14. April, Die Rückkehr eines Bastards namens Schmerz, 9.43 Uhr

Ich drehe mich, spüre die Bettdecke zwischen meinen Zähnen, auf die ich beiße, so wie ein angeschossener Revolverheld seine Zähne in den Korken einer Whiskeyflasche schlägt, die im Dreck neben ihm liegt, während ein ungewaschener alter Sack, der sich selbst Doc nennt, aber keinerlei medizinische Erfahrungen aufzuweisen hat, ihm mit einem – im Feuer gerösteten – Messer die Kugel dieses Tages aus der blutigen, mit Fleischfasern verzierten Wunde puhlt.
“Reiß dich doch zusammen”, könnte der Doc knurren, dessen Atem Ungeheuer erschafft, die vor meinen Augen tanzen, lachen, feixen.
Der Mond dehnt sich, wird zu einer Masse, die über den Nachthimmel schwappt, alles verschlingend; die Sterne verschwinden in einem Brei aus bleichem Licht.
Schon drücke ich den Oberkörper nach oben, das Gesicht entstellt, denn der Schmerz ist zurück, der mich so manche Nacht aus dem Schlaf reißt, der meine Träume mit der Aufforderung heimsucht: “Hey! Du, ja, dich meine ich. Komm mit raus.” Ich bin nicht feige, ich will nur nicht, denn ich sitze gemütlich an einem der Traumtische, manchmal kurz davor die Pokerrunde zu gewinnen, die mir – Sie haben es längst erraten! – den ersehnten Traumgewinn in Höhe von 17 Fantastillionen bescheren würde. Ruhe strömt durch den Saloon, getragen von den unzähligen Wellen aus Rauch, die wie Nebel über den Köpfen hängen, um zu verschleiern. Fremde verirren sich selten an diesen Ort, an dem sich Halsabschneider, Mörder, ehemalige Priester – die wegen Veruntreuung der Gemeindekasse (und meist noch schlimmerer Delikte) gesucht werden – ein Zuhause geschafft haben. Man müsste sich hier sicher fühlen. Und trotzdem hat er mich aufgespürt, auch in dieser Nacht wieder, in der er mich zum Duell herausfordert. Und weil er keine Zeit hat, weil er noch andere Aufträge zu erledigen hat, steht er plötzlich hinter mir, er, der den Raum in Lichtgeschwindigkeit durcheilen kann, und drückt mir seine harte knorrige Hand in den Nacken. Die Finger, knotig wie Schiffstaue, dehnen meinen Hals.
Ich muss mit ihm gehen, auch wenn ich nicht möchte. Alle Bitten und Erklärungen nutzen nichts. Nichts! Nicht einmal der Versuch, ihn mit dem auf den Tisch liegenden Geld zu bestechen, er müsse sich da nur mal mein Blatt ansehen, fruchtet, denn er ist der, der gekommen ist, um mich im Staub der Hauptstraße zu sehen. Das ist kein Kampf. Mit einem gezielten Schlag streckt er mich nieder. Unterdrücktes Lachen sickert aus dem Saloon. Einen Schlag später hat man mich bereits vergessen. Schmerz zerrt mich fort. Mein Körper liest die Straße, als wäre sie Brailleschrift. Sandkörner und Steine bilden einen Satz, der keinen Sinn ergibt.
Erschöpft liege ich da, die Lider gesenkt, abgelegt wie eine tote Katze, derer man sich im Straßengraben entledigen wollte. Meine Frau beugt sich über mich. Sie zieht die Decke höher, stopft sie unter mein Kinn.
“Die Schmerztablette müsste jeden Augenblick wirken”, flüstert sie.
Langsam, die Stadt und den Saloon als ein Schimmern an der Zimmerdecke, dämmere ich ein, gleite ich in eine Zone, die frei von solchen dreckigen Bastarden ist, die sich Schmerz oder Trauer oder Angst nennen. Ich bin in einem Gummiland, in dem man sich nicht stoßen kann, eine Welt, die mit Matten gepolstert ist und in der ich liege und warte, bis der Morgen mich in eine Welt entlässt, die frei von Feinden ist.
“Ist er …?”
“Ja”, sagt Seraphe.
Also stehe ich auf und wage einen Schritt vor die Tür.



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