Heute wird der Dichter Rolf Haufs 75 Jahre alt und schenkt uns zum Geburtstag eine „Tanzstunde auf See“. …
Er hält bis heute seine Gedichte frei von Effekten, Pointen und, zumal, von Botschaften und Meinungen. Seine Gedichte, auch und gerade die neuen „Tanzstunde auf See“ lassen stets ihre autobiografische Grundierung erkennen, dazu oft einen surrealistischen Einschlag. „Nebel kommt sagt Sandburg / Auf Katzenfüßen“. Er ist vielleicht der große Unbekannte unter unseren gegenwärtigen Dichter, aber sicher einer der bedeutendsten.
Bei Haufs wird das Leben zur Literatur und das Ich zu einem Spiegel, in dem sich die gegenwärtige Welt reflektiert. Manchmal sogar in einem, allerdings nur scheinbar unmittelbarem Verständnis. Wenn er zum Beispiel seine Freundin einfach auf die Straße schickt: „Kerstin Hensel läuft über die Schönhauser Allee“, dann wird auch in solchen Versen der Stoff, die private Begebenheit transformiert. Frau Hensel erkundigt sich nach der „Jahreszeit“, die „Leute“ lachen über „französische Dessous“, trinken „einen Kaffee“ und die Allee öffnet sich zu einem (kleinen) Universum. / Martin Lüdke, FR 31.12.
Rolf Haufs: Tanzstunde auf See. Gedichte. Carl Hanser Verlag, München 2010, 96 S., 14,90 Euro.