Höchstens die Audio-CD mit insgesamt 31 eindringlich rezitierten Gedichten wird Gomringers Ansatz gerecht, denn die Flüchtigkeit der Poesie verdeutlicht sich noch am ehesten im mündlichen Vortrag – der tilgt auch die Holprigkeit, mit der sich viele der Verse lesen. …
Herausstechend sind einige wenige Texte, die nicht so recht aus der Luft gegriffen sind, auch mal über sich selbst hinausweisen und damit zwar wie so vieles einen Widerspruch zur Gesamtkonzeption des Bandes aufklaffen lassen, dafür immerhin interessant werden. Vor allem die Texte aus Gomringers Zeit in Russland, namentlich das Langgedicht „Tscheljukinzew Komma“ weisen mal ein paar gelungene Verse, spannende Gedanken auf. Sie verlieren sich jedoch zwischen dem belang- und wahllosen Rest, den Gedichten, die wie die Pfeile auf dem Cover nur auf sich selbst verweisen, als identitätsloses Nebenprodukt. Wenn man also diese „Nachrichten aus der Luft“ als Experiment gelten lassen will, so höchstens als eines, das in der Praxis seinen theoretischen Ausgangspunkt widerlegt, seine eigene Überflüssigkeit überdeutlich beweist. Was nach dieser Erkenntnis von den Texten nachhaltig zurückbleibt, ist vielleicht ein Trivialfund wie „inniglich tippt sich honiglich mit / Worterkennung“. Aber selbst das ist nur fades Beiwerk von Beiwerk. / Kristoffer Cornils, fixpoetry.com
Nora Gomringer: Nachrichten aus der Luft, Voland & Quist, Dresden und Leipzig 2010.