Inzwischen hat Jan Wagner als Stipendiat der Villa Massimo längere Zeit in Rom verbracht – und uns ein weiteres trickreiches Versteckspiel beschert. In seinem neuen Gedichtband mit dem merkwürdig schönen Titel «Die Eulenhasser in den Hallenhäusern» stellt er uns als Herausgeber drei verborgene Lyriker vor. Alter Egos allesamt. Aus den Tiefen der Imaginationskraft geborene und zugleich mit souveränem Witz konstruierte Existenzen.
In ihrer eigenen Herkunft, ihrem Lebenswerk und ihrem Scheitern so selbstsicher verankert, als hätten sie leibhaftig gelebt. Nicht nur ihre Verse, welche durch raffinierte pseudoakademische Kommentare beglaubigt werden, auch ihre mit empathischer Akribie erfundenen Biografien stehen mit Realität erheischender Ironie für das ebenso eigenständige wie eigenwillige Schaffen dieses Dreigestirns ein. Aber auch für die feine Selbstironie ihres Schöpfers, der sich durch seine Geschöpfe zuweilen selber an der Nase nimmt. / Andreas Langenbacher, NZZ
Jan Wagner: Die Eulenhasser in den Hallenhäusern. Drei Verborgene. Gedichte. Hanser Berlin, Berlin 2012. 125 S., Fr. 24.90.