Über das kleine skandinavische Königreich Dänemark weiß man irgendwie nicht viel. Das Land liegt nördlich von Deutschland, sie haben eine Königin, essen gerne Hot Dogs und werden immer wieder als das glücklichste Volk der Welt betitelt. Aber was ist typisch dänisch? Für das Bloggerprojekt „Stadt-Land-Fluß" von Ferngeweht habe ich mir Volk des kleinen skandinavischen Landes mal genauer angesehen.

Hyggelig

Wir Deutschen sind ja für die „German Gemütlichkeit" bekannt. Das dänische Wort „Hygge" wird meistens mit „Gemütlichkeit" übersetzt, aber das trifft es nicht wirklich. Es kann nicht mit einem Wort beschrieben werden. Hygge ist ein netter Abend mit Freunden, ein schönes Essen, gemütliche Abende, Zufriedenheit, Glück. Man kann vielleicht sagen, Hygge ist die Steigerung von Gemütlichkeit.

Das Wichtigste ist aber, daß Hygge ein wichtiger Bestandteil der dänischen Lebensphilosophie ist. In Dänemark ist das Leben gelassener, stressfreier, relaxter. Es ist geselliger und geduldiger. Also ganz anders als bei uns. Vielleicht mit ein Grund, das die Dänen als glückliches Volk gelten.

Das dänische Königshaus

Die Dänen lieben Königin Margrethe II. und die gesamte königliche Familie. Zu jedem Geburtstag eines Mitglieds der königlichen Familie wird die dänische Flagge gehisst, die Neujahrsansprache der Königin ist ein Highlight der Sylvesterfeier. Das dänische Königshaus gehört zu den liberalsten der Welt, tritt ziemlich volksnah auf und gehört für die Dänen zum Alltag.

Fahrrad statt Auto

Das Fahrrad gehört zu den liebsten Transportmitteln in Dänemark. Während bei uns in Deutschland Münster als die fahrradfreundlichste Stadt gilt, ist Dänemark wohl das fahrradfreundlichste Land Europas. Selbst in Kopenhagen wird Fahrradgefahren. Die Fahrradwege sind so breit wie Straßen und haben ein eigenes Wegenetz mit eigenem Ampelsystem. Mir passierte es am Anfang in Kopenhagen ständig, daß ich beinahe von Fahrradfahrern umgefahren wurde. Es ist einfach ungewohnt, daß zwischen Gehweg und Straße fast immer ein Radweg ist - der auch noch deutlich breiter ist als der Gehweg.

Dannebrog - Die dänische Flagge

Ist man einmal zu einem Geburtstag in Dänemark eingeladen, ist man als Deutscher erst einmal irritiert. Denn nicht wie bei uns üblich, ist das Haus mit Ballons und Luftschlangen dekoriert, sondern mit der dänischen Flagge. Auf dem Weg zum Haus stecken Fähnchen, auf der Kaffeetafel stehen Fahnen und die Servietten sind rot-weiß. Im dänischen Alltag ist die Flagge allgegenwärtig. Viele Dänen haben sogar einen Fahnenmast im Garten, wo bei jedem Festtag, privat oder öffentlich, die Flagge gehisst wird. Und auch in Einkaufspassagen trifft man überall auf den Dannebrog.

Für jede Gelegenheit das passende Essen

Das ungewöhnlichste, was mir in Dänemark passiert ist, war auf einer Silvesterparty. Die Party war in vollem Gang, alle hatten Spaß und tanzten. Gegen drei Uhr tischten die Gastgeber Frikadellen und Kartoffelsalat auf. Ich dachte nur: ein Snack ist ja wirklich nett (so wie man bei uns später nochmal das Buffet stürmt). Das erstaunliche war aber, daß kurze Zeit später alle ihre Jacken anzogen und nach Hause gingen. Was ich damals noch nicht wußte, es gibt in Dänemark so eine Art „Rausschmeißer-Essen". Will der Gastgeber eine Party beenden, serviert er noch etwas zu Essen, das „Godnat mad" und so weiß jeder Bescheid, daß jetzt Ende ist.

Diese Geschichte zeigt, wie wichtig Essen in Dänemark ist. Selbst ein einfaches Butterbrot, das „Smørrebrød", ist reichhaltig belegt und nicht vergleichbar mit der deutschen Variante. Üblicherweise wird das Smørrebrød zur Frokost, dem dänischen Mittagessen verzehrt, denn die Hauptmahlzeit ist das Abendessen. An Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten kann die Frokost aber auch eine tagesfüllende Veranstaltung sein. Dann werden nacheinander viele Gänge aufgetischt, eingelegter Hering, Schweinebraten ( Flæskesteg), Süßspeisen und viele weitere landestypische Gerichte. Zu den Fischgängen gehört natürlich auch ein Glas Aquavit.

Vertrauen als Grundeinstellung

Während der Deutsche von Grund her erstmal skeptisch und mißtrauisch ist, ist der Däne eher vertrauensvoll. Das sieht man besonders in den ländlichen Gegenden. Oft steht an Landstraßen ein kleiner Verkaufsstand für Obst, Gemüse oder selbstgemachte Marmelade. Die Preise der Produkte sind ausgezeichnet. Dabei steht eine Kiste mit Wechselgeld. Möchte man einige Produkte kaufen, legt man das Geld in die Kiste und nimmt sich evtl. Wechselgeld. Es wird darauf vertraut, daß die Menschen die Ware bezahlen und nichts geklaut wird. Und die Menge dieser Verkaufsstände zeigt, daß dieses System funktioniert.

Ferien im Sommerhaus

Die Vielzahl der Ferienhäuser, die in Dänemark vermietet werden, ist nicht erst, wie man meinen könnte, durch den Tourismus gekommen. Es ist keine Besonderheit, daß man ein Ferienhaus besitzt. Fast jeder Däne hat eins, und sei es auch noch so klein. Schöne Wochenenden oder Ferien werden in dem Sommerhaus verbracht, welches sich meistens an eine der vielen Küsten oder auf einer dänischen Insel befindet.

Für Nicht-Dänen ist es übrigens nicht so einfach, ein Ferienhaus zu erwerben.

Kinderfreundliches Dänemark

Eine Sache, für die Dänemark oft in der Presse als Vorbild genannt wird, ist die große Kinderfreundlichkeit. In vielen Restaurants und öffentlichen Gebäuden gibt es schöne Spielecken für Kinder, oft sogar draußen. Mir fällt es immer wieder auf, wie viele Familien mit kleinen Kindern im Stadtbild zu sehen sind. Aber das ist auch kein Wunder, denn das Betreuungsangebot ist ausreichend und bei der Arbeitsstelle ist es selbstverständlich, daß man pünktlich Feierabend macht, um noch Zeit mit der Familie zu verbringen.

Erwähnen muß man aber auch eins: Es ist völlig normal, daß die Frau nach ungefähr einem halben Jahr wieder arbeiten geht und das Kind in einer Krippe abgegeben wird. Eine längere Elternzeit wie bei uns ist in Dänemark eher ungewöhnlich.

Gesunde Arbeitseinstellung

Während es in Deutschland in vielen Bereichen zum guten Ton gehört freiwillig Überstunden zu machen, ist dies in Dänemark eher ungewöhnlich. Im Gespräch über den Arbeitsalltag äußerte sich einmal ein Däne sehr verwundert darüber. Für ihn war völlig klar, daß es nur einen Grund dafür gibt: es ist zu viel Arbeit für zu wenige Menschen da. Auch das Beantworten von Mails nach Feierabend sei für ihn undenkbar, denn diese Zeit gehört ihm und seiner Familie. Und diese Aussagen wurden von jemandem getroffen, der in einer Führungsposition ist.

Es gibt noch einige Punkte, dir mir einfallen, aber das würde den Artikel sprengen. Aber ich hoffe, du bekommst schon so einen guten Eindruck, wie unsere nördlichen Nachbarn ticken. Natürlich sind das Stereotypen und es gibt Ausnahmen.

Du fragst dich, warum ich meine, daß ich so einen Artikel schreiben kann? Mein Freund hat in seiner Kindheit 7 Jahre in Dänemark gelebt und spricht immer noch fließend dänisch. Er und seine Familie hat immer noch Kontakt nach Dänemark und wir fahren regelmäßig zu unseren Freunden nach Kopenhagen.

Warst du schonmal in Dänemark? Was ist dir als typisch dänisch aufgefallen?

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