Jaipur ist nach Delhi und Agra die meistbesuchte Stadt Indiens. Seit der Gründung vor 300 Jahren, hätte sich die Architektur kaum verändert. Wir sind für drei Tage in die Hauptstadt von Rajasthan gereist, um der Stadt auf den Grund zu gehen. Was gibt es wirklich in der Pink City zu sehen? Und ist sie wirklich so farbenfroh wie ihr Spitzname? Lass dich mitnehmen auf einen Spaziergang durch das Zentrum und die Umgebung der Stadt!
Tag 1: Sehenswürdigkeiten in Jaipur
Den Beinamen Pink City bekam Jaipur 1876, als Prinz Albert anlässlich eines Staatsbesuches nach Jaipur kam. Ihm zu Ehren wurden alle Häuser der Altstadt in Rosa-Orange gestrichen.
Die Altstadt erreichst du durch einen der sieben Eingangstore. Sehr charmant ist das mächtige Singh Pol mit seinen Türmchen, Balkonen und Schießscharten im Südwesten der Altstadt.
Beim Schlendern durch die Gassen fällt schnell auf, dass bestimmten Handwerks- und Händlerschichten spezielle Viertel zugeteilt waren. Folgst du der Straße vom Sing Pol zum Chand Pol Bazar, kommst du vorbei an vielen Marmorgeschäften und Werkstätten. An der Kreuzung biegst du nach rechts, wo du zum Chhoti Chaupar gelangst. Hier treffen die Hauptstraßen der Altstadt aufeinander. An den Ecken werden Früchte und bunte Blumen geboten. Da derzeit eine Metro gebaut wird, war bei uns hier totales Chaos und wir sind schnell weiter.
Durch das Tripolia Gate gelangst du nach wenigen hundert Metern zum Jantar Mantar. Diese Freiluftsternwarte gilt als das größte steinerne Observatorium der Erde. Um die aus Marmor und Sandstein gefertigten Instrumente besser verstehen zu können, wird die Funktionsweise der Geräte auf Informationstafeln kurz erklärt. Du kannst auch die Dienste eines Guides in Anspruch nehmen. Touren werden schon ab 200 Rupien angeboten.
Das Freiluftobservatorium Jantar Mantar mit seinen riesigen Messgeräten
Zurück am Tripolia Bazar läufst du weiter zum Badi Chaupar. Du kommst vorbei an unzähligen Geschäften. Statt traditionellen Produkten wie Gewürzen, Gemüse, Textilien oder Schmuck werden vor allem Küchenutensilien, Klimaanlagen und Eisenwaren angeboten.
An der großen Kreuzung angekommen, gehst du wenige Meter nach links, bis du vor der Fassade des Hawal Mahal, den Palast der Winde, stehst. Dieses fünfstöckige, mit 953 Nischen und Fenstern versehende Bauwerk ist das Wahrzeichen der Stadt. Es diente einzig und allein dazu, dass die Haremsdamen einen Ausblick auf die pompösen Festumzüge hatten, ohne selbst gesehen zu werden.
Auf der gegenüberliegenden Seite gelangst du kostenlos über eine Treppe auf ein Dach. Von hier hast du eine super Aussicht auf die Fassade. Die Geschäftsleute werden versuchen dich in ihre „günstigen Läden“ zu locken, lass dich von ihnen zu nichts drängen!
Aussicht auf die Fassade des Hawa Mahals vom Dach gegenüber
Wieder zurück am Badi Chaupar folgst du dem Johari Bazar nach Süden bis du das fotogene Sanganeri Gate erreichst. Vor dem Stadttor biegst du nach rechts. Du kommst vorbei an vielen Sari-, Seiden- und Schmuckgeschäften.
Wenn du die Altstadt nun durch das New Gate verlässt und die Straße nach Süden gehst, gelangst du zum Ram Niwas Garden und der darin gelegenen Albert Hall. Dieses beeindruckende Gebäude beinhaltet das Central Museum. Neben archäologischen Funden und kunsthandwerklichen Arbeiten aus Rhajasthan werden auch persische Teppiche und eine ägyptische Mumie ausgestellt. Eine etwas fragwürdige Anordnung, die du dir gern anschauen kannst, aber nicht unbedingt gesehen haben musst.
Wenn du nun noch Muse hast, kannst du der Straße ca. 1,5 – 2 Kilometer weiter nach Süden folgen, bis du den Lakshmi-Narayan-Tempel (auch bekannt als Birla-Tempel) erreichst. Vor allem am Abend wirkt die Anlage sehr schön, wenn der weiße Marmortempel hell erleuchtet ist.
Blick vom Lakshmi Narayan Tempel zum Moti Dungri Fort
Den Zentralpark kannst du als Sehenswürdigkeit auslassen. Er besteht größtenteils aus einer großen, umzäunten Golffläche, welcher mit einer Jogging-Strecke umgeben ist. Für einen Morgen- oder Abendlauf ist es jedoch ein netter, ruhiger Ort. Wir entdeckten am Wegesrand sogar einen Eisvogel.
Tag 2: Die Umgebung von Jaipur
Das Amber Fort
Am nächsten Tag lohnt es sich, die Stadt zu verlassen und die Umgebung zu erkunden. Eines der berühmten Sehenswürdigkeiten ist das Amber Fort elf Kilometer nördlich von Jaipur.
Für über sechs Jahrhunderte war Amber die Hauptstadt der Kachawahas, bevor sich 1727 Jai Singh II. entschloss, in Jaipur seine neue Residenz zu errichten.
Über einen gewundenen Kopfsteinpflasterweg gelangst du hinauf zum Fort. Der Aufstieg dorthin ist nicht weit. Wenn du möchtest, kannst du im Tal auch einen Jeep mieten oder dich auf den Rücken einen Elefanten nach oben tragen lassen. Für die Tiere ist das alles andere als gesund, weshalb ich dir davon dringend abraten möchte!
Das Amber Fort mit dem großen Haupttor Suraj Pol
Wenn du das Haupttor Suraj Pol durchquert hast, befindest du dich in einem weiträumigen Innenhof. Guides bieten dir hier ihre Dienste an, mit ihnen gemeinsam die Anlage zu erkunden. Wir haben uns für den Audio Guide entschieden. Ihn bekommst du für 150 Rupien.
Über eine breite Treppe gelangst du nach einer kleinen Kontrolle zum zweiten Innenhof mit dem Audienzsaal Diwan-e-Am. Hier hielt der Maharaja seine offiziellen Empfänge ab.
Durch das schöne, mit Ornament verzierte Tor Ganesha Pol erreichst du die Privatgemächer der Herrscherfamilie.
Ein Innenhof und der Spiegelsaal im Amber Fort
Ein Stopp am Wasserschloss
Vermutlich hast du es auf dem Weg zum Amber Fort schon entdecken können. Circa auf der Hälfte der Strecke von Jaipur nach Amber befindet sich auf der rechten Seite das Wasserschloss Jal Mahal. Hier kannst du auf dem Rückweg einen kurzen Fotostopp einlegen. Das Schloss direkt kann jedoch nicht besichtigt werden.
Jaipur von oben bei Sonnenuntergang
Im Norden von Jaipur befindet sich auf einem Hügel das Nahagarh Fort, welches auch Tiger Fort genannt wird. Im Vergleich zu Amber ist es nicht so überlaufen und doch ein sehr schönes Fort mit einem wunderbaren Panoramablick über die Stadt. Kurz vor Sonnenuntergang kannst du beobachten, wie die Großstadt sich immer mehr in ein Lichtermeer verwandelt. Nebenan befindet sich eine Cafeteria, die bis 22.30 Uhr geöffnet hat.
Erreichen kannst du das Fort über einen zwei Kilometer langen, gewunden Fußweg oder per TukTuk über die acht Kilometer lange Zufahrt.
Blick über Jaipur vom Nahagarh Fort
Weitere Orte, die du in Jaipur entdecken kannst
Wenn dir das noch nicht genug war, kannst du auch noch diese Orte entdecken. Wir haben sie aus Zeitgründen weggelassen.
- Der Affentempel Galta im Osten von Jaipur. Wenn du noch keine Affen in Indien gesehen hast, wirst du spätestens hier fündig.
- Den Stadtpalast in der Altstadt. Uns wurde von einem Besuch abgeraten, da es nicht viel zu sehen gäbe und wir dafür ein weiteres Ticket benötigt hätten.
- Das Jaigarh Fort oberhalb vom Amber Fort. Hier kannst du die größte Kanone der Welt sehen.
Das Combosite-Ticket – Entdecke die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Jaipurs mit einem Ticket
Wenn du auch die oben genannten Sehenswürdigkeiten besichtigen möchtest, kann ich dir das Kombiticket empfehlen. Es kostet 400 Rupien und ist gültig für zwei Tage. Studenten zahlen die Hälfte.
Im Preis enthalten sind die Eintritte zum:
- Amber Fort (normaler Eintrittspreis: 200 Rupien | Öffnungszeiten: 9.00 bis 18.00 Uhr)
- Jantar Mantar (normaler Eintrittspreis: 100 Rupien | Öffnungszeiten: 9.00 bis 16.30 Uhr)
- Albert Hall Museum (normaler Eintrittspreis: 150 Rupien | Öffnungszeiten: 9.30 bis 17.00 Uhr)
- Nahargarh Fort (normaler Eintrittspreis: 30 Rupien | Öffnungszeiten: 10.00 bis 17.30 Uhr)
- Hawa Mahal (normaler Eintrittspreis: 50 Rupien | Öffnungszeiten: 9.00 bis 16.30 Uhr, Montag und Freitag geschlossen)
- Sisodia Rani Bagh (normaler Eintrittspreis: 25 Rupien | Öffnungszeiten: 8.00 bis 16.30 Uhr)
- Vidhiya Dhar Bagh (normaler Eintrittspreis: unbekannt | Öffnungszeiten: 8.00 bis 17.30 Uhr)
Wie du siehst, hast du mit dem Kombi-Ticket dein Geld nach vier Besuchen meist schon wieder rein.
So umgehst du die skrupellosen Tuktuk-Fahrer
Die Autoriksha-Fahrer von Jaipur gehören mit zu den unangehmsten ganz Indiens. Zu fünft warteten sie vor unserer Unterkunft. Sobald wir das Haus verlassen haben, kamen sie auf uns gestürmt und versuchten uns überteuerte Tagestouren zu verkaufen.
Eine gute und deutlich günstigere Alternative ist das Busfahren! Für 10 Rupien kommst du mit der Linie 2 vom Bahnhof zur Altstadt, sowie mit der Linie 29 von der Kreuzung Badi Chaupar nach Amber. Natürlich kannst du auch überall zwischendurch ein- und aussteigen.
Des Weiteren wird in Jaipur gerade eine Metro gebaut, die teilweise schon in Betrieb ist. Also: Lass dich nicht von den Tuktuk-Fahrern ärgern und steige lieber auf die öffentlichen Verkehrsmittel um!
Wenn du dennoch die Dienste der Fahrer annehmen möchtest, dann suche dir eins an der Straße und keins, was vor Hotels oder Sehenswürdigkeiten wartet. Diese haben sich meist nur noch auf Touristen spezialisiert und wissen, wie sie diese Abzocken können.
Unser Hotel-Tipp:
Als Unterkunft kann ich dir das Madhav Guesthouse empfehlen. Es wurde erst vor wenigen Monaten eröffnet. Der Besitzer ist sehr freundlich, hilfsbereit und ganz wichtig: Er ist einer der wenigen, der keine Deals mit den unzähligen Tuktuk-Fahrern am Laufen hat!
Jetzt mal ehrlich: Muss man Jaipur gesehen haben?
Unser Fazit nach drei Tagen in Jaipur war: Nette Stadt, die jedoch total überbewertet wird!
Wir hatten viel Gutes von der Pink City gehört. Ja, es sieht toll aus, wie die komplette Altstadt in Terrakotta-Farben getaucht ist, doch Pink ist das nicht!
Die Aussichten von den Forts waren wirklich klasse, aber auch da mussten wir feststellen, dass Indien prachtvollere Paläste zu bieten hat, wie beispielsweise den Maharadscha Palast in Mysore.
Vielleicht waren unsere Erwartungen mittlerweile zu hoch. Um dies auf den Grund zu gehen, haben wir seit unserer Abreise andere Indien-Reisende gefragt, wie ihr Eindruck von der Stadt war und bekamen überraschenderweise doch immer die gleiche Reaktion zurück: Überbewertet!