Vom 18. – 25. November 2015 findet in Tübingen das 15. Filmfest FrauenWelten von TERRE DES FEMMES statt. Aus über 30 Ländern weltweit stammen die Filme des Filmfests FrauenWelten, die mit vielfältigen Geschichten, berührenden Schicksalen und ermutigenden Engagements in einem facettenreichen Bild über die Situation von Menschenrechten von Frauen berichten. Das „Recht auf Bildung für Mädchen weltweit“ verbunden mit dem TERRE DES FEMMES Schwerpunkt 2015 „Stop Frühehen!“ sowie „Reproduktive Rechte: Abtreibung“ stehen in diesem Jahr im Fokus.
Filmhighlights
In „Ixcanul“, Berlinale-Preisträger 2015 und Guatemalas Einreichung für den Oscar 2016, soll das Maya-Mädchen María für familiäre Interessen den Vorarbeiter der Kaffeeplantage heiraten, sie hat indessen ganz eigene Pläne; eine schwedische Königin im 17. Jahrhundert finanziert statt Krieg lieber Schulen und Bibliotheken und umwirbt, statt zu heiraten, ihre Hofdame („The Girl King“); eine Sängerin im Iran plant dem Verbot von weiblichen Solo-Auftritten trotzend ein großes Konzert („No Land’s Song). Sie alle beschreiten eigene Wege, um patriarchale Gewaltstrukturen zu bekämpfen oder gewitzt zu umgehen. Der Silberne Bär-Gewinner „Body“ nähert sich unkonventionell-skurril der Situation von essgestörten Mädchen, die vielfache Cannes-Preisträgerin Naomi Kawase lässt in „Kirschblüten und rote Bohnen“ eine leprakranke alte Dame ihren bezaubernden Blick auf die Welt werfen und im mitreißenden Eröffnungsfilm „Die Schüler der Madame Anne“ gibt diese einer MigrantInnen-Klasse die Chance, sich durch die Beschäftigung mit gestrigem und heutigem Rassismus die Selbstsicherheit für ihre eigene Zukunft zu erarbeiten. Basierend auf den Erinnerungen des jungen Drehbuchautors und Hauptdarstellers Ahmed Dramé, der als Filmfestgast nach Tübingen kommen wird.
Fokus „Recht auf Bildung für Mädchen weltweit“, verbunden mit dem TERRRE DES FEMMES Schwerpunkt 2015: „Stop Frühehen!”
Das diesjährige Schwerpunktthema der Fahnenaktion von TERRE DES FEMMES zum 25. November wird nicht nur in „Ixcanul“ aufgegriffen: im Spielfilm „Dukhtar“ möchte eine Mutter ihre Tochter vor der Zwangsverheiratung retten und flieht mit ihr auf einem temporeichen Roadtrip durch die pakistanischen Berge. Filme wie „Malala – ihr Recht auf Bildung“ problematisieren die Chancen, die Mädchen weltweit haben, bedingt durch ökonomisch prekäre Verhältnisse oder fundamentalistisch religiöse Bewegungen, überhaupt den Zugang zu Bildung zu erhalten. Darunter auch “Lilet Never Happened” über eine bekannte Kinderprostituierte in Manila auf den Philippinen. Regisseur Jacco Groen, dessen Film auf seinen Interviews mit der echten Lilet beruht, wird gemeinsam mit der jungen Hauptdarstellerin Sandy Talag die Geschichte in Tübingen vorstellen.
Fokusthema „Reproduktive Rechte: Abtreibung“
Das Recht, über den eigenen Körper bestimmen zu können, wurde in Deutschland Anfang der 70er Jahre erfolgreich von Feministinnen erkämpft und muss bis heute verteidigt werden.Im katholischen Irland („Take the Boat“) müssen Frauen auch heute noch für eine Abtreibung eine Fahrt nach England auf sich nehmen, werden jedoch zu Hause kriminalisiert. Extrem einfallsreich und mutig gehen die „Women on Waves“ gegen solche Zustände weltweit in „Vessel“ vor: mit ihrem Schiff holen sie die Frauen ab, ob in
Portugal oder Marokko, um auf internationalen Gewässern legale, sichere Abtreibungen zu ermöglichen – und den überall erstarkten Anti-Abtreibungsgesetzgebungen und bewegungen die Stirn zu bieten. Eine hochkarätig besetzte Gesprächsrunde wird vielschichtige und wenig bekannte Einblicke in die Problematik bieten.
Rahmenprogramm
Dieses Jahr bereichern erstmalig vielseitige Kabarettvorstellungen das Rahmenprogramm des Filmfestes in Tübingen und Rottenburg. Die vielfach ausgezeichnete Poetry-Slammerin und Bloggerin Ninia LaGrande erzählt humorvolle Geschichten rund um Feminismus und Inklusion aus ihrem Erzählband “Und ganz, ganz viele Doofe!”; die bekannte Schauspielerin und begnadete Sängerin Maren Kroymann präsentiert mit ihrer Band in ihrem neuen Programm “In my Sixties” musikalische Juwelen aus den 60er Jahren und
Dietlinde Elsässer geht mit ihrem Kabarett “Ledig in Schwaben” dem “Ledig-Da-Sein” mit viel Humor auf den Grund. In der mehrfach prämierten Ausstellung “Mädchenland” von Karolin Klüppel sind herausragende Fotografien zu sehen, welche die Mädchen der matriarchalen Khasi-Kultur in nordindischen Mawlynnong portraitieren.
TERRE DES FEMMES ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Mädchen und Frauen, die durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit, persönliche Beratung, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen unterstützt. TERRE DES FEMMES klärt auf, wo Mythen und Traditionen Frauen das Leben schwer machen, protestiert, wenn Rechte beschnitten werden und fordert eine lebenswerte Welt für alle Mädchen und Frauen – gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei! Unsere Schwerpunktthemen sind Häusliche Gewalt, Zwangsheirat und Ehrverbrechen, weibliche Genitalverstümmelung, Frauenhandel, Zwangsprostitution und soziale Rechte für Arbeiterinnen. Der Verein wurde 1981 gegründet, die Bundesgeschäftsstelle befindet sich in Berlin. Weitere Informationen finden Sie unter www.frauenrechte.de