Was passiert eigentlich, wenn 28 europäische Dichter an einem gemeinsamen Gedicht schreiben? Wenn sie alle die Krise poetisch ausloten und ein jeder die letzten Zeilen des anderen aufgreift? Heraus kommt ein Renshi - ein in der Tradition moderner japanischer Dichtung stehendes Kettengedicht, eine poetisch-politische Diagnose der Patientin Europa.
Der griechische Dichter Yannis Stiggas eröffnete den lyrischen Reigen. Wenn er in seinen Zeilen davon spricht, dass Europa seine Zeit aus Greenwich importiert, so verweist er auf die Einebnung der Unterschiede, die Europas Vielfalt ausmachen.
"Wir importieren viel zu leicht Sachen und dazu gehört auch die Zeit. Die Zeit aber ist für mich etwas Sakrales, etwas Heiliges, ein poetisches Bild. Wir importieren also etwas, was uns eigentlich nicht gehört. Deswegen spreche ich in meinem Gedicht über das Hier und Jetzt, über unsere Zeit." / Mirko Schwanitz, DLF