110. Umgang mit Journalisten

Von Lnpoe

Frage: Können Sie sich ganz normal im Leben bewegen, wenn Sie als Martin Walser auftreten?

Martin Walser: Ich hab’ mich noch nie normal bewegt. Kein Mensch kann sich normal bewegen, weil jeder etwas auf sich hat, in sich, um sich, was die da, die da und die da nicht wissen. Er muss sich immer so bewegen, als sei er der, den die verstehen.

Wie gehen Sie unter diesen Umständen mit Journalisten um?

Walser: Das hab’ ich gelernt: Dass ich einen Journalisten nicht merken lasse, was ich von dieser Frage halte, die er gerade gestellt hat. Zum Beispiel hat gestern ein Journalist eine Frage zum Roman „Ein liebender Mann“ formuliert, hat sie generalisiert in „Alter“ und „Liebe“ und sie mit den Worten abgeschlossen: „Und Sie selber leben doch monogam?“ – Hab ich gedacht: „Leck mich doch am Arsch!“ Da durfte ich mir doch nicht anmerken lassen, was ich von dieser Frage halte. Ich habe getan, als hätte es diesen Anhang nicht gegeben.

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In „Ein liebender Mann“, das er eigens für das Südthüringische Staatstheater Meiningen dramatisiert hat, skizziert Martin Walser das Verhältnis der 19-jährigen Ulrike von Levetzow zum 73-jährigen Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe. … Das Stück wird in Szene gesetzt vom preisgekrönten Inszenierungsteam des Meininger „Faust“: Regie Ansgar Haag, Bühne Bernd Dieter Müller, Kostüme Susanne Zepperitz, Dramaturgie Hans Nadolny. Peter Bernhardt spielt den Goethe, und Josephine Fabian ist Ulrike von Levetzow. Martin Walser, der die Endproben selbst begleitete, zeigte sich beeindruckt. Die nächsten Spieltermine: 29. Oktober, 22., 30. Dezember, 15., 20. Januar, 10., 12. Februar. Kartentelefon: Tel. (0 36 93) 451 222. Internet: www.das-meininger-theater.de