Sprachwitz, Geist und Gegenwartsbezug – der Mundartautor Wilhelm Meitert legt gern den Finger auf die sächsische Wunde. Ausgerechnet den zweifelsohne originellsten Mundartautor der jüngeren Generation sucht man vergeblich in jenem 2010 vom Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland herausgegebenen Mundart-Sammelband „Sachsesch Wält“. Der Grund: das fragwürdige Auswahlkriterium. Meitert hatte das Pech, nicht zu jenen Autoren zu gehören, die im Zeitraum 2005-2010 in der gleichnamigen Rubrik der Siebenbürgischen Zeitung vorgestellt worden sind.
Keine Frage, an der Qualität seiner erfrischend lebendigen, in freien Versen geschriebenen Mundartgedichte kann es nicht gelegen haben. Es sind nicht viel mehr als etwa 30, doch brachte er damit frischen Wind in ein fast schon totgedichtetes Genre. Sie erinnern mutatis mutandis an das schmale Werk von Anemone Latzina, die ebenfalls als bedeutende Erneuererin der modernen rumäniendeutschen Poesie gilt. Und wie bei Latzina sind auch bei Meitert die Gedichte betont nüchtern, knapp und gern auch mal provokativ, mit offenkundiger Vorliebe für Wortspiel und Sprachwitz. Bekanntestes Beispiel sein ‚Zweizeiler‘ zur Lage der Sachsen heute: „Wo äs det Båflisch?/Wo sen de Sachsen?“ (De Båflischsachsen). Meiterts Texte erschienen in einschlägigen Anthologien, Zeitungen und gelegentlich auch in der Bukarester Literaturzeitschrift Neue Literatur. / Konrad Klein, Siebenbürgische Zeitung
(Båflisch = Speck)