117. Literaturpreise vergeben

Bert Brecht ließ in einer Keuner-Geschichte auf die Frage, woran er gerade arbeite, Herrn Keuner antworten, dass er sich große Mühe gebe: Er bereite gerade seinen nächsten Irrtum vor. Mit diesem Verweis auf die Schwierigkeit, Gedichte und Literatur zu interpretieren, schloss Michael Braun seine Laudatio über den Gewinner des Kranichsteiner Literaturpreises, den Lyriker Jan Wagner, bei der Preisverleihung am Freitagabend im Mollerhaus. Jan Wagner, der als Meister der lyrischen Formen gilt, erkunde in seinem neuesten Lyrikband „Australien“ ferne Gegenden – nicht im geografischen Sinne, sondern „entlang der Imagination“, was „Existenzerkundung und Weltentdeckung“ bedeute, so Michael Braun.
Neben Jan Wagner erhielten Marion Poschmann ein New-York-Stipendium, Sudabeh Mohafez ein London-Stipendium und Nino Haratischwili den Kranichsteiner Literaturförderpreis.  …

Marion Poschmann wird diesen Zeitraum in New York verbringen. Juror Burkhard Müller lobte ihren Gedichtband „Geistersehen“, in dem Poschmann das nicht Greifbare, sich schnell Verflüchtigende und Veränderbare „festbannte“ in „gedanklicher Komplexität“. So auch in der streng gebauten „Hundenovelle“, die Trostloses in „schillernder Ästhetik“ aufleuchten lasse und dies mit der zusätzlichen „Qualität des Moralischen“ verbinde. / Darmstädter Echo



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