Heute soll es mal nicht um ein Buch gehen, sondern um eine Netflix Serie, dessen Name wahrscheinlich den meisten geläufig ist. „13 Reasons Why", oder wie es auf Deutsch heißt „Tote Mädchen lügen nicht" ist eine Serie nach einer Buchadaption, wobei der deutsche Name spätestens seit Staffel drei einfach nicht mehr so richtig passen will. Bevor es nun losgeht, spreche ich eine SPOILERWARNUNG aus, wer die aktuelle Staffel oder vorherigen Staffeln noch nicht geschaut hat, sollte also nun den Beitrag schließen, Netflix öffnen und anfangen zu schauen.
Zuerst stellte sich mir die Frage, was denn nun noch passieren sollte, denn Hannah Baker ist bekanntlich tot (Staffel 1) und das Gerichtsverfahren (Staffel 2) abgeschlossen. Als ich dann den Trailer gesehen habe, wurde ich ziemlich neugierig, denn in der dritten Staffel wurde niemand geringeres ermordet, als Hannahs Vergewaltiger und bisheriger Antagonist der Serie Bryce Walker. Ehrlich gesagt freute es mich zuerst, denn er war ein Verbrecher, der es aus meiner Sicht bis dahin irgendwie verdient hatte. Großes Lob gebührt hier dem Schauspieler Justin Prentice, der dieses Monster wahnsinnig überzeugend gespielt hat. In der dritten Staffel wendet sich jedoch das Blatt, denn dieses Monster merkt nun langsam, was er mit den Vergewaltigungen angerichtet hat und beginnt an sich zu arbeiten. Viele andere kritisieren diesen Aspekt der Staffel, doch ich bin der Meinung, dass alle Menschen eine zweite Chance verdient haben und so habe ich mit ihm mitgefiebert und gehofft. Ich persönlich fand es schade, dass er ermordet wurde und hätte Bryce gewünscht, dass er wirklich eine zweite Chance bekommen hätte.
Neben der wahnsinnig guten Schauspielleistung von Bryce Walker fiel mir noch ein weiterer Schauspieler äußerst positiv auf, nämlich Devin Druid, der den extrem schwierigen Charakter Tyler Down verkörpert. Seine Rolle wirkte auf mich unglaublich echt und die für mich stärkste Szene, in der er Clay von der Misshandlung erzählt, ist beklemmend und atemberaubend echt gespielt. Ich hoffe, ihn in der Zukunft noch in anderen Rollen wieder zu sehen.
Nicht gefallen hat mir die Rolle der Erzählerin, welche bis dahin ja Hannah Baker eingenommen hatte, diese war einfach unsympathisch, manipulativ und verlogen. Meiner Meinung nach hätte man Ani Achola anders darstellen müssen, vielleicht von der Art mehr wie Hannah. Oftmals wenn Ani durch die Gänge stolziert ist und eine Figur wie ein Polizist verhört hat, fragte ich mich nur:
„Warum macht sie das? Hat sie kein eigenes Leben? Warum hängt sie sich wie ein Teebeutel in das Leben der anderen? Und warum lassen alle sich das gefallen?"Bisher trotz allem eine solide Staffel voller Geschichten, Abgründe und Hoffnungen, doch noch fehlt das Ende und dieses ist aus meiner Sicht absolut schief gelaufen. Alex und Jessica ermorden bekanntlich Bryce, manche möchten meinen im Affekt, ich sehe dies jedoch anders. Soweit so gut, doch der Mord wird einfach dem, zugegeben psychopatischen, Montgomery untergejubelt, welcher bereits wegen der Vergewaltigung von Tyler im Gefängnis sitzt. Hierbei werden ihm Beweise untergeschoben und alles so dargestellt, grade durch Ani, dass er der Mörder ist, was die Polizei auch glaubt. Somit kommen die beiden mit einem Mord vorerst davon. Ich fand es extrem schlecht, da die Hauptfiguren sich für schwache einsetzen und nach Gerechtigkeit streben, dies aber auch nur solange sie selbst nicht betroffen sind. Mir hätte es deutlich besser gefallen, wenn die beiden Verantwortung übernommen hätten und für alles grade gestanden hätten. Gezeigt wurde dies ja durch Zach Dempsey (Ross Butler), welcher Bryce verprügelt hat und ihn anschließend in der Novemberkälte schwer verletzt liegen lässt. Einige Zeit später stellt dieser sich jedoch der Polizei mit dem Gedanken, ihn ermordet zu haben. Diese Handlung gefiel mir und verdeutlichtet, dass man für seine Handlungen einstehen muss, was die eigentlichen Mörder ja nicht getan haben.
Somit endete die Staffel für mich mit äußerst gemischten Gefühlen und ich weiß nicht ob ich nun noch eine angekündigte vierte Staffel schauen werde, aufgrund der wankelmütigen Hauptcharaktere.