Quelle: https://netgalley.de
Titel(Deutsch)Der Münchner Parkhausmord
AutorDaniel Reinhard
VerlagBooks on Demand
GenreTrue-Crime/Sachbuch
Seiten260 Seiten
Meine Bewertung5/5
Ich bedanke mich hiermit recht herzlichst bei dem Autor für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplares.
Inhalt
Die Millionärin Charlotte Böhringer wurde 2006 erschlagen in ihrer Wohnung über ihrem eigenen Parkhaus aufgefunden. Der Neffe Bence Toth sitzt seit dem wegen einem Idizienprozess lebenslänglich im Gefängnis. Es gibt jedoch nach wie vor Menschen in dem Umfeld von Bence Toth, die an einen Justizirrtum glauben. In diesem Buch wird nach den Fehlern in diesem Prozess gesucht um herauszufinden, ob Bence Toth unschuldig ist.
Review
Der Autor beleuchtet den Fall aus allen möglichen Blickwinkeln und zeigt warum Bence Toth trotz Ungereimtheiten bei einem Indizienprozess verurteilt wurde. Es wird schnell klar, dass bei so einer unklaren Beweislage jedes noch so kleine Detail entscheidend ist. Es wurde zum Beispiel auch die Beladung der Spülmaschine untersucht und auch das Briefpapier im Büro wurde auf DANN-Spuren untersucht.
In dem Buch werden auch die Argumente der Verteidigung beim Revisionsprozess unter die Lupe genommen.
Am Schreibstil merkt man, dass der Autor Politikwissenschaften studiert hat. Die Sätze sind auf den Punkt gebracht und mit allerlei Fachausdrücken gespickt. Man merkt vor allem, dass er Ahnung von dem Thema hat und weiß worauf es bei einem Prozess ankommt. Das Buch liest sich flüssig und es fiel mir leicht dem Autor zu folgen. Es ist ein nüchterner Schreibstil und durch die vielen Querverweise weiß man auch immer wie der Autor zu den Schlussfolgerungen gekommen ist.
Zwischendurch hat man das Gefühl als würde ewig ein und dasselbe besprochen, aber das hat auch viel mit dem Prozess an sich zu tun. Deshalb könnte man das alles auch als Haarspalterei betiteln, wenn man außer Acht lässt wie so eine Anklage überhaupt zu Stande kommt bzw. kam. Letztendlich kann nämlich das kleinste Detail zu einer Verurteilung führen oder zu einem Justizfehler, der sich negativ auf den Prozess auswirkt.
Fazit
Es gibt wahrlich spannendere und widersprüchlichere Fälle, wie die NSU-Morde u.a.. Jedoch finde ich vor allem bei diesem Fall die Frage sehr spannend, wieso die Angehörigen an der Unschuld von Bence Toth festhalten trotz all der Indizien, die gegen ihn sprechen. Das Buch sticht allein wegen seinem sachlichen Schreibstil unter den True-Crime Büchern hervor, da hier vollkommen auf reißerischere Redewendungen verzichtet wird.
Der Fall wurde groß in den Medien aufgearbeitet, obwohl er an sich ja nicht äußerst spannend ist oder meiner Meinung nach eine so große Aufmerksamkeit der Medien rechtfertigt. Und da stellt sich auch die Frage warum dieser Fall so kontrovers besprochen wurde. Sitzt Bence Toth tatsächlich fälschlicherweise im Gefängnis? Oder ist diese Behauptung nur eine PR-Masche? Nach dem Lesen des Buches kann man sich eine fundierte Meinung zu dem Fall bilden.