110. Gedichtroman

Von Lnpoe

Das ganze Buch ist in Versen verfasst, es handelt sich tatsächlich um den Gedichtroman, den der Untertitel verspricht. So gut wie interpunktionslos dichtet sich Perros durch seine bisherige Vita – gerade einmal 41 Jahre alt war er, als er 1964 diese seine Memoiren verfasste. Die nimmt ihren Auftakt sogleich mit einem Scherz, aus dem sich schnell eine Programmatik herauskristallisiert: „Man sagte mir ich sei geboren / aber in so einem komischen Ton / (…) / kurz ich erwarte Bestätigung / dieses verdächtigen Ereignisses“. Die eigene Existenz als Gerücht, das sich noch bestätigen muss also; die nur sprachlich verbrieft ist und über die sich Perros nur mit poetischen Mitteln Gewissheit zu verschaffen meinte. In diesen Memoiren erhält die Sprache eine existenzielle Dimension von immenser Eindringlichkeit: „Ich schreibe dies alles als würde ich / morgen sterben und als schlüge die / Stunde niemanden mehr zu sehen“, heißt es an anderer Stelle, ein paar Verse darunter: „Nichts wir sind nichts als Glücksfälle / um zu benennen was niemals einen / Namen hätte haben sollen“. / Kristoffer Cornils, fixpoetry

Georges Perros: Luftschnappen war sein Beruf. Gedichtroman. Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Anne Weber. Matthes & Seitz Berlin 2012. 190 S. 22,90€.