Meine ersten Mischpulte hatten pro Kanal nur einen Schieberegler für die Lautstärke. Das reichte mir für 15 Jahre, um meine Mixe zu machen.
Erst im Jahr 2004 entdeckte ich, dass neuere Club-Mixer mindestens einen 3-Kanal-Equalizer eingebaut hatten. Mit diesem Equalizer lassen sich bestimmte Frequenzbereiche absenken oder anheben. Und diese Funktion lässt sich beim Mixen für deutlich sanftere Übergänge zwischen zwei Liedern nutzen.
Ich beobachtete, das manche DJs damit die Gesamtlautstärke lauter bekommen, indem sie alle EQ-Regler nach rechts drehen. Doch das ist nicht der eigentlich Zweck dieser Potis.
In den 4-Kanal-Clubmixern findest du die Potis für den Equalizer (EQ) jeweils über dem Schieberegler. Ein klassischer 3-Kanal-Equalizer behandelt diese Frequenzbereiche:
Equalizer benutze ich nur während des Mixens, also während dem Übergang von einem Lied auf das nächste Lied. Der Live-Track läuft immer mit Equalizer in der neutralen Mittelstellung.
Vor dem Übergang
Wenn ich dann das nächste Lied vorbereite, drehe ich den Equalizer zunächst auf neutral. Damit kann ich den Bassschlag und die Claps besser heraushören, um die Geschwindigkeit anzugleichen. Außerdem regle ich die Lautstärke des Kanals auf maximal + 4dB ein.
Wenn der Takt des laufenden Lieds bei der nächsten Eins ankommt, starte ich den zweiten Song. Manchmal muss ich das zweite Lied noch etwas anschieben oder abbremsen, weil ich etwas zu früh oder zu spät auf Start gedrückt habe.
Sobald beide Lieder mit der gleichen Geschwindigkeit laufen, bereite ich den Übergang vor. Dazu drehe ich alle drei EQ-Regler auf ungefähr 10 Uhr, also nach links, um die drei Frequenzbereiche abzusenken.
Dann schiebe ich den Kanalfader nach oben, bis das Lied leise unter dem laufenden Song hörbar wird.
Weil der Equalizer über die Frequenzbereichen so viel vom Gesamtpegel absenkt, kann ich den Kanalfader sofort ganz nach oben schieben.
Sanfte Übergänge (1. Tipp)
Jetzt kommt der Kniff für weiche Übergänge. Über die EQ-Regler tausche ich nacheinander die Mitten, Höhen und Bässe beider Lieder aus.
Dazu beginne ich meist die Mitten des laufenden Lieds herauszunehmen. Das EQ-Poti für die Mitten drehe ich von der Mittelstellung langsam nach links. Gleichzeitig drehe ich den mittleren EQ-Regler des nächsten Lieds von der 10 Uhr-Position nach rechst in Richtung Mittelstellung.
Diese Vorgang kannst du in beliebig kleinen Schritte machen und über die gesamte Zeit des Übergangs ausdehnen.
Nach den Mitten senke ich meist die Höhen des laufenden Lieds etwas ab.
Dann kümmere ich mich um den Bass-Übergang. Dieser Teil des Übergangs ist am deutlichsten für dein Publikum hörbar, weil die Kickdrum der Musik in diesem Frequenzbereich liegt.
Vom Prinzip her, ist der Ablauf gleich: den Bass-Anteil nehme ich aus dem laufenden Lied heraus, indem ich das unterste Poti des Equalizers leicht nach links drehe. Etwas mehr als bei den Mitten, drehe ich den Bass-Bereich des nächsten Lieds etwas früher auf, um den Groove nicht zu verlieren.
Vielen Tänzer dient die Kickdrum als Orientierung für den Takt. Deshalb lässt sich mit dem Bass-EQ bei einem Übergang auch sehr gut spielen.
Bass-Einsatz für zusätzlichen Kick benutzen (2. Tipp)
Sehr gerne nutze ich die Variation, den Bass des laufenden Lieds herauszudrehen, ohne den Bass-EQ-Regler des nächsten Lieds aufzudrehen. Über acht oder 16 Takte entsteht quasi ein Zeit in der beide Kickdrums immer leiser werden.
Wenn ich danach zur nächsten Eins im Takt den Bass des nächsten Lieds plötzlich auf Mittelstellung drehe, wirkt die Kickdrum umso wuchtiger. Je nach Aufbau der zwei Lieder, die du mixt, kannst du damit deine Tänzer ganz einfach zu Jubelschreien animieren.
Fast unhörbare Übergänge
Je nachdem wie viel Zeit ich für einen Übergang habe, mixe ich die Lieder eigentlich nur mit dem Equalizer ineinander. Wenn ich dann auch noch darauf achte, dass die Tonart der Lieder harmonisch zueinander passt, sind gemixte Übergänge mit einer Länge von zwei Minuten kein Problem mehr.
Wie benutzt du die Equalizer-Potis? Hast du weitere Tipps, wie sich der Equalizer sonst noch einsetzen lässt? Dann schreibe einen Kommentar weiter unten auf dieser Seite.
Außerdem findest du hier zehn weitere „Tipps für herausragend gemixte Übergänge".