158. Die Farben Weiß

Von Lnpoe

2001 erlag Amado vier Tage vor seinem 89. Geburtstag einem Herzinfarkt, seine Asche wurde unter dem Mangobaum in seinem Garten verstreut. Seine Utopie der Mischkultur ist nicht wahr geworden. In Brasilien gibt es immer noch über 140 Namen für die eigene Hautfarbe. Von sehr weiß, blass-weiß, ein bisschen braun, zimtbraun, kaffeebraun, halb-braun, halb-schwarz bis fast schwarz. Und noch immer geht es darum, ein klein bisschen weißer zu scheinen.

Michaela Metz, Süddeutsche Zeitung 21.11.

In dieser Besprechung einer Neuübersetzung zum 100. Geburtstag Jorge Amados geht die Autorin auch auf die Rezeption Amados in beiden Deutschlands ein.

In Westdeutschland schätzte man die Romane Amados, der sich spät doch noch vom Kommunismus abwandte, als eine Art Soft-Porno-Folklore mit braunen Brüsten, prallen Kreolinnen, geschmeidigen Mulattinnen, Samba, Hexerei, Zauber und Fetisch.

Andersherum, man ahnt es, in der DDR:

Wegen seiner politischen Haltung war er in der DDR wohlgelitten.

Das leuchtet so ein (obwohl ich mich erinnere, daß auch wir nach den einschlägigen “Stellen” suchten). Dann stutze ich doch etwas:

Die Übersetzungen waren jedoch den politischen Vorgaben angepasst, ohne Kenntnis der brasilianischen Kultur und Sprache aus dem Französischen fehlerhaft ins Deutsche übertragen.

Wirklich? Das muß ich überprüfen. Ich nehme die drei ersten Bände in die Hand und finde: Werkstatt der Wunder. Aus dem Portugiesischen von Kristina Hering. Kapitän auf großer Fahrt. Aus dem Portugiesischen von Sigurd Schmidt. Das Nachthemd und die Akademie. Aus dem Portugiesischen von Andreas Klotsch.

Nanu? In meinem Regal stehen 12 Romane Amados im Hardcover, bestimmt noch was in Paperback. Ich ziehe noch einen heraus: Das Land der goldenen Früchte. Aus dem Portugiesischen von Roland Erb.

Das sind Bände aus einer Reihe “Ausgewählte Werke in Einzelausgaben”. Wetten, daß jedes aus dem Original übersetzt wurde?

Meinung statt Recherche, denke ich mal. Das Übliche.

Vielleicht komme ich mal dazu, die Übersetzungen zu vergleichen – auch wegen der eingestreuten Gedichte oder Kultsprüche.