Schon ein eigenartiges Gefühl hier zu sitzen und mich an den Abend und die Nacht vor 17 Jahren zu erinnern. Nicht nur, weil damals mein sehnlichster Wunsch in Erfüllung ging, sondern auch – ich gestehe – weil es mir mein eigenes Alter vor Augen hält.
Ein Kind kriegen:
für Viele das Normalste und Nebensächlichste auf der Welt. Für mich nicht. Warum sollte auch irgendwas leicht sein in meinem Leben? Nach zwei Fehlgeburten und einem ausführlichen Gentest, wollte mein Körper – bzw. eher meine eigene Psyche – damals nicht mehr mitspielen. Doch zum Glück gab meine Frauenärztin nicht auf und zog es vor, mich ein halbes Jahr jeden Tag zweimal mit einer Spritze zu traktieren, als mich meinem Schicksal zu überlassen. Und so kam dann doch noch einmal die erhoffte Auskunft: „Sie sind schwanger!“. Aufgrund der Vorgeschichte musste/durfte/sollte ich die gesamte Schwangerschaft daheim bleiben und meinen wachsenden Bauch streicheln und jede Sekunde mit meinem Kind genießen.
Und dann: die Nacht der Nächte.
Was hab ich darauf gewartet! Ja, auf meine Art darauf hingearbeitet: schlaue (und weniger schlaue) Zeitungen , Bücher und ähnliches gelesen. Mich beim „Sport“ gequält. Und Eis gegessen. Immer und überall. Was dieses Kind für einen Appetit auf das kalte Zeugs hat(te): Wahnsinn.
Einzelheiten erspare ich Euch lieber. Davon, wie plötzlich diese doofen und für meinen Geschmack viel zu starken Schmerzen einsetzten. Mich Panik überfiel, als ich mich plötzlich ohne Ende übergeben musste (hatte man mir doch vorher gesagt, dass das ein schlechtes Zeichen sei). Die rasante (und sicher nicht ganz astreine) Fahrt ins Krankenhaus meiner Wahl. Die Überlegungen der Schwestern vor Ort, mich doch wieder heim zu schicken, da ja noch sooooo lange Zeit ist. Und dann die Panik in ihren Augen, als ich eine Stunde später erklärte, dass ich dringend Hilfe benötigen würde. Davon, wie schnell diese Geburt verlief (obwohl auch hier im Vorfeld wahre Horrorstorys erzählt wurden, da ja das Erste und so). Aber meine kleine Nachteule wollte die Dunkelheit richtig ausnutzen. Und daher hat die ganze Geburt dann auch nur noch knapp ne Stunde gedauert und obwohl erst 21:30 Uhr daheim die Wehen einsetzten, war Michelle bereits 1:35 Uhr geboren. Eine ganz Fixe halt 🙂
17 Jahre – schon ganz schön alt
Und gleichzeitig noch so verdammt jung. Es gibt jede Menge Dinge, die ich ihr so gerne erspart hätte in dieser kurzen/langen Zeit. Aber es war mir einfach nicht möglich. Nicht die Trennung von ihrem Vater, nicht das dauernde Umziehen, nicht den Tod von Stephan, nicht den Stress im Gymnasium. Ich kann nur immer weiter versuchen, den Stress so gering zu halten wie nur irgend möglich und ihr eine angenehme Zeit zu ermöglichen.
Nun beginnt sie immer mehr, ihren eigenen Weg zu gehen. Da steht das Lernen für das Abi und den weiteren Arbeitsweg an. Irgendwann wird sie das heimische Nest ganz verlassen. So sehr ich mich auch darauf und darüber freue – gleichzeitig ist der Gedanke daran schon mehr als eigenartig und sehr grenz wertig. Einen täglichen Ablauf ohne sie? Kaum vorstellbar. So wenig, wie wir mittlerweile auch miteinander zu tun haben. Die wenige Zeit ist aber in letzter Zeit viel intensiver geworden. Klar, nach unserem nächsten Umzug gehen wir uns wieder täglich auf den Keks, aber ich hoffe trotzdem, dass das alles weiter so friedlich und liebevoll zwischen uns läuft. Und das sie noch ein kleines bisschen lernen und mitnehmen kann, bevor sie das elterliche Heim eines Tages ganz verläßt…
Auf in´s Nächste
Mal schauen, was das nächste Jahr so alles zu bieten hat für meine Kleine. Ob ich das auch noch weiter sagen darf? Schließlich ist sie nicht mehr jung und größer als ich ist sie sowieso 😉 Aber sie bleibt doch meine kleine Motte…
Umzug, Führerschein, Abi beginnen, Hund erziehen, 18 und somit volljährig werden – da steht schon eine Menge auf dem Programm. Aber sie wird das Alles sicher wieder mit Bravour meistern. So wie immer. Süße – ich glaub an Dich! Und freue mich darauf, dass Du dann vielleicht ja doch mal meine „Große“ wirst…