Es war einer dieser Tage wie jeder andere im Internet. Letzte Woche. Die so war wie jede andere.
Fassen wir mal zusammen:
Das Hamburger Gefahrengebiet wurde jetzt abgeschafft, also weniger Klobürsten, dafür mehr Berlin Fashion Week, obwohl mein Filter da sehr gut zu funktionieren schienen – ich bekam fast nichts mit. Ob das positiv oder negativ ist, hat jetzt jeder Leser selbst zu entscheiden.
Ansonsten… Joa… Google kaufte aus der Portokasse so einen Indoor-Thermostat- und Feuermelderhersteller, wozu es dann von jeder GMX-Adresse einen “Was das in Wirklichkeit für die Welt heißt” Beitrag gibt. (Die Links zu all dem könnt Ihr Euch gerne selbst raussuchen…)
Und zwischendurch erschienen bei Huffingtonpost.de mal wieder ein paar Worte über Facebook. Im Prinzip die gleichen wie immer. Aber was soll es…
Quelle: http://www.huffingtonpost.de/2014/01/13/facebook-account-loeschen_n_4588607.html?utm_hp_ref=germany
Der Titel “11 gute Gründe, Ihren Facebook Account zu löschen” lässt es ahnen: Irgendwas mit Datenschutz, Information Overload, mehr Zeit in der freien Natur oder so, eine Studie, nach der Facebook-Nutzer unglücklicher sind, weil sie sehen, dass andere ein schöneres Leben haben,… das übliche.
Aber nein, der Artikel geht noch weiter. Facebook macht eine Trennung noch schwerer, Eltern und Großeltern wissen alles, Facebook weiß sogar, was man NICHT postet (jaja…), aber dann auch besonders schön:
8. Sie stellen fest, dass Ihnen von Ihren 1000 Freunden nur 20 wirklich wichtig sind.
und
9. Ihre Freunde schreiben ständig über ihre Verlobungen.
Ernsthaft?
Nicht genug, als nächstes erscheint irgendwo, dass Obama feststelle, Facebook sei nicht mehr cool und dann heute final ein weiterer Artikel auf Medium: “Why I broke up with Facebook“
Ich bin keine Präsidentin, aber ich habe nicht nur einen Facebook Account (seit Jahren und aus Liebe) und ein Blog und darum hier
12 Gründe, warum ich in diesem Jahr nicht meinen Facebook Account löschen werde
1. Ich glaube, dass Facebook seinen Newsstream wieder in den Griff kriegen wird.
Zugegeben, es wäre schön, wenn es bald passiert, denn es ist kein Geheimnis. Der Newsstream von Facebook ist komplett im Eimer. Ich sehe tagelang das Gleiche und praktisch leider nie das, was mich interessiert. Zum Beispiel Input von meinen Schwestern. Ja, obwohl wir auch auf Facebook kommunizieren.
2. Wenn ich mit jemandem reden will, finde ich ihn hier.
Telefonnummern, Anschriften, E-Mail-Adressen, Ehepartner,… Alles ändert sich irgendwann mal. Ein Facebook-Profil bleibt in den meisten Fällen.
3. Wenn ich wissen möchte, wo jemand ist, gucke ich auf Facebook.
Nicht alle nutzen Foursquare, was an sich schade ist, aber ok. Trotzdem. Zieht jemand nach Berlin, macht Urlaub am Nordpol oder kommt zurück in die Heimat: Auf Facebook wird es für gewöhnlich gepostet. Fahre ich also in meine Heimatstadt, poste ich es nicht nur, sondern schaue auch mal kurz bei alten Freunden auf der Pinnwand vorbei, um zu sehen, wo man sich ankündigen muss.
4. Es muss nicht immer Foto sein.
Ja, Instagram ist toll für Fotos und jaja, ein Bild sagt so viel mehr als tausend Worte, aber darum ist Instagram Instagram und nicht Facebook. Auf Facebook werden Blogposts und Nachrichten geteilt, Videos, ect… Hin und wieder ein Foto, schön, aber bitte kein Photobook.
5. Facebook Gruppen
Man könnte auch sagen, Facebook ist nun mal der Global Player, aber egal. Facebook Gruppen haben sind insgesamt eher stärker durchgesetzt als Google+ Gruppen, und ich bin gerne in meinen kleinen Grüppchen, in denen dann zielgruppengerecht irgendein Hamburg-, Startup-, oder Konfettikram gepostet wird.
6. Events
Geburtstagseinladungen bekomme ich zu 90% auf Facebook. Wäre ich nicht bei Facebook, würde ich es anderen schwerer machen, mit mir in Kontakt zu treten. Und ich würde es mir selber schwerer machen eine Party zu organisieren.
7. Meine Daten
Das ist kein Facebook-Problem. Das ist ein Internetproblem. Heißt nicht, dass Wegsehen und ignorieren die Lösung ist, “einfach löschen” aber auch nicht.
8. Datenoverload. Gäähn.
Grundlagen der Medienwissenschaft, erste Stunde. Jedes Medium muss erstmal ankommen. Informationenoverload ist eigentlich schon jede (gedruckte) Zeitung, ein Kiosk ganz zu schweigen, oder, um bei Facebook zu bleiben, jeder Raum mit mehr als einer Person. Landest Du auf der falschen Party, labert Dich wieder irgendwer mit banalem Müll zu, auf Facebook kann ich die Leute wenigstens aus meiner Timeline kicken.
9. Werbung nervt.
Ach. Werbung nervt. Immer und überall. Warum? Weil sie nicht nur nervig platziert ist (ja, das ist Facebook schuld), sondern auch extrem ______ , ________, ________, und absolut vollidiotisch gestaltet wurde. Ja. Das gab es auch schon bei Zeitungen, Zeitschriften, Bushaltestellen und besonders krass im Radio. Auch bei Facebook kennt Geschmacklosigkeit keine Grenzen, aber das ist nicht nur ein Werbeformat-, sondern auch ein Werbeinhaltproblem.
Um mal die Themen von der Huffington Post aufzugreifen:
10. Wer Facebook braucht, um festzustellen, dass von 1.000 Freunden nur 20 wichtig sind, sollte für dieses Tool dankbar sein.
Was Menschen nicht zu raffen scheinen: Ein Facebook-Freund ist nicht gleich “Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste was es gibt auf der Welt…”
Facebook ist eine Ansammlung von Menschen, die ich kenne und mag. Punkt. Wie ein Adressbuch nur mit kleinen Fotos, Kommentaren und so. Ich kannte schon im Kindergarten viele Leute, heute habe ich nur ein digitales Album, das sie fast alle zusammenfasst.
Und wieder um auf die Huffington Post zurückzukommen:
11: Alle meine Freunde schreiben, dass sie sich verloben.
Ja. Und? Erwarte ich von jedem, dass er mich anrufen? Am Besten tagsüber, wenn ich arbeite. Oder abends, wenn ich meine Ruhe haben will? Schwanger, verliebt, verlobt, verheiratet, getrennt,… Ein Post und zack sind die meistens informiert. Wie praktisch ist das denn?
Ja, auch beim Ex. Wieso sollte ich mich nicht für andere freuen?
Warum soll ich erst die Zeitung mit der großen Hochzeitsanzeige aufschlagen, wenn ich es bei Facebook sehen kann, einmal kurz “Like” drücke und gut ist?
12. Facebook macht mich nicht unglücklicher, wenn ich sehe, was andere haben.
Neues Auto, neuer Freund, neue Wohnung? Schön. Freut mich! Klasse! Ehrlich. Neid? Neidisch sein kann man auch so, da braucht man kein Facebook für.
Schön, wenn andere ihren Sommerurlaub in den Winter legen. Sollte ich vielleicht auch machen. Toll sieht es irgendwo aus, vielleicht sollte ich da auch mal hinreisen. Und andersherum: Warum soll ich allen E-Mails mit fünftausend GB Fotos Anhang schicken, wenn ein Album auf Facebook reicht, um meine Freude zu teilen.
Nee. Mal ehrlich. Bei allem was für und gegen Facebook spricht, ist es am Ende ein tägliches Tool geworden. Eigentlich ist dieser Beitrag genau so überflüssig wie der der Huffington Post. Anyways.
Wer sein Facebook-Profil aus welchem Grund auch immer löschen möchte, möge das bitte tun, aber ich finde, dass es nun mal für die meisten Menschen ein Tool zur täglichen Rundum-Sorglos-Kommunikation geworden ist.
Jeder kann damit unterschiedlich umgehen, pünktlich zur Fastenzeit kommen dann wieder die “Ich faste Facebook”-Posts. Ja, hätte ich Mutti früher gesagt, dass ich faste mit Freunden zu reden und Zeitung zu lesen, hätte sie mich zum Arzt geschleppt.
Egal.
Zurück zu was wesentlichem, irgendwas, was ich dann wieder auf Facebook posten kann…