«Auf Gletscherbetten» friert sich hier jemand «um den Schlaf» und klettert «am Nachtseil» in den Spalt hinunter zur Quelle. Oder die Frühlingssonne scheint auf «wintertrockene Haut» und hinterlässt «ein Flirren von lichtweissen Wänden». Man merkt es gleich, wenn man in dem ersten Gedichtband der jungen Zürcher Autorin Anne-Marie Kenessey (geb. 1973) zu lesen beginnt: Hier arbeitet jemand ambitioniert und lustvoll mit der Sprache. Das ist kein alltägliches Reden; auch wenn die Verse vielfach von Alltäglichem handeln. Vielmehr werden hier alle Erscheinungen virtuos in Wortkunst verwandelt. / Roman Bucheli, NZZ
Anne-Marie Kenessey: Im Fossil versteckt sich das Seepferd vor dir. Gedichte. Edition Klaus Isele, Kreuzlingen 2012. 108 S., Fr. 19.90.