13 Fragen an den Kreta-Blogger Mario Teetzen

Erstellt am 1. September 2014 von Daniel Dorfer @reise_blog

Der Fernwehblog ist nun ein Jahr alt und in Sachen Reiseblog schon längst den Kinderschuhen entwachsen. Es wird Zeit ein bisschen frischen Wind hinein zu bringen, daher starte ich eine kleine Reihe mit Interviews von Reisebloggern und Menschen aus der Tourismusbranche, deren Arbeit mir sehr gut gefällt. In unregelmäßigen Abständen werden künftig solche Interviews hier erscheinen und ich hoffe Ihr habt genauso viel Freude beim Lesen wie ich beim Fragen. Außerdem lauert hier immer der ein oder andere Geheimtipp…

Den Anfang macht heute der passionierte Kreta-Blogger Mario Teetzen aus Dortmund. Mario kennt die griechische Insel Kreta sehr gut und schreibt immer wieder detailliert und mit viel Leidenschaft darüber. Kein Wunder also, daß meine erste Wahl auf den Kreta-Insider fiel, denn Griechenland und die Griechen faszinieren mich von je her… ebenso geht es wohl ihm. Ein Bruder im Geiste… Jamas!

Jasou lieber Mario!

Seit März 2009 bloggst Du unter http://www.kreta-pur.de/ Tipps über die griechische Mittelmeerinsel Kreta abseits der Touristenströme, postest Links zu aktuellen Beiträgen, wie Videos, Bilder und News rund um Kreta und vieles mehr. “Kreta individuell erleben” ist dabei Dein Motto und es macht wirklich Spaß und Fernweh darüber zu lesen.

Kreta-Blogger Mario Teetzen
in einer kretischen Taverne.

Was fasziniert Dich so sehr an der größten griechischen Insel?

Hallo Daniel, erst einmal vielen Dank dafür, dass ich heute ein kleines bisschen über mein Projekt erzählen kann und vor allem auch für Kreta und Griechenland Werbung machen darf.
Du stellst die schwierigste Frage direkt zuerst, hier eine spezifische Antwort zu geben, ist echt schwer. Ein Zitat des Kreters Nikos Kazantzakis, einem bedeutenden griechischen Schriftsteller, trifft es vielleicht am Besten:

“Auch ich denke an Kreta [...], an Kreta und an meine Seele… Wenn ich wieder geboren würde, so möchte ich das Licht auf diesem Fleckchen Erde wiedersehen. Hier gibt es einen unbezwingbaren Zauber…”

Und auch uns haben die kretischen Landschaft und das besondere Licht sofort in den Bann gezogen, in Verbindung mit der Gastfreundlichkeit der Kreter ist das eine Mischung, der man sich kaum entziehen kann.

Kalamaki im Süden Kretas im Abendlicht.

Wie oft warst schon Du auf Kreta und wie lange bist Du dort im Schnitt?

Wir fahren seit mehr als 10 Jahren mindestens ein mal im Jahr nach Kreta und sind meist zwischen 2 und 3 Wochen vor Ort.

Der Brunnen in Spili im Süden von Kreta.

Bist Du immer individuell untergebracht und auf eigene Faust unterwegs?

Unsere allererste Kreta-Reise haben wir in einem großen Hotel an der Nordküste bei Rethymnon verbracht, so richtig aus dem Prospekt eines Veranstalters. Während dieser Reise haben wir dann Ausflüge in die unbekannteren Gegenden unternommen, uns hoffnungslos in die Insel verliebt und anschließend nur noch ganz individuell gebucht.


Die Bucht von Koudouma im Süden von Kreta.

Wie lange braucht man um Kreta wirklich kennen zu lernen?

Ein ganzes Leben.
Kreta ist die größte griechische Insel und bietet eine derartige Vielfalt, dass sicher niemand, der Kreta nur wochenweise bereisen kann, jemals in der Lage ist, die komplette Insel wirklich zu kennen. Auch wir entdecken selbst in “unserer” Gegend, auf die wir uns meist beschränken, in jedem Urlaub Neues.

Ein typisches griechisches Kaffeehaus:
Kafenio Manousos in Askifou an der Straße nach Chora Sfakion.

Was willst Du als nächstes auf Kreta erleben oder sehen?

Wir haben bisher unseren Schwerpunkt auf den mittleren Süden, speziell die Bucht von Messara, die von den zumindest etwas bekannteren Orten Agia Galini und Matala begrenzt wird.

Speziell der Osten der Insel ist von uns bisher beinah sträflich vernachlässigt worden, daher werden wir auf einer der nächsten Reisen sicherlich endlich mal einige Tage dort verbringen.


Kreta im magischen Abendlicht.

Wo willst Du auf Kreta unbedingt wieder hin?

Das ist einfach. Wir haben uns gleich auf der ersten Reise in den oben schon erwähnten mittleren Süden verguckt, speziell in die kleineren Dörfer, die nicht direkt am Meer liegen.
Ein Großteil der Einwohner lebt dort noch von der Landwirtschaft und so bieten die Orte dort noch eine gewisse Authentizität. Dort kann man kretisches Lebensgefühl und die sprichwörtliche Gastfreundschaft noch wirklich erleben.

Olivenhain im Süden von Kreta.

Wovon rätst Du jedem Kreta-Touristen ab? Was sind absolute No-Go’s?

Wer nach Kreta kommt, sollte versuchen, sich auf Griechenland und speziell auch auf die Kreter wirklich einzulassen. Das schafft man nicht in den austauschbar gesichtslosen Feriensiedlungen, die sich mittlerweile über große Teile der Nordküste mit Schwerpunkten zwischen Rethymnon und Malia ausgebreitet haben und die so wie sie sind, auch in der Türkei oder Spanien stehen könnten, ohne das man es wirklich bemerken würde.

Auch die üblichen Ausflüge mit den großen Touristenbussen klappern nur Ziele ab, die mit dem echten Kreta nichts zu tun haben, ganz zu schweigen von dem modernen Übel “Jeep-Safari”.

Ebenso sollte man die Finger von den im Hotel angebotenen “kretischen Abenden” lassen, das sind auch nur ganz üble Touristenfallen, zum Teil mit angeschlossener Werbeverkaufsveranstaltung.

Wer kretische Mentalität erleben möchte, sollte Ausschau nach den oft nur griechisch beschrifteten Plakaten an Masten und Wänden halten, auf denen lokale Musikabende und Feste angekündigt werden. Dort bekommt man noch einen echten Einblick in die Seele der Inselbewohner. Allerdings sollte man darauf eingestellt sein, dass solche Veranstaltungen kaum vor 23 Uhr richtig starten und oft erst in den frühen Morgenstunden ihren Höhepunkt erreichen.


Livemusik vor einer kretischen Taverne.

Was ist Dein Ratschlag an Kreta-Neulinge?

Auf den Punkt gebracht: Traut euch!
Organisiert euren Urlaub mit Hilfe des Internets (Webseiten, Foren, Facebook) selbst, vermeidet die über Veranstalter angebotenen Urlauber-Ghettos und lasst euch darauf ein, direkt vor Ort eine Unterkunft zu buchen. Ihr werdet ein ganz anderes Kreta erleben als jeder Pauschaltourist. Und dann werdet ihr wiederkommen, Jahr für Jahr.

Kloster im Süden von Kreta.

Welches ist Dein kretisches Lieblingsgericht und Lieblingsgetränk?

Die kretische Küche unterscheidet sich nicht so sehr von der griechischen Küche im Allgemeinen.

Was ich auf Kreta eigentlich immer bestelle, wenn es als Tagesgericht auf der Speisekarte auftaucht, ist Kaninchen-Stifado. Stifado ist ein typischer griechischer Eintopf, säuerlich, mit einer Menge Zwiebeln und sonstigen Gewürzen. Auf Kreta, im Gegensatz zum Rest Griechenlands, wird es oft ohne Tomaten zubereitet. Sehr, sehr lecker.

Das absolute alkoholische Nationalgetränk auf Kreta ist der Raki. Wer jetzt aber an türkischen Raki mit Anis denkt, täuscht sich. Raki (oder auch Tsikoudia) ist ein Tresterbrand wie der italienische Grappa. Auf Kreta wird wird dieser Raki zu jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit gereicht: nach dem Essen ebenso wie bei einem erfolgreichen Geschäftsabschluss und auch gerne mal sowohl innerlich (Unwohlsein) wie äußerlich (Insektenstiche) als Medizin. Ein unverzichtbares Universalmittel.

Wer es alkoholfrei mag: Es gibt auf Kreta einige kleine und kleinste Limonadenabfüller, die zum Teil köstliche Zitronenlimonade produzieren. Also nicht direkt nach “Fanta” oder “Coca-Cola” fragen, sondern erst mal gucken, was die regionalen Anbieter so zu bieten haben.


Typischer Mittagstisch auf Kreta.

Was tust Du am Liebsten auf Kreta?

Urlaub ist für mich im wesentlichen eins: Entspannung!
Die erlebe ich auf Kreta auf unterschiedliche Weise. Entweder einfach mit einem Buch und einem Getränk im Schatten, mit würziger kretischer Luft (und Aromen von Kräutern und Ziegen) in der Nase.

Oder auf 4×4-Touren mit “unserem” Jimny quer durch die Berge oder runter zu einsamen Stränden mitten “in der Pampa”.

Und abends dann natürlich irgendwo einkehren, Gespräche über Land und Leute führen und einfach in netter Gesellschaft die Abende mit Essen, Wein und oft auch guter Musik verbringen.

Taverne Avra auf Kreta.

Zahlreiche Erlebnisse, Bilder, Videos, News und Links rund um Kreta sind in Deinen Beiträgen zu finden. Wie oft bloggst Du?

Da ich beruflich recht eingespannt bin, leider viel zu selten. Zeitlich kritische Dinge wie spezielle Flugangebote oder ähnliches versuche ich natürlich unmittelbar ins Blog zu schreiben und auch für Hinweise auf Webfundstücke wie Reiseberichte oder Videos, die sich mit Kreta beschäftigen, ist grundsätzlich 1-2 Mal pro Woche Zeit.

Eigene größere Artikel wie persönliche Ausflugstipps schaffe ich dagegen momentan eher selten. Es gibt nach jeder Reise immer einen Peak an Artikeln, danach fällt die Artikelfrequenz leider wieder ab.

Aber da ich nebenbei auch noch weitere Blogs betreibe, die sich mit meinen anderen “Lieblingsorten” befassen, muss die Zeit auch sinnvoll aufgeteilt werden.

Am Strand von Agios Pavlos auf Kreta.

Was ist Dein Lieblingsbild absolutes von Kreta?

Mein absolutes Lieblingsbild? Schwierig. Aber ich glaube, es sind diese Sonnenuntergänge in der Bucht von Messara, wo die Sonne hinter den Paximadia-Inseln in der libyschen See versinkt. In Kalamaki am Strand oder der Promenade zu sitzen und dabei zuzusehen, hat schon etwas Magisches.


Sonnenuntergang in der Bucht von Messara – atemberaubend schön…
(Zum Vergrößern bitte anklicken!)

Du hast unter http://www.kreta-forum.eu/ auch ein eigenes Kreta-Forum ins Leben gerufen. Erzähl kurz etwas dazu:

Das Kreta-Forum ist eher zufällig und aus der Not heraus entstanden. Kreta-Foren im Netz gibt es schon seit Jahrzehnten und viele der Mitglieder kennen sich untereinander schon mindestens ebenso lange. Klar, dass es dort auch mal zu Reibereien kommt, die dann im schlimmsten Fall zur Gründung eigener Foren führen. So eine Situation war dann die Geburtsstunde des eigenen Kreta-Forums.

Das Forum ist aber letztlich auch keine wirkliche Konkurrenz mehr zu den anderen “Marktbegleitern”, da unser Fokus weg von den stark touristischen Themen a la “Wie ist das Hotel xyz?” hin zu eher nachrichtenlastigen Seite mit täglich aktualisierten Griechenland-Nachrichten und Tipps für Individualreisende gegangen ist.

Parallel betreiben wir dazu mittlerweile auf Facebook eine Gruppe namens “Kreta-Forum” (https://www.facebook.com/kretaforum), die wieder themenoffener ist und von netten Plaudereien über Urlaubsberatung bis hin zum Zeigen der schönsten Kretabilder alles möglich ist.

Kloster Koudouma im Süden von Kreta.

Disclaimer: Sämtliche Bilder zum Interview sowie alle Antworten stammen vom Reiseblogger Mario Teetzen von Kreta-Pur. Epharisto für die Bereitstellung dieser wirklich tollen Eindrücke!