Ach was, das sind Gedichte? Marica Bodrožic in der Versfalle.
So ist eine Kurzkritik von Michael Wüstefeld im Poetenladen überschrieben.
Ach was, das ist eine Kritik? Steckt etwa Rezensent Wüstefeld in der Verrißfalle?
Die Kritik ist mit 19 Sätzen angenehm kurz. Der kürzeste, Satz 2, hat nur 3 Wörter und 1 Zahl. 3 der 19 Sätze zitieren zwischen 1 Wort und 1,5 Versen aus dem kurzbesprochenen Gedichtband.
6 der 19 Sätze sprechen über das Leben und Treiben der Autorin und die Aufnahme von Person und Werk durch die Umwelt (Goetheinstitut, universitäre Einrichtungen, Preisjurys, Kritik…). Die Aufmerksamkeit für diese Autorin scheint dem Rezensenten unangemessen. Klingt mir ein bißchen nach Neid. (Kann mal jemand den Rez. einladen?)
5 Sätze beinhalten vorwiegend einfache, unwiderlegbare Aussagen über den Gedichtband, wie: 1. er hat 68 Seiten, 2. 25 Gedichte, daraus folgt 3. daß jedes Gedicht im Schnitt länger als 1 Seite ist, aber 4. einer hat nur 17 Zeilen.
Sätze 3, 4, 5, 7, 12, 16 und 17 (mithin 7 von 19) behaupten, daß es sich nicht um „Gedichte“, „Verse“, „Prosagedichte“ und „Poesie“ handelt, ohne die Spur eines Arguments.
2 Sätze verwenden stattdessen die Bezeichnungen „Textgebilde“ und „Versversuche“, auch hier ohne Beweisführung.
Der Verfasser dieser „Kurzkritik“ weiß, was Gedichte, Verse und Poesie sind. Sagt es uns aber nicht.
Der letzte Satz ist widerlich und ich wünschte, der Ladenchef hätte ihn gestrichen.
Marica Bodrožic
Quittenstunden
Otto Müller Verlag, Salzburg 2011