Der tschechische Schriftsteller, ehemalige Diplomat, Politiker und frühere Chef des internationalen PEN-Klubs, Jiří Gruša, ist im Alter von 72 Jahren gestorben. Das meldete das Tschechische Fernsehen am Freitag. Gruša war unter anderem auch tschechischer Botschafter in Österreich und Leiter der Diplomatischen Akademie in Wien.
Gruša sei am Freitag während einer Herz-Operation in einem Krankenhaus der deutschen Stadt Hannover gestorben, hieß es weiter. „Für das tschechische Zentrum des internationalen PEN-Klubs ist das ein harter Schlag und eine große Trauer. Wir hatten ihn wirklich sehr gern“, sagte der Chef des tschechischen PEN-Klubs, Jiri Dedecek. / kurier.at
Bekannt wurde Gruša in den sechziger und siebziger Jahren mit erotischen Gedichtsammlungen wie «Anbetung der Janinka». Er gehörte zu den Unterzeichnern der Charta 77, die mehr Bürgerrechte in der kommunistischen Tschechoslowakei forderte. Nach Erscheinen seines regimekritischen Romans «Fragebogen» wurde Grusa 1978 zwei Monate inhaftiert.
Mit dem tschechischen Ex-Präsidenten Václav Havel entwickelte sich in dieser Zeit eine enge Freundschaft. «Was hatten wir in dieser unfreien Welt für Möglichkeiten?», sagte Gruša im September in Prag.
Abends habe man sich mit Freunden in einer guten Kneipe getroffen. «Da konnten wir bei unseren Diskussionen natürlich die Welt verändern – und dann haben wir es auch getan», erinnerte sich der Dichter. … Während einer Auslandsreise in die USA wurde Gruša 1981 ausgebürgert und findet in der Bundesrepublik Deutschland eine neue Heimat. Zunächst habe er den Verlust der Muttersprache im täglichen Umfeld als eine «kleine Hinrichtung» empfunden, erinnerte sich Gruša. «Nachdem ich das überlebt hatte, wurde Deutsch die Sprache meiner Freiheit», sagte der Dichter. /