Ich hätte es vorher wissen müssen: Bei Temperaturen über 25°C bin ich nicht lebensfähig, ich bin überhaupt nicht fit und hohe Luftfeuchtigkeit ist auch nicht mein Ding. Aber ich mußte ja unbedingt während der Vietnamreise durch den Dschungel im Nationalpark Cuc Phuong laufen.
Morgens nach dem Frühstück wurden wir von unserem Guide im Hotel abgeholt. Eine Stunde sind wir durch Reis- und Erdnussfelder zum Nationalpark Cuc Phuong gefahren, bis die Landschaft deutlich hügeliger wurde. Nachdem wir durch ein kleines Dorf gefahren sind, begann der Urwald. Hinter einer Kurve fuhren wir durch ein Tor. Halb verdeckt durch Äste konnte man noch das Nationalparkschild erkennen. Nach weiteren 5 Minuten fahrt erreichten wir den Eingang des Park. Dort gibt es ein Haus mit einem kleinen Restaurant, in dem wir uns erst einmal gestärkt haben. Das Essen war einfach, aber gut. In einem weiteren Haus ist sozusagen das „Visitor Center" untergebracht, wobei nur ein paar Schautafeln über den Park informierten.
Wanderung im Dschungel von Cuc Phuong
An einer Schranke bezahlten wir Eintritt und sind in den Park fahren. Eine lange, kurvige Straße führt durch den dichten Urwald. Entlang der Straße gibt es einige Haltepunkte für kleinere und größere Wanderungen, z.B. zu einer Höhle von Urzeitmenschen (die man aber nicht unbedingt gesehen haben muß) oder alten Bäumen. Wir fuhren bis zu einem größeren Parkplatz. Hier gibt es auch einen Picknickplatz und Toiletten. Dort starteten wir mit der Wanderung zu dem 1000 Jahre alten Baum .
Der schmale Wanderweg führte uns schon nach ein paar Metern mitten in den Dschungel hinein. Wir waren umgeben von hohen Bäumen, Bananenpflanzen, Farnen und vielen anderen Pflanzen, deren Namen ich nicht kenne. Viele Bäume waren von Würgefeigen umschlungen und bei einem Baum war mittlerweile nur noch die Feige übrig und der ursprüngliche Baum innen war verrottet.
Spinnen wohin man blickt
Ein Blick auf den Boden offenbarte dann noch etwas anderes. Tausende von langbeinigen Spinnen wuselten auf dem Boden herum oder hingen an den Bäumen. Wie gut, daß ich zum Wandern immer feste Schuhe anziehe. Aber zur Sicherheit habe ich den Hemdkragen hochgeschlagen und den Hut in den Nacken gezogen. Sicher ist sicher.
Das Klima war wie es zu erwarten war, heiß (über 30°C) und schwül, also nichts für mich. Aber tapfer bin ich weiter gewandert, habe die vielen Spinnen ignoriert und mir das andere Getier angesehen. Immer wieder haben wir Eidechsen, Schmetterlinge, seltsame Raupen oder auch eine Stabheuschrecke gesehen. In der Ferne konnten wir Vögel und Affen hören, nur leider haben wir keinen von beiden entdeckt.
Originelle Mülleimer am Wegesrand
Nach ungefährt einem drittel des Weges gab es eine Abzweigung zu dem „Silver Cloudy Peak", wir sind aber weiter zum alten Baum gegangen. Mittlerweile stieg der Weg ziemlich an, was mich noch zusätzlich schaffte. Aber tapfer sind wir unserem Guide gefolgt, der mit leichten Sandalen ohne Anstrengung den Berg hochging und uns oben rauchend erwartete. Dort mußte ich erst einmal verschnaufen und trinken.
Sehr gut fand ich die vielen Mülleimer, die entlang des Weges verteilt waren. Bei der Menge Wasser die man trinken muß, fällt auch eine Menge Müll an. Damit sie nicht auffallen, hatten sie die Form von Baumstümpfen. Wirklich originell.
Nachdem ich mich etwas erholt hatte, ging es weiter. Nach einem weiteren kurzen Anstieg haben wir endlich den 1000 Jahre alten Baum erreicht . Der Baum stellte sich als zwei Bäume heraus, die unten zusammengewachsen waren. Hier konnten wir nochmals eine Pause einlegen. Der Weg zurück war dann relativ einfach und es ging meistens bergab. Trotzdem war ich froh, als wir endlich den Parkplatz erreicht hatten und ich in dem klimatisierten Auto etwas abkühlen konnte.
Besuch der Primaten- und Schildkrötenschutzstation
Anschließend sind wir wieder zum Eingang zurück gefahren. Dort liegen eine Primaten- und eine Schildkrötenschutzstation, welche wir beide noch besucht haben. Die Primatenstation wurde in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Zoo aufgebaut und dient der Erhaltung und dem Schutz der in Vietnam lebenden Primaten, hauptsächlich Languren. Die Tiere stammen meistens aus Beschlagnahmungen von illegalen Wilderungen, die ein großes Problem in dem Nationalpark sind. Ziel ist es, diese Tiere irgendwann wieder auszuwildern. Dazu werden die Tiere, nachdem sie medizinisch versorgt und aufgepäppelt wurden, in ein 2 Hektar großes Gelände gebracht, bis sie dann irgendwann in die Freiheit entlassen werden. Da in der Station sehr viele deutsche Studenten arbeiten, war es sehr lustig zu sehen, das viele der Tiere deutsche Namen hatten, wie z.B. Fritz, Oma oder Heidi.
In der Schildkrötenschutzstation werden Schildkröten gezüchtet, die vom Aussterben bedroht sind, z.B. die Annam-Bachschildkröte. Das dritte Zentrum zum Schutz von kleinen Raubtierarten haben wir nicht besucht.
Es war ein anstrengender, aber auch sehr interessanter Tag und ich war froh, abends duschen zu können.
Information:
Der Cuc Phuong Nationalpark war der erste Nationalpark von Vietnam. Er liegt ca. 100 km von Hanoi entfernt in der Provinz Ninh Binh in dem bergigen Gebiet, das zur sogenannten „trockenen Halongbucht" gehört. Von Hanoi aus können Touren zum Park gebucht werden. Dort gibt es ein im Wald gelegenes Hotel. Die Ranger bieten Tag- und Nachtführungen an. In der Nähe des Parks gibt es noch weitere Ausflugsmöglichkeiten, wie z.B. der Besuch eines Mungdorfes, einer Minderheit in Vietnam.