In den literarischen Äußerungen spiegeln sich die Teilungen im 18. Jahrhundert, die Polen für lange Zeit fast auslöschten, aber auch die großen Katastrophen des 20. Jahrhundert, die Kriege, der Holocaust und viele Emigrantenschicksale. »Jawohl. Wir waren und sind … gebrechlich. Wir sind mit dem Defekt des Polentums zur Welt gekommen.« So schrieb 1925 Stefan Żeromski, und weiter: »Du kennst die Deutschen nicht! Das ist kein Volk, sondern ein schrecklicher Orden, klug und schamlos organisiert, um solche Ackerbauern und Traumtänzer wie uns auszurotten …« Der Text erschien erst nach dem Zweiten Weltkrieg, bestätigt hatte ihn die jüngste Geschichte. …
Zwei Dinge aber klingen hindurch: der polnische Humor aus »kritischer Hoffnung« (Dedecius) und der lyrische »Grundton der polnischen Seele« von dem Przybyszewski 1917 in einem Text über Chopin schrieb, der »alles in sich versammelte, was sein Volk durchweint, in tiefer Verzweiflungstrauer sich errungen, sich erschrieen hatte …« / Sabine Neubert, ND 30.11.
Karl Dedecius: Meine polnische Bibliothek. Literatur aus neun Jahrhunderten. Insel Verlag. 470 S., geb., 39,90 €.