Dem syrisch-libanesischen Dichter Adonis ist in Frankfurt/Main der Goethe-Preis verliehen worden. Die Jury ehrte ihn dafür, „die Errungenschaften der europäischen Moderne in den arabischen Kulturkreis getragen“ zu haben.
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Adonis ist bekennender Laizist und überzeugt, dass nur die Säkularisierung der Gesellschaft die arabische Kultur und Politik weiterentwickeln kann. Dem Wochenblatt „Die Zeit“ sagte er 2002: „Immer wenn die Religion nichts vorschreibt, ist die arabische Kultur großartig. Alles, was in der arabischen Kultur frei davon ist, ist außergewöhnlich.“ Seine Poesie in seinen Büchern, Artikeln und Vorträgen versteht er als zivilisatorisches Kulturprojekt, das in der Lage ist, die arabische Geschichte neu zu schreiben und zu definieren.
Inzwischen pendelt Adonis zwischen Paris und Beirut. Ost und West, glaubt Adonis, begegnen sich vor allem durch Kunst und Poesie. Das ist ganz im Sinne Goethes, der bereits zu seiner Zeit erkannte: „Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen.“ Aber Adonis erkennt, dass „Ost oder West zwei Begriffe sind, die mehr ideologisch als geographisch auseinander gehen“.
/ Lina Hoffmann, Deutsche Welle