121. Tuvia Rübners Deutsch

Man lässt sich leicht täuschen von diesen Gedichten, lässt sich verleiten, nur das Lichte zu sehen: ‘Spätes Lob der Schönheit’ heißt der neue Gedichtband des 1924 geborenen, 1941 nach Palästina entkommenen Tuvia Rübner, und ‘Spätes Lob der Schönheit’ ist auch der Titel eines der zentralen Gedichte dieses Bandes: ‘Was, in meinem Alter?’ wundert sich hier das lyrische Ich, als es an einem Gemälde von Mark Rothko erst vorbeigeht, dann aber, geheimnisvoll angezogen, immer wieder zu ihm zurückkehrt, zu seinem Ultramarin wie überhaupt zu des Malers ‘Farben von vierzig Geschlechtern’: ‘wie das Laub im Abendwind/ rauschen die Stimmen/ fast lautlos/ und sagen dieses und jenes/und alle die Farben erglühen/ Abtönungen des Roten, des Gelben/des Braunen, des Blauen, des Orangen/und Grünen – /welch Lobgesang dem Dasein’. …

In Pressburg geboren – ‘dieser Henkerstadt mit dem heimeligen Gesicht/an der die Erinnerungen hängen wie schmierige Fetzen’ – überlebte Rübner als einziger seiner Familie den Holocaust. Im Kibbuz arbeitete er erst als Schafhirte, wurde dann Bibliothekar, Lehrer und schließlich Professor für Literaturwissenschaft in Haifa. Seine Gedichte schreibt Rübner seit über fünfzig Jahren auf Hebräisch, übersetzt sie dann aber selbst ins Deutsche.

Dieses Deutsch nun ist von ungewöhnlicher Leichtigkeit, von einer Leichtigkeit, die das Alter möglicherweise mit sich bringt. Sie zeugt vor allem aber von einer großer sprachlicher Souveränität: Der Tradition durchaus eingedenk, schreibt Rübner frei und unbeschwert und scheinbar nur für sich. / Tobias Lehmkuhl, SZ 30.9.

TUVIA RÜBNER: Spätes Lob der Schönheit. Rimbaud Verlag, Aachen 2010. 76 Seiten, 18 Euro.



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