11 Tage Aufenthalt in Bulgarien
Ein Gastbeitrag von “Thomas D.S.”
Da hier im Blog an so vielen Stellen über ein angenehmeres, preiswerteres und weniger stressiges Leben in Bulgarien geschrieben bzw. fantasiert wurde, wollte ich mir die Sache einmal persönlich anschauen. In der ersten Augusthälfte 2018 besuchte ich die Region Burgas und abschließend zwei Tage die Hauptstadt Sofia. Übrigens alles bei bestem Sommerwetter. Auch bei mir steht der Gedanke des Auswanderns im Vordergrund, wobei ich vorranging Wohneigentum erwerben möchte und dieses nicht mittels Kredit über Jahrzehnte abzahlen will. Andere Gründe sind die politischen Veränderungen in Westeuropa, die ich ablehne und für falsch halte.
Bulgarien, am Rande der EU gelegen, schien mir da nicht uninteressant, zumal das Land aus wirtschaftlicher Sicht massives Potential bietet (siehe z.B. Chinas neue Seidenstraße). Mit Ende 30 kann ich meine Zukunft allerdings nicht auf eine Rentenzahlung in Bulgarien aufbauen, sondern muss ein Einkommen erwirtschaften. Da ich übers Internet arbeite, ist der Standort zum Glück nebensächlich. Für mich wäre ein Umzug nach Bulgarien nicht die erste Auswanderung. Ich lebe seit 11 Jahren auf Mallorca und das eigentlich nicht ungern. Nur wird mir Mallorca inzwischen zu teuer, vor allem was den Punkt Wohneigentum betrifft. Doch auch die Lebenshaltungskosten stiegen in den vergangenen Jahren stark an. Ich habe das Gefühl nur noch zu arbeiten, um Rechnungen bezahlen zu können.
Von Palma nach Sofia
Meine Reise nach Bulgarien begann daher am Flughafen Palma. Da die Flugverbindungen von Mallorca nach Bulgarien schlecht sind, blieb nur ein Direktflug nach Sofia. Selbst diese Flugverbindung (Bulgaria Air) besteht nur über die Sommermonate. Den Leihwagen hatte ich bei Top Rent a car gebucht, offenbar der Platzhirsch in Bulgarien. Man sieht überall Werbung des Unternehmens, selbst in kleinen Orten hängen Schilder. Der Flughafen Sofia war schon einmal eine Augenweide. Alles tip top neu, gepflegt und man bekam Lust auf dieses Land. Beim Abholen des Wagen dann die nächste Überraschung. Der Mitarbeiter sprach fließend Spanisch. Da ich auf Mallorca lebe, spreche ich auch Spanisch.
Nach der Autoübergabe kam allerdings gleich die erste Hürde. Das Navi war auf Bulgarisch eingestellt und ich habe lange gesucht, bis ich es auf Deutsch umstellen konnte. Etwa vier Stunden später über die A1 stand ich bereits an der Schwarzmeerküste bei Burgas und konnte die Sonne aufgehen sehen.
Unterkunft hatte ich in Tschernomoretz gebucht, ca. 20 Autominuten südlich von Burgas. Im Laufe der kommenden Tage habe ich mir ausführlich die Küstenregion, das Hinterland sowie die Stadt Burgas angeschaut.
Die Landschaft ist atemberaubend
Trotz des trockenen Sommers war es dort sehr grün. Viele Pflanzen blühten, man sah unzählige Vögel, Schmetterlinge und diverse Insekten. Meine Vergleichsbasis ist ja Mallorca. Durch das kontinentale Klima ist die Luft viel angenehmer, es gibt große Laubwälder, im Gegensatz zu unseren Pinien, wilden Olivenbäumen und Steineichen auf Mallorca. Auch hat man viel mehr Platz an der Schwarzmeerküste um Burgas. Diese ist in vielen Teilen noch unbebaut, es gibt große, offene Flächen, die sich abwechseln mit Feldern und Wäldern. Allerdings muss ich sagen, dass das Wasser des Schwarzen Meeres eher nach Brackwasser schmeckt, also nach einer Mischung aus Süßwasser und Salzwasser. Ganz anders als das Mittelmeer.
Atemberaubend ist in Bulgarien aber auch die Infrastruktur, leider im negativen Sinn. Speziell bei den Straßen muss man zum Teil sehr aufpassen. Es gibt zweispurige Schnellstraßen (meist 90 km/h), die sind ganz passabel. Jedoch sind die Auf- u. Abfahrten meist sehr kurz, eine Spur zum Einordnen gibt es oft nicht. Die Abfahrten kann man leicht verpassen, die Ausschilderung und Straßenmarkierung ist grottenschlecht. Oftmals in den Städten ist die Fahrbahnmarkierung fast komplett abgenutzt, eben auch in Kreisverehren (mehrspurig). Man hat Probleme, die eigene Fahrspur zu finden. Die normalen Ortsstraßen sind ebenfalls eher schlecht. Achtung, dort kann man schnell mit der Schürze vorn am Leihwagen aufsitzen. Zahlreiche Dörfer scheinen hingegen nur eine asphaltierte Durchfahrtstraße zu haben. Nebenstraßen sehen anfangs befahrbar aus, entpuppen sich aber nach wenigen hundert Metern als regelrechte Canyons. Meist kann man nicht einmal wenden. Zwangsläufig setzen sie dort den Wagen auf. Daneben kam es vor, dass die Räder beim Anfahren an einer „Straße“ (Hanglage) aufgrund des schlechten Untergrundes durchdrehten. Das Problem war letztlich nur durch zurück rollen zu lösen. Ich frage mich, wie das im Winter ist, wenn es dort schneit. Ob die Dorfstraßen regelmäßig geräumt werden? Ich denke eher nicht.
Sehr gut ausgebaut ist hingegen die A1 von Sofia nach Burgas. Übrigens ist Tagfahrlicht auf allen Straßen Pflicht, soweit ich weiß.
Zum Parken
Nachdem man den Leihwagen begutachtet hat, ein paar Schimpfwörter in Richtung Unterboden gefallen sind und sich fragt, was wohl der Vermieter zu der zerkratzten Schürze und der Felge sagen wird, stellt sich die Frage, wie man parkt, ohne eine Geldbuße zu riskieren. Auf letzteres hatte mich bereits der Leihwagenvermieter hingewiesen. In den Orten parkt jeder, wie er will. Auf der Straße, im Halteverbot oder gleich auf dem Bürgersteig. Regeln scheinen keinen zu interessieren. In Burgas gibt es blaue Zonen, in denen man einen Parkschein benötigt. Parken ist billig (1 Lev/Stunde = 0,52 €). Leider sucht man Parkautomaten oft vergebens. Rein theoretisch kann man sein Auto mittels einer SMS anmelden. Das geht aber nur, wenn man eine bulgarische Telefonkarte hat. Mit ein wenig Glück findet man einen Mann in Uniform, der Falschparker aufschreibt. Dieser spricht zwar kein Englisch, verkauft einem aber eine Art Rubbellos, auf dem man dann Datum, Uhrzeit und Parkdauer freirubbeln muss. Ein Schein (2 Leva) gilt für zwei Stunden. Bei 4 Stunden legt man also zwei bunte Rubbellose hinter die Windschutzscheibe.
Zur Landessprache Bulgarisch: Bei meinen Recherchen zu Bulgarien hatte ich gelesen, dass die Bulgaren recht gut Englisch sprechen. Selten so gelacht! Wer so etwas schreibt, war noch nie in Bulgarien. In 11 Tagen ist mir fast niemand begegnet, der gut Englisch gesprochen hat. Wenn Sie Glück haben, stammelt Ihnen jemand etwas vor, das dem Englischen nahe kommt. Es kann aber auch Zulu sein. Fündig wird man da am ehesten bei Jugendlichen, die Englisch in der Schule lernen. Menschen ab ca. 35 scheinen kaum Englisch zu beherrschen (viell. abgesehen von Immobilienmaklern).
Unbedingt die Sprache lernen
Dafür sprechen die meisten Bulgaren Russisch. Aufgrund der kyrillischen Buchstaben ist die Nähe zum Russischen vielleicht auch leichter erlernbar. Als gebürtiger Ostdeutscher hatte ich das Glück sechs Jahre Russisch zu lernen, mir fiel es daher nicht schwer bulgarisch zu lesen und auch zu sprechen. Was nicht heißt, dass ich auch den Inhalt verstehe. Etwa jedes 6. Wort (16,6%) konnte ich deuten, den Rest muss man sich zusammen reimen. Für alle, die sich mit dem Gedanken tragen nach Bulgarien auszuwandern, daher der Rat: Unbedingt die Sprache lernen. Ansonsten gehen Sie dort unter. Ich kenne das von Mallorca, wobei hier hauptsächlich Katalan gesprochen wird. Ob Behörden, Ämter, Autowerkstatt, Telefonanbieter, Bank, Versicherung, Arzt usw., ohne Beherrschung der Sprache zockt man sie ab und als freundlicher Deutscher bedanken Sie sich noch. Immer mit dem Hintergedanken, dass Sie ja dort der Ausländer sind. Ich kenne das von hier! Sie können nur mithalten, wenn Sie sich auch verbal wehren können, sprich Gegenargumente bringen können. Nur dann merkt Ihr Gegenüber, dass Sie kein ahnungsloser Ausländer sind. Erst dann nimmt man Sie ernst!
Bulgaren nette Menschen?
Zu den Menschen allgemein, die ich, vorwiegend im Raum Burgas, getroffen habe. Dass die Bulgaren sehr nette Menschen seien, kann ich nicht bestätigen! Nicht dass sie unfreundlich wären, aber es grüßt einen niemand. Auch nicht, wenn man sie als erster grüßt. Sie scheinen das nicht zu kennen. Nicht einmal in der Pension am Frühstückstisch wurde gegrüßt. Dabei hatte ich in der Landessprache gegrüßt. Das kenne ich so von Mallorca nicht. Hier grüßen die meisten Menschen zurück, wenn man sie grüßt und geben auch Auskunft, wenn man etwas fragt. Und beim Wandern wünscht man sich „bon camino“ (gut Weg). Versuchen Sie das mal beim Wandern im Raum Burgas (natürlich auf Bulgarisch). Die wissen damit gar nichts anzufangen. Die schauen Sie nicht einmal an.
In den Geschäften ist es ähnlich, die Kommunikation beschränkt sich auf das Wesentliche, der Kunde wird kaum angeblickt. Diese beschriebene Freundlichkeit der Bulgaren habe ich 11 Tage lang nicht gefunden. Aber da hat vermutlich jeder seine eigene Auffassung.
Allgemein kann man sagen, dass die Menschen billig gekleidet sind und auch keinen guten Geschmack zu haben scheinen. Als gebürtiger Ostdeutscher erinnere ich mich, dass man die Bekleidung vom Polenmarkt hinter der Grenze als „Bad-Muskau-Kollektion“ bezeichnete. Und so sieht sie auch heute noch im Raum Burgas aus. Manchmal hat man den Eindruck, der Kommunismus ist erst seit der letzten Woche vorüber. Die Städter scheinen da etwas weiter zu sein, sie sind besser gekleidet, als die Menschen auf den Dörfern.
Erstaunlicher ist hingegen die Tatsache, dass man überall auf den Straßen zahlreiche Oberklassewagen sieht. Und damit meine ich wirklich die Topmodelle von Daimler, BMW, Audi, Porsche, Jaguar usw. Alle mit bulgarischen Kennzeichen. Wie geht das nur?
Das Essen
Damit zum Essen. Gut gefallen hat mir, dass es viel frischen Fisch gibt. Leider gibt es zu allem Pommes und in jedem Gebäck ist Käse. Dunkles Brot sucht man vergebens. Kaffee gibt es überall aus dem Automaten, eigentlich ist immer auch Zucker drin. Ich persönlich mag keinen Zucker im Kaffee. Der Kaffee besteht dort aus einem Schluck Kaffee, der den Becher nicht einmal zu einem Drittel voll plätschert. Daneben gibt es an den Automaten überall Cappuccino, Schokolade, Milch, Tee. Sahen die Automaten auch noch so versifft aus, Kaffee kam überall raus. Preis für diese Erfahrung jeweils 0,50 Leva (ca. 0,27 €).
Um Burgas herum gibt es große Shoppingmalls, in denen internationale Händler vertreten sind. So finden Sie Lidl, Kaufland, Billa, dm Drogeriemarkt, Deichmann, … Zum Teil sind die Waren sogar auf Deutsch beschriftet. Ob man in Bulgarien allerdings für unter 1000,00 € im Monat leben kann, ohne zu sehr auf den gewohnten (mitteleuropäischen) Standard zu verzichten, wage ich zu bezweifeln. Man müsste sich wirklich nur auf einheimische Waren beschränken und das kann hart werden. Da sprechen 11 Jahre Erfahrung auf Mallorca aus mir. Nach einigen Wochen beginnen Sie von deutschen Lebensmitteln zu träumen. Spätestens dann geben Sie doch mehr Geld aus, als geplant.
Die Restaurants bzw. Gartenlokale habe ich zum Teil als sehr ungepflegt und schmutzig empfunden. Da sollte man realistisch sein und die Sache nicht durch die rosarote Brille betrachten. Wenn Sie dort leben wollen, werden Sie damit täglich konfrontiert. Sitze und Tisch kleben, am Nachbartisch wird geraucht, das Essen kommt erst nach 40 Minuten und entspricht nicht dem, was Sie sich vorgestellt haben. Das kann einen mit der Zeit auf die Nerven gehen. Urlaub und dauerhaft dort leben sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Ich schreibe das nicht, weil ich meckern will. Auf Mallorca scheitern statistisch 9 von 10 Deutschen und verlassen entnervt das „Paradies“. Unter anderem weil man enorme Abstriche im Vergleich zur alten Heimat machen muss. Ich denke, ich gehöre zu den Erfolgreichen nach 11 Jahren auf der Insel. Die Gründe, warum ich dennoch Mallorca verlassen möchte, habe ich eingangs kurz angerissen.
Nun etwas zu Burgas
Die riesige Bucht und die beiden Seen vor den Toren der Stadt sind herrlich. Draußen auf dem Meer liegen große Containerschiffe, Möwen kreischen und abseits der stark befahrenen Straßen herrscht Natur pur. Ist man dann auf dem Weg in die Stadt, wird es schon ärmlicher. Es dominiert postkommunistischer Charme, bestehend aus herunter gekommenen Plattenbauten mit Klimaanlagen, viel Beton, viel Rost, viel Schmutz, Müll, Bauruinen und auch Elend. Man kann sich das noch als Lokalkolorit schön reden, aber auch nur eine Weile. Vielleicht fällt es Ihnen leichter, wenn Sie aus Stuttgart, Köln oder Hamburg kommen. Das ganze Gegenteil sind wiederum die Fußgängerzone von Burgas, der Stadtstrand sowie die Parkanlagen. Diese sind wirklich sehenswert und bieten wahrhafte Erholung. Für den Körper und für das Auge. Nur leider wohnt man nicht in der Parkanlage, wenn man nach Burgas und Umgebung auswandern will. Den Status haben nur die Obdachlosen. Beeindruckend sind die vielen Denkmäler über die großen Söhne und Töchter des Landes, über gewonnene Kriege und siegreiche Schlachten. In Deutschland ist das ja leider verpönt, ich denke aber es stärkt den Zusammenhalt eines Volkes und lässt das Bewusstsein der eigenen Kultur und Geschichte nicht verblassen.
Doch zurück in die Straßen von Burgas, wo das tatsächliche Leben spielt. Hier sehen Sie neben dem oben beschriebenen Lokalkolorit auch viel Schmutz, graue, bröckelnde Fassaden und Elend. Herrenlose Hunde und Katzen, die um ihr tägliches Überleben kämpfen müssen. Es kann einem das Herz zerreißen! Auf Mallorca habe ich drei Straßenkatzen im Laufe der Jahre aufgenommen und weitere übergangsweise betreut. Ich weiß, wovon ich rede.
Während meines Aufenthaltes an der Schwarzmeerküste habe ich auch Tschernomoretz (Ort meiner Unterkunft), Sozopol, Primorsko, Kiten, Sredez, Kameno, Pomorie und Nessebar erkundet. Daneben kleinere Orte, in denen man Filme über die Sowjetzeit drehen könnte, ohne dass man viel verändern müsste. Auf die Bedürfnisse eines halbwegs hochwertigen Tourismus ist man nicht eingestellt. Auch hier vergleiche ich logischerweise mit Mallorca. So ist eine Touristinformation selten zu finden. Und wenn ja, spricht man kein Englisch.
Sozopol ist sehr schön, allein man kann schlecht parken. Ebenso in Primorsko und Kiten. Die Parksituation ist zum Teil katastrophal. Man sollte Parkhäuser bauen, die die Situation vor Ort entlasten. Die Strände sind im Sommer gerappelt voll, es liegt viel Müll in der Gegend. Viele Strände sind mit Schirmen und Liegen überflutet, die man sich teuer bezahlen lässt (10 – 20 Leva pro Tag). Dafür gibt es einen alten Werbesonnenschirm und zwei schmutzige Liegen. Achtung: In Tschernomoretz fließt das Abwasser direkt unter der Promenade und einer Betonabdeckung in den Strand. Dort wo das Wasser dann zutage tritt, spielen fröhlich die Kinder im flachen Wasser. Wohl auch ein Grund warum das Wasser so seltsam schmeckte. Wie gesagt, ich will nicht meckern. Wer es nicht glaubt, soll hinfahren und sich davon selbst überzeugen.
Das alte Fischerstädtchen Nessebar hat man in so eine Art Ramschbasar verwandelt. Kaum eines dieser wunderschönen alten Holzhäuser, welches nicht Dinge verkauft, die keiner braucht. Dafür aber Weltkulturerbe.
Übrigens gibt es in vielen kleineren Orten ein lokales Museum, welches Volkskunst und Archäologisches präsentiert. Beschriftung der Exponate fehlt aber meistens.
Zu den Immobilien
Leider hatte die Maklerin von Bulgarien-Franz (nochmals Dank für die Kontaktvermittlung) in meinem Zeitraum vor Ort, Urlaub. Auch eine andere empfohlene Maklerin hatte keine Zeit für mich. Ihre Begründung war, es sei Urlaubszeit, sie seien im Büro unterbesetzt und hätten sehr viele Kunden momentan. Gut, dass verstehe ich und habe dafür auch Verständnis. Ich habe mir in Tschernomoretz einige Objekte selbst angeschaut, die im Bau waren. Ebenso zwei Apartments in einer Wohnanlage. Diese waren durchaus ansehnlich. Die Wohnanlagen sind umzäunt, es gibt einen Gemeinschaftspool, herrliche bepflanzte Anlagen, einen Hausmeisterservice sowie Reinigungsservice. Daneben Friseur und Restaurant. Aber auch hier: Das Personal spricht neben Bulgarisch Russisch und das war’s. Katzen wären maximal in der Wohnung erlaubt, nicht jedoch als Freigänger. Hunde in der Anlage nur an der Leine.
Was mich aber erstaunt hat ist die Tatsache, dass unter den Bewohnern die meisten Russen zu sein scheinen. Sehr häufig sieht man aber auch Briten, Schweizer und Deutsche. An vielen Rahmen der Autokennzeichen kann man ablesen woher die Fahrer kommen, bzw. bei den britischen Autos daran, dass das Lenkrad rechts ist. Also auch an Autos, die ein bulgarisches Kennzeichen haben. Offenbar zieht es viele Westeuropäer an die bulgarische Schwarzmeerküste. Sicher, die Region hat enormes Potential. Leider kann ich das Heruntergekommene und den permanenten Mangel an Qualität, Ordnung, Freundlichkeit und Sauberkeit nicht dauerhaft ignorieren und mir schön reden. Auch wenn ich in 11 Jahren Mallorca gelernt habe, niedrigere Maßstäbe an zusetzen.
Abschließend noch ein paar Worte zu Sofia
Tolle Stadt mit einem faszinierenden Zentrum. Auch dort gibt es wunderschöne Parkanlagen und viel zu sehen (Ausgrabungen, Kirchen, Kunstausstellungen, Museen usw.). Parken und Übernachten ist preiswert. Gerät man aber in einige Stadtteile wo Armut herrscht, dreht sich einem fast der Magen um. Das härteste war ein Bettler, der keine Beine unterhalb der Knie hatte. Der ist tatsächlich zerlumpt auf Knien über die mehrspurige Straße gerobbt, während der Grünphase für Fußgänger. Anwesende Polizisten schienen das ganz normal zu finden und gingen weiter. Andere bettelten einen ständig an. Gern auch in der Kombination mit Tieren.
Ähnliches kann man außerhalb der Stadt in der Nähe des Flughafens beobachten. Dort „leben“ offenbar Roma und Sinti. Besser gesagt, sie hausen. Schlimmer als Tiere in Bergen von Müll und Dreck. Da ich vor der Abgabe des Leihwagens den Tank füllen musste, bin ich dort eher zufällig hingekommen.
Alles in allem war die Reise nach Bulgarien eine Erfahrung, die ich nicht bereue. Wäge ich aber ab, ob ich dort leben möchte, nur um etwas günstiger zu leben, als hier, so muss ich das verneinen. Ich denke, das ist es nicht wert. Mein Land wird es nicht. Klar habe auch ich schöne Fotos von Bulgarien aufgenommen (Fotografie war Teil meines Studiums) aber es ist ja meist so, dass man eben nur die schönen Dinge fotografiert. Schaut man sich dann die Bilder an, geben sie einen verzerrten Blick auf die Realität wider. Das gilt auch für die Dokus im TV. Man möchte dem Betrachter keinen Müll, keine Bettler und die Probleme vor Ort zeigen. Diesen werden Sie vor Ort aber begegnen und wenn Sie sich dort nieder lassen, dann können Sie nicht dauerhaft die Augen davor verschließen. Da helfen auf Dauer auch keine deutschen Freunde vor Ort.
Noch ein allerletzter Punkt. In den Auswanderersendungen im TV (z.B. Goodbye Deutschland) werden Sie als geneigter Zuschauer immer ein Muster finden: Viele Paare trennen sich, Ehen gehen teilweise nach Jahrzehnten auseinander. Eine Auswanderung ist eine enorme Herausforderung für eine Beziehung und viele unterschätzen das. Seien Sie sich dessen bewusst! Nicht umsonst bin ich Single, dafür aber mit drei Katzen gesegnet. Ähnlich die Videos der Auswanderer bei youtube. Die Gescheiterten stellen keine Videos rein, die schämen sich. Ergo sehen Sie nur, wie erfolgreich andere beim Auswandern sind.
Beste Grüße und viel Erfolg an alle, die Bulgarien erobern möchten!
Danke für den Gastbeitrag “Thomas D.S.”
September 2018