Gilead Mishory, 1960 in Jerusalem geboren, Musikprofessor in Freiburg, spielte im Lyrik Kabinett München „vor wenigen Connaisseurs“ seine Vertonung von 13 Gedichten des großen jiddischen Dichters Abraham Sutzkever, berichtet die Süddeutsche:
Für Mishory war Jiddisch in jungen Jahren die (Fremd-)Sprache des Großvaters, mit der der Klavierstipendiat, Ironie des Schicksals, erst 1984 in München näher in Berührung kam. Sutzkevers Sprache – ‘ein immenses Glühen, das übersprang’ (Mishory) -, bildhaft, heimelig, weh, aber auch voller Humor, hat ihn zu dieser seiner ersten Komposition motiviert, der noch weitere Literaturvertonungen, zum Beispiel von Werken Else Lasker-Schülers und Marc Chagalls, folgten.
Das ‘Lider Togbuch’ wurde anlässlich des Israel-Schwerpunkts der Münchner Frühjahrsbuchwoche uraufgeführt und damals nicht weiter zur Kenntnis genommen. Ein Fehler. Der Lieder-Zyklus beginnt mit klirrenden Akkorden – ein Sonnenaufgang wie splitterndes Glas. Dieses schmerzende Vorspiel verweist auf die nur angedeutete Düsternis unter dem Sonnenglast und erfasst damit das vieldeutig Schillernde. Mishori selbst singt die Gedichte. Bei den ersten könnte man meinen, er habe Schönbergs Sprechgesang fortgeschrieben. Stimmt. Aber seine Komposition kennt viele Farben und Schichten. Bei der ‘Abgehackten Hand’, einer gruseligen Ballade, schwingt er scharfe Konsonanten statt einer Axt. / Eva-Elisabeth Fischer, Süddeutsche Zeitung