemals auf die Idee, das, was dort mit Tieren gemacht wird, einem Mensch anzutun.
Aber, wie gesagt, diese wissenschaftliche sachliche Sichtweise ist nicht nur in der Wissenschaft wichtig, sie ist eine Grundlage für die Betrachtung von Tieren in vielen Bereichen. Tiere sind ja in vielen Bereichen von Nutzen für die Menschen. Und in den meisten Bereichen funktioniert diese Nutzung nur, weil sie versachlicht werden, also zu einem Objekt gemacht werden.
Fleisch wird mittlerweile als eine Art Massenware betrachtet. Kaum jemand denkt bei dem abgepackten Schnitzel im Supermarkt noch an das Schwein, von dem es gewonnen wurde. Massentierhaltung funktioniert nur, weil das Tier versachlicht, zum Objekt gemacht wurde. Kein Mensch würde noch bereit sein, in einem Schlachthaus zu arbeiten, wenn er denken würde, es handelt sich bei dem Rind oder Schwein um ein fühlendes Wesen.
Oder Leder. Wieso heißt es überhaupt „das“ Leder? Weil es eine Sache ist, klar! Aber diese Sache wird von einem Tier gewonnen (unter zum Teil regelrecht grausamen Bedingungen übrigens). Kaum jemand denkt darüber nach, wenn er auf der Suche ist, nach einem Paar qualitativ hochwertiger Schuhe aus „echtem“ Leder. Und so ließe sich diese Liste endlos fortführen …
Es gibt aber auch eine andere Seite der Wissenschaft. Mittlerweile zeigen die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschungen deutlich, dass zwischen Tieren und Menschen die Unterschiede gar nicht so groß sind. Alleine aufgrund ihrer vielen Gemeinsamkeiten in den Gehirnstrukturen lässt sich eindeutig belegen, dass Tiere Gefühle haben, also fühlende Wesen sind. Eigentlich ist das ganze sogar noch schlimmer, als bislang angenommen. Denn man hat herausgefunden, dass die Intelligenz eine wichtige Rolle spielt, bei der Verarbeitung von Schmerzempfindungen.
Wenn man nun unterstellt, dass ein Rind weniger intelligent ist als ein Mensch, bedeutet das wiederum, dass es weitaus mehr unter Schmerz leidet, als ein Mensch. Und wenn man nun bedenkt, dass Schmerz ein alltäglicher Umstand ist, bei der Handhabung der Tiere in der Massentierhaltung, da man ursprünglich unterstellte, diese Tiere empfänden nichts oder wenig, sollte einen das traurig, oder zumindest nachdenklich stimmen …
So, ich hoffe ich habe dich mit „meinen Gedanken zu Weihnachten“ auch ein bisschen zum nachdenken angeregt. Und vielleicht hast du ja deinen Weihnachtsbraten noch nicht gekauft und überlegst dir, dieses Jahr darauf zu verzichten, oder ihn zumindest beim Bauer um die Ecke zu kaufen, der seine Tiere artgerecht hält. Oder du kaufst die Kosmetik, die du verschenken wolltest, doch bei einem Hersteller, der sich deutlich distanziert von Tierversuchen.
Wenn du noch mehr erfahren möchtst, über die Gefühle der Tiere, kann ich dir das Buch „Das Gefühlsleben der Tiere“ von Marc Bekoff empfehlen. Marc Bekoff ist Professor der Biologie, Tierforscher und sehr engagierter Tierschützer. Oder du fragst einfach mich, ich habe eine ganze Menge Gefühle und kann dir ausführlich darüber berichten …
Ich hoffe, dir hat unser Weihnachtsspecial gefallen, sofern man hier von gefallen sprechen kann … Vielleicht regt es dich auch zum nachdenken an …
Bis zum nächsten Mal wünschen wir dir und deinem Hund eine schöne Zeit, macht es gut …
Herzliche Pfotengrüße und bis bald
Lucy und Anke
Hier kannst du dir noch anschauen, warum es keine gute Idee ist, Tiere zu Weihnachten zu verschenken