Ein Jagdopfer zuviel
Ein Schuss, der alles ändert
John verfolgt einen Zehnender, doch obwohl er ein guter Schütze ist, ist sein erster Schuss nicht tödlich. Das verletzte und verängstigte Tier kann fliehen und läuft in die Richtung eines ehemaligen Steinbruchs, wo John es aus den Augen verliert. Doch da knackt es neben ihm und er erkennt, wie sich etwas Braun-Weißes hinter einem dichten Busch bewegt. John zielt und trifft offenbar sofort. In diesem Moment prescht der Hirsch hinter ihm auf ihn zu, und John kann ihn nur noch mit einem Schlag seines Gewehrkolbens abwehren. Es gelingt ihm, das Tier zu töten, aber er kommt erst jetzt zum Nachdenken: Auf wen, wenn nicht auf den Hirsch, hat er gerade geschossen? Er umrundet den Busch und findet die Leiche einer jungen Frau - mit einer Schusswunde in der Brust. Von einer Sekunde auf die andere ist Moon zum Mörder geworden.Ein Gewissenkonflikt: nehmen oder gehen?
Nicht nur Johns Leben gerät in diesem Moment vollends aus den Fugen, sein Verstand tut es auch. Er wird von Schuldgefühlen überwältigt und versucht anhand der Dinge, die das Mädchen bei sich hatte, herauszufinden, wer sie war. Doch er findet weder Hinweise auf ihren Namen noch auf ihren Wohnort. Aber einem Brief, den er bei der jungen Frau findet und der an eine Freudin adressiert ist, entnimmt er, dass sie offenbar mit ihrem Freund unterwegs ist. John begreift, dass dieser Freund nicht weit weg sein kann und womöglich bald wieder auftauchen wird. Er beschließt, die Tote in eine Höhle zu schleppen. Doch er entdeckt Hinweise darauf, dass sich jemand dort zu schaffen gemacht hat. Da es in der Höhle zu dunkel ist, um etwas zu erkennen, beschließt er, in dem Unterstand, den früher die Arbeiter des Steinbruchs benutzt haben, nach etwas Brennbarem zu suchen und findet eine prall mit Geldscheinen gefüllte Metallkassette. Für einen Moment zögert John, ob er das Geld behalten sollte und entscheidet sich dann dafür: Mit dieser großen Summe könnte er vielleicht seine Frau dazu bringen, zu ihm zurückzukehren. John weiß, dass er das tote Mädchen so verschwinden lassen muss, dass es niemand findet. Aber seine Schuldgefühle lassen es nicht zu, die Leiche zu vergraben. Die Entscheidungen für das Geld und gegen eine "Beerdigung" sind es, die die weitere Handlung ins Rollen bringen und John sich wie ein Blatt im Wind fühlen lassen.Wie war's?
Ein einziger Schuss ist ein sehr spannender Krimi, in dem die Polizei nur eine Randerscheinung ist. Hier geht es nicht ums "Whodunit?" und Ermittlungsarbeit. Der Leser weiß, wer die Guten und die Bösen sind, wobei John Moon irgendwo dazwischen anzusiedeln ist. Matthew F. Jones beschreibt sehr authentisch, wie die Entwicklung eine Eigendynamik annimmt und sich die Bedrohung durch die, die das (gestohlene) Geld zu Recht bei John vermuten, immer mehr zuspitzt. Schließlich wird auch eine Unbeteiligte mit hineingezogen und John muss seine letzten Kräfte aufbieten, um sie und sich zu retten. Spannend bis zur letzten Seite.Ein einziger Schuss ist im Polar Verlag erschienen und kostet als Klappenbroschur 14,90 Euro sowie als epub- oder Kindle-Ausgabe 9,99 Euro.