Schauspielerin Neuhauser gab bei der ORF-Premiere im Januar zu: «Es ist eine heftige Geschichte, die mich – und ich habe nicht nur gedreht, sondern den Film nun bereits zum zweiten Mal gesehen – wieder ganz schön mitgenommen hat.» Sie glaubt, diese Episode falle aus dem gewöhnlichen Rahmen. «Der Film ist sehr blutig, und er ruft eine Zeit in den Menschen wach, wo sie an ihr Nicht-Eingreifen, an das Wegschauen, an diese Gräueltaten erinnert werden», so die Tatort-Kommissarin.
Entsprechend blutrünstig geht es im Krimi zu: Das Haus, in dem der ehemalige, mittlerweile aber geständige Kriegsverbrecher Mirko Gradic (Christoph Bach) samt Familie unter Polizeischutz steht, wird innerhalb kürzester Zeit in einen Kriegsschauplatz verwandelt. Um den Verräter zu eliminieren, machen die Killer aus Ex-Jugoslawien alles und jeden dem Erdboden gleich. Sie nennen sich «Schlächter» und «Der Heilige». Zu brutal für den Sonntagabend? Schon beim 14-Leichen-Tatort von 2004 hatte es derartige Proteste gegeben.
«Wien ist die viertgrößte serbische Stadt der Welt»
Nicht das erste Mal beschäftigt sich der Tatort mit serbischen Kriegsverbrechern. 2001 fiel einem solchen die Moderatorin einer Verbrechensshow in der Folge Zielscheibe zum Opfer. Das ZDF zeigte 2007 die deutsch-dänische Krimiserie Der Adler – Spur des Verbrechens, in dem der Kopf der serbischen Mafia die Flucht ergreift. und im gleichen Jahr widmete sich der Hollywood-Film Hunting Party dem Thema und schickte Richard Gere als TV-Journalist auf die Jagd nach jenen, die für die Schrecken des jugoslawischen Bürgerkriegs in den 1990er Jahren verantwortlich sind.
Hauptdarsteller Krassnitzer glaubt trotz der bisherigen filmischen Aufarbeitung weiterhin an die Aktualität des Problems. «Wien ist die viertgrößte serbische Stadt der Welt. Dort sind wahnsinnig viele aus dem Ex-Jugoslawienkrieg geflüchtete Menschen, die Unterschlupf gefunden und ein neues Leben begonnen haben, aber leider auch ein paar, die immer noch nationalistische Tendenzen haben», sagte er im Gespräch mit Thomas Gottschalk bei Gottschalk Live am vergangenen Mittwoch.
Auch dass es in Kein Entkommen so viele Tote gibt, rechtfertigte er: «Es geht uns nicht um die Quantität, sondern um diesen Ex-Jugoslawienkrieg, der da vor der Haustür Österreichs stattgefunden hat. Der greift immer noch so ein bisschen in unsere Zeit hinein.» Mitte 2011 wurde der letzte vor dem UN-Tribunal flüchtige serbische Kriegsverbrecher, Goran Hadzic, übrigens gefasst.
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«Tatort: Kein Entkommen» – 15 Tote in 90 Minuten