Im Rückblick erscheint die Demütigung Raebers durch die Gruppe 47 wie der fatale Wendepunkt in seiner Biografie. Zwei Jahre zuvor hatte er noch mit seinem Lyrikband «Die verwandelten Schiffe» und den dort kunstvoll entfalteten Korrespondenzen zu den Mythologien der römischen Antike die Bewunderung auf sich gezogen. In diesen bewegten Jahren um 1956/57 hatte sich Raeber nicht nur als bedeutende Stimme der modernen Lyrik etabliert, sondern war auch mit einer kompromisslosen Radikalität aus seiner Ehe ausgebrochen und hatte seine beruflichen Bindungen als Tutor an der Hamburger Universität aufgegeben, um nur noch als freier Schriftsteller zu leben. / Michael Braun, NZZ 16.6.
Kuno Raeber: Aus dem Nachlass I und II: Tagebücher, Korrespondenz; Gedichte, Prosa, Aufsätze. Werke, Band 6 und 7. Hrsg. v. Christiane Wyrwa und Matthias Klein. Scaneg-Verlag, München 2011. Zus. 1100 S., Fr. 65.10.