„Entsteht“ ein Gedicht – oder wird es „gemacht“? Um diese zentrale Frage kreiste die erste Vorlesung von Silke Scheuermann, neue Inhaberin der Poetikdozentur der Hochschule RheinMain. Scheuermann, selbst Lyrikerin von Rang und unter anderem mit dem Wiesbadener George-Konell-Preis ausgezeichnet, hielt die erste von vier Veranstaltungen im Wintersemester. …
Die 39-jährige Autorin wählte als Beispiele für ihr lyrisches Schaffen zwei Gedichte aus, die sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem gleichen Ereignis befassen: „Der Tätowierer“ und „Der Tätowierte“. Von der Körperkunst schien Scheuermann sehr fasziniert, sie berichtete von literarischen Inspirationen, die sie schon früh rezipiert habe, ohne zu wissen, dass diese Leseerfahrungen einst in eigene Gedichte münden würden: Eine Geschichte von Sylvia Plath über den Besuch in einem Tattoo-Studio, habe sie ebenso inspiriert wie die Beschreibungen der Tätowierungen in Melvilles Roman „Moby Dick“ oder Ray Bradburys Geschichten-Zyklus „Der illustrierte Mann“. / Anja Baumgart-Pietsch, Main-Spitze