Die schönsten Wörter in Daniela Seels neuem Gedichtband „ich kann diese stelle nicht wiederfinden“ sind „kondomverpackungsschnitzel“, „schmauchspurtattoo“ und – wenn man gleich zwei zusammen nimmt – „klinkenkunde für klinkenkunden“, allesamt klein geschrieben, wohlgemerkt.
Und die schönsten Wörter wären keine, wenn es sich bei ihnen nur um Blendwerk handeln würde, wenn sie nicht eingebettet wären in die Tragfähigkeit der einzelnen Gedichte. Daniela Seel hat ihren Band in fünf Gedichtreihen unterteilt, die in sich eher assoziativ oder auch thematisch komponiert sind. Das Wort „schmauchspurtattoo“ stammt aus der Reihe „fuchsia“. Um ein Gefühl für das Spiel der Autorin mit ihren Begriffen zu bekommen, bietet ihre Vorstellung von dem Wort „fuchsia“ einen guten Anfang:
„Am Wort ‘Fuchsia’ hat mich genau dieses Hybride gereizt, dass es erstmal natürlich eine Pflanze ist und dann aber auch schon im allgemeinen Sprachgebrauch eine Farbe bezeichnet, und dass es aber auch so nahe am Fuchs dran ist, dass es ganz leicht zum Tier wird und durch das A und durch die Klanggestalt auch ein Kosewort ist, und so wie ich es in dem konkreten Gedicht verwende, ist es ja eigentlich eine Koseansprechform für eine Person. Und genau eben dieses Aufplatzende der Bedeutung und dass es plötzlich in viele Dimensionen ausgreift, das hat mich an dem Begriff fasziniert, und dann natürlich auch wieder die Klanggestalt, es ist einfach ein wahnsinnig schönes Wort, was man ganz toll sagen kann – fuchsia.“
/ Volkmar Mühleis, DLR
Daniela Seel: „ich kann diese stelle nicht wiederfinden“
Gedichte. KOOKbooks Verlag, 64 Seiten kosten 17,90 Euro