Deshalb bin ich sehr vorsichtig, wenn politischer Protest durch schlechte Kunst ausgedrückt wird. Das war auch so bei der heute vergessenen und vor einigen Jahren gefeierten Lyrikerin Alina Wituchnowskaja, die wegen Drogen festgenommen wurde, was weltweite Proteste hervorrief. Das führte dazu, dass erstens ihre durch nichts interessanten Gedichte erschienen und zweitens eine nationalbolschewistische und neofaschistische Aktivistin mancherorts als Heldin gefeiert wurde. Prilepin kommentierte ihren Erfolg so: «Riskante Schlussfolgerung: Den heutigen Deutschen sind die russischen Faschisten (ästhetisch!) näher als die Antistalinisten, die man gründlich satthat.» Solche Komplimente erntet man, wenn man ohne Verstand und Kenntnis Urteile über Kultur und Politik eines fremden Landes abgibt. / Olga Martynova, NZZ