Seraphe geleitet Bücher, die sich in unserer Wohnung – diesem labyrinthartigen Gewächs -, verlaufen haben, zu ihren Plätzen zurück; zu den Orten, die ihnen zugewiesen wurden, nachdem wir sie vor langer oder kurzer Zeit aus den Tiefen eines Wühltisches hinauf ans Licht eines Supermarkts zerrten, auf den Rücken noch die Nummern, die sie als Sklaven eines großunternehmerischen Wichtigtuers auswiesen, der nicht einmal wusste, dass es sie gab.
Sie trägt die verängstigten Taschenbücher, die verachtet und verspottet wurden, weil sie einst, gerissen von hier nach dort, Eselsohren zur Schau tragen mussten, an mir vorüber, mit einem sanften Lächeln und der Bitte, ich möge einige Worte finden, die ihren inzwischen durch ein zuvorkommendes Bügeleisen längst geglätteten Ohren schmeicheln.
Schön, will ich sagen, sage, ich rauche noch eine Zigarette, und bedauere es sofort und zutiefst, denn ein klägliches Schluchzen ruckelt durch meinen Kopf, ausgestoßen von einem heimatlosen Findling, den wir in einem Bus fanden, ausgesetzt von seiner Leihmutter, die ihn aus einer Bibliothek in Kapstadt führte, mit vielen Versprechungen, die zu halten, sie sich schon bald nicht in der Lage sah, weil Kraft und Geld fehlten, dieser armen Seele ein Bücherbord zu bieten, das nicht nur aus den Brettern einer Apfelsinenkiste gezimmert war.
So gab sie den Krimi, dem die letzten Seiten und somit die Lösung fehlen, dem Sitz des Busses hin, der sich zwar redlich kümmerte, aber derart mit Hintern in Beschlag genommen war, dass er bald schon keine Zeit mehr fand, sich um den einsamen Burschen zu kümmern.
Jetzt lebt er bei uns.
Seraphe bettet ihn neben eine altertümliche Romanze, die verschnupft und kränklich, einem baldigen Ende im Altenheim DACHBODEN entgegen fiebert; eine Belastung für Seiten und Einband, die schließlich zu einer tatsächlichen Krankheit führten, die auch die Anwesenheit des jungen Kriminalromans ohne Lösung nicht mildern kann.
Dort liegen sie und warten, bis Seraphes oder meine Hand nach ihnen greifen, sie nehmend und ins grelle Licht der Deckenleuchte streckend und dem Ausruf auf den Lippen: Auf dich, ja!, auf dich habe ich heute Lust!