16. November 2010, WUT, 5.40 Uhr

Kaffee, Zigarette, so eine richtige Wut muss man in sich drin haben, die muss man schlagen, damit sie sich noch steigert, damit sie sich wehrt, die muss man durch die Lande tragen, vorbei an den maulenden Maulhelden, so ein Autor ist ein Arschloch, ein dämliches Arschloch, der sitzt in seiner irischen Hütte und federt ein Gedicht über einen Uhu aufs Papier, auch über die Nacht, die ach so schwarz, über die Nacht, die ach so übernächtigt da liegt, dabei müsste er Texte schreiben, die beim Lesen explodieren, der müsste mit dem Schreiben aufhören, weil er bei all der Wut und all dem Zorn keine Zeit mehr zum Schreiben hat, die Wut, die muss man sich in seine Tasche packen, die muss man an ANDERE weitergeben, der Leander Sukov, der hat mein Wut genommen und hat sie fleißig verteilt, das ist noch ein Wutverteiler, wie man ihn sich in seiner Wut wünscht, denn so eine Wut will Kinder kriegen, die will sich vermehren, die soll man an den Straßenecken fallen lassen, damit sich so einer Unwütender bückt und sich fragt, was ist das denn, ist das etwa eine echte Wut, und dann soll er die Wut einpacken, er soll sie tief in seinen Einkaufskorb stecken, denn so eine Wut, die kann man im Kühlschrank kühlen, dort hält sie sich länger, später dann kann man die Wut seinen Kinder unter das Essen mischen, damit die auch einmal richtig wütend werden, die könnten die Wut wie einen Kaugummi kauen, die könnten die Wut von den Häuserdächern spucken, damit die Wut sich in der Luft verteilt, damit am Ende ALLE die Wut atmen und denken, Mann, habe ich heute eine Wut, ich will das ALLES nicht mehr ertragen, ich habe gar keinen Platz auf meinem Rücken, der schmerzt mich von der Schufterei, die muss da runter, denn da kommt jetzt die Wut rauf, eine Wut auf das verschissene Fernsehen, die verschissenen Politiker, die verschissenen Autoren, die verschissenen Kritiker, und mit dieser Wut stampfen sie dann durch die Straßen und heulen wie junge Hunde, denn so eine Wut, die lässt dich heulen, die wiegt schwer, die Wut ist eine Last, die Wut ist echte und harte Arbeit, denn so eine Wut will geschlagen werden, damit sie blüht.



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