Wahid Nader, 1955 im syrischen Bmanneh geboren und seit Mitte der achtziger Jahre in Magdeburg beheimatet, zieht aus dem Umstand seiner Diaspora reizvolle Bilder, gewissermaßen vermischen sich auf einer steten Reise zwischen Orient und Okzident die Bezüge. Leipzig wird so zur Schwesterstadt von Damaskus, der geträumte Harem wird an den mitteldeutschen Flüssen errichtet; die Liebe in den kalten Landstrichen, meint man, auch sie hat etwas vom Basargeruch Vorderasiens; die Haut der Geliebten ist Marzipan, hier wie da.
Nader, der in Syrien mehrere Bücher veröffentlicht und sich unter anderem als Übersetzer von Herta Müller einen Namen gemacht hat, ist so zum Mittler zwischen der rauhen Schönheit der Börde und der Sehnsucht nach dem Ankommen, sei es in der Heimat oder endlich bei sich selbst, geworden. …
Im Übrigen sind selten solch schöne und zärtliche Gedichte über die allzu oft verkannte Landschaft zwischen Elbe und Harz geschrieben worden: „Nachts vor dem Rathaus / steht die Magd / vom Wappenstein auf. / Scheherezade, meine Liebste.“ Oder: „An der Kreuzung am Mägdesprung / mit meiner Zunge auf deiner / sagst du / Habibi.“ / André Schinkel, Mitteldeutsche Zeitung