Eine Spurensuche
Um beides wenigstens als Fotografien zu bewahren, machen sich die Urbexer auf die Suche nach Lost Places. In vielen Fällen gibt es die Gebäude gar nicht mehr, wenn die Bilder veröffentlicht werden: Investoren, die andere Pläne haben, als sich um den Erhalt von Altbauten zu kümmern, rücken ihnen mit der Abrissbirne zu Leibe.
Der Titel Lost Places - Deutschlands verlassene Orte ist allerdings irreführend: Die Fotos stammen von Immobilien, die sich entweder in Sachsen oder Thüringen befinden. Die hohe Bildqualität, die gelungenen Perspektiven und die ausführlichen Erläuterungen zu jedem dieser "verlorenen Orte" machen das aber auf jeden Fall wett.
Ein Beispiel: die Villa Kolbe
Die Fabrikantenvilla wurde 1890/1891 in Radebeul im Stil der Neorenaissance gebaut und gehörte damals zu den architektonisch wertvollsten Gebäuden in Europa. Dem Bauherrn war nichts zu teuer: Neben den Bleiglasfenstern und den aufwendig verzierten Holzvertäfelungen verfügte das Haus über eine Warmwasserheizung, eine vollständige Elektrifizierung sowie einen Lastenfahrstuhl, der von der Waschküche bis zum Trockenboden reichte. Nach dem Tod des ersten Eigentümers ging die Villa nacheinander in den Besitz mehrerer Privatleute über und wurde nach der deutschen Wiedervereinigung bis 1994 von einer Behindertenwerkstatt des Vereins Lebenshilfe genutzt. Seit Februar 1995 ist das Gebäude verwaist und es wird bis heute um seine künftige Nutzung gerangelt.Villa Kolbe, Radebeul
Treppenhaus mit Holzvertäfelungen
Die Autoren stellen in diesem Buch noch elf weitere "Lost Places" vor, wobei die Bandbreite vom ehemaligen NVA-Erholungsheim bis zum Spezialheim für schwer erziehbare Kinder reicht. Alle Fotos regen die Phantasie an verfügen über einen morbiden Charme. Doch beim Betrachten wünscht man sich, dass diejenigen, die sich in den leeren Häusern "ausgetobt" haben, sich an das Motto der Urbexer halten würden:
Nimm nichts mit - außer deinen Bildern.Lass nichts da - außer deinen Fußspuren.
Lost Places - Deutschlands vergessene Orte ist bei PLAZA, einem Imprint des Heel-Verlags, erschienen und kostet 24,99 Euro.Ich bedanke mich beim Heel-Verlag, der mir das Buch zur Verfügung gestellt und mir die Erlaubnis zur Veröffentlichung der gezeigten Fotos gegeben hat.