“wie verrückt arbeiten alle an romanen und / wie verrückt an neuen theaterstücken und wie / verrückt an neuen gedichten”: So beginnt Ernst Jandls Gedicht wie verrückt aus dem Jahr 1983. Darin bringt der im Jahr 2000 verstorbene Dichter einiges von dem zur Sprache, was die derzeitige Diskussion um kreative Arbeit, geistiges Eigentum, Urheberrecht und ökonomische Verwertung beherrscht. Denn wie verrechnet eine global und medial vernetzte Gesellschaft Produkte, die keinen bestimmten Nutzwert haben, sehr wohl aber von einer Vielzahl an Nutzern konsumiert werden? Diese Frage stürzt nicht zuletzt die künstlerisch Schaffenden und Arbeitenden in ein Dilemma: Dem Verlangen nach einer möglichst weiten Verbreitung der eigenen Erzeugnisse steht die Notwendigkeit entgegen, die existenziellen Grundbedürfnisse finanziell abzusichern.
Jandls Gedicht wischt diesen Verwertungszusammenhang in der radikalen Sprache der Poesie zunächst beiseite. “und die maler malen wie verrückt an ihren neuen bildern und / die bildhauer hämmern wie verrückt auf ihren stein”, heißt es im Gedicht. / HELMUT NEUNDLINGER, Der Standard 2.6.