Oft stoße ich bei meinen Recherchen auf nicht fundierte oder gar falsche Aussagen zum Thema Sodbrennen. Aufgrund der Beschaffenheit des Internets halten sich diese zwangsläufig trotzdem hartnäckig.
Als Laie fragt man sich dann oft:
Auf welche Mittel gegen Sodbrennen kann ich mich denn eigentlich wirklich verlassen und welche können mir vielleicht sogar schaden? Welche Ursachen für Sodbrennen sind real, welche nur „Mythos“ – und wie kann ich eigentlich dem lästigen Reflux vorbeugen?
All das möchte ich gerne einen entsprechend qualifizierten Mediziner beantworten lassen.
„Brennende Fragen“ zum Thema Sodbrennen
Im zweiten ärztlichen Interview beantwortet Herr Prof. Dr. med. Jens Papke die spannendsten Fragen zu:
- Behandlung,
- Symptomen,
- Häufigkeit,
- Ursachen und
- Vorbeugung von Sodbrennen.
Professor Dr. med. Jens Papke führt eine eigene fachärztlich-internistische Praxis in Neustadt/Sachsen (Tel.: 03596/58 53 0; Rosa-Luxemburg-Straße 6, 01844 Neustadt/Sachsen), war Vorsitzender der Kreisärztekammer Sächsische Schweiz und lehrt zusätzlich als Professor an der Westsächsischen Hochschule Zwickau.
Bisher veröffentlichte Prof. Papke rund 80 wissenschaftliche Publikationen.
Sind Sie Patient? Bewerten Sie Prof. Dr. Papke doch auf Jameda.
Andrea: Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Papke – Bisher habe ich hier auf meiner Webseite meist aus meiner Laienperspektive zum Thema „Volkskrankheit“ Sodbrennen berichtet, möchte nun aber sehr gerne einmal eine fachmedizinische Perspektive einbringen.
Dr. Papke: Ich bin gespannt auf Ihre Fragen.
Andrea: Und ich auf Ihre Antworten – vielen Dank schon im Voraus.
1) Wie entsteht Sodbrennen genau?
Sodbrennen ist das Hauptsymptom der Refluxösophagitis, der Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut durch das „Heraufschwappen“ von Magensäure. Ursache hierfür ist eine Schwäche oder fehlende Funktion des Ringmuskels, der den Mageneingang im Normalfall schließt.
Kommen dann weitere Umstände hinzu wie eine opulente Mahlzeit mit gut gefülltem Magen, eine Ernährung, die zum vermehrten Ausstoß von Magensäure führt (sog. „Säurelocker“, wie Süßigkeiten, Kuchen, trockener Wein) oder auch Rauchen, Übergewicht, Tragen beengender Kleidung oder ein Vornüberbeugen (ganz typisch: Gartenarbeit), dann kommt es häufig vor, dass saurer Mageninhalt in die Speiseröhre schwappt.
2) Welche Beschwerden (außer dem brennenden Schmerz) sind typisch für Sodbrennen?
Typisch sind im weiteren das Aufstoßen, das Gefühl der Regurgitation (das Hochwürgen bzw. Zurückschwappen von Mageninhalt) mit dem Zwang, nochmals schlucken zu müssen oder dem Bedürfnis, etwas „nachzutrinken“; nicht selten auch die Wahrnehmung von üblem Mundgeruch.
3) Wie häufig kommen Patienten mit Sodbrennen zu Ihnen?
Eigentlich täglich. Es ist unsere häufigste Indikation für eine Magenspiegelung.
4) Wieso tritt Sodbrennen oft nach dem Essen auf?
Weil dann der Magen, insbesondere der obere Anteil, der Fundus, gut gefüllt ist und sich leichter nach oben in die Speiseröhre entleeren kann.
5) Ist es wahr, dass Sodbrennen durch Stress ausgelöst werden kann?
Dazu sind mir keine Daten oder Berichte bekannt. Denkbar ist, dass Stress zu einer vermehrten Magensäureproduktion führt, die schlussendlich das Sodbrennen verursacht.
6) Warum scheinen gerade Schwangere besonders häufig unter Sodbrennen zu leiden?
Schwangere haben, wie auch Übergewichtige, einen erhöhten Druck im Bauchraum. Kommt dann hinzu, dass der Mageneingang nicht schliesst bzw. das Zwerchfell die Speiseröhre nicht fest umschliesst (axiale Hernie), sucht sich der Druck den Weg des geringsten Widerstandes – und das ist nun einmal der Weg aus dem Magen in die Speiseröhre.
7) Warum scheinen gerade ältere Menschen häufig betroffen zu sein?
Bei Älteren spielt häufig Bindegewebsschwäche eine vordergründige Rolle; diese äußert sich auch in einem schlaffen Muskeltonus wie z.B. am Mageneingang oder im Zwerchfell. Dies führt zur Öffnung der Speiseröhre von unten.
8) Warum kommen die Beschwerden häufig nachts?
Im Liegen kommt es eher vor, dass saurer Mageninhalt bzw. Magensäure in die Speiseröhre schwappt. Im Stehen wirkt die Schwerkraft diesem Mechanismus ein wenig entgegen.
9) Was halten Sie von Hausmitteln gegen Sodbrennen – können Sie etwas empfehlen?
Bei leichten Formen hilft es, ein wenig zu essen – sei es
- ein Zwieback,
- eine Banane o.ä.,
- nur nichts Saures oder Süßes – um die Magensäure zu binden.
Dann natürlich Empfehlungen die Gewichtsreduktion, Vermeidung beengender Kleidung, Schlafen mit etwas erhöhtem Oberkörper.
In der Apotheke zu haben sind säurebindende Mittel wie Riopan, Bullrichsalze oder Natron.
Lassen sich die Beschwerden damit nicht beherrschen, ist zur Abklärung eine Magenspiegelung (Gastroskopie) erforderlich, die uns dann die Ursache zeigt, damit eine gezielte ärztliche Behandlung begonnen werden kann.
10) Was hilft schnell und effektiv bei der Bekämpfung von akutem Sodbrennen?
Überzeugend helfen die sogenannten Protonenpumpeninhibitoren (kurz PPI), die bereits nach zwei Tagen eine deutliche Linderung erbringen sollten. Begleiten kann man diese säuresenkende Behandlung mit lokal wirksamen Medikamenten, die direkt auf der Speiseröhrenschleimhaut wirken, wie z.B. das bereits genannte Riopan.
11) Wie kann man Sodbrennen langfristig vorbeugen?
Siehe 9) – Gewicht optimieren, kleinere Mahlzeiten (opulente Speisen und die „Säurelocker“ meiden); keine beengende Kleidung, kein Bücken nach vorn; Hosenträger statt Gürtel; möglichst keine sprudelnden Getränke.
Was denken Sie über die Fragen und Antworten? Haben Sie vielleicht andere Fragen, die ich das nächste Mal stellen soll? Hinterlassen Sie mir doch einen Kommentar oder kontaktieren Sie mich direkt über das Kontaktformular!
Auf eine hoffentlich beschwerdefreie Zukunft,
Ihre Andrea Werner
Bilder:
Bild von Prof. Dr. Papke / Prof. Dr. Papke
Lecker – Uwe Meißner / pixelio.de
bald ist es wieder so weit – by-sassi / pixelio.de
ᐅ 11 Leserfragen zu Sodbrennen an Professor Dr. Jens Papke [Arzt-Interview 2017]
Publiziert am 9. April 2017 von Andi
Oft stoße ich bei meinen Recherchen auf nicht fundierte oder gar falsche Aussagen zum Thema Sodbrennen. Aufgrund der Beschaffenheit des Internets halten sich diese zwangsläufig trotzdem hartnäckig.
Als Laie fragt man sich dann oft:
Auf welche Mittel gegen Sodbrennen kann ich mich denn eigentlich wirklich verlassen und welche können mir vielleicht sogar schaden? Welche Ursachen für Sodbrennen sind real, welche nur „Mythos“ – und wie kann ich eigentlich dem lästigen Reflux vorbeugen?
All das möchte ich gerne einen entsprechend qualifizierten Mediziner beantworten lassen.
„Brennende Fragen“ zum Thema Sodbrennen
Im zweiten ärztlichen Interview beantwortet Herr Prof. Dr. med. Jens Papke die spannendsten Fragen zu:
- Behandlung,
- Symptomen,
- Häufigkeit,
- Ursachen und
- Vorbeugung von Sodbrennen.
Professor Dr. med. Jens Papke führt eine eigene fachärztlich-internistische Praxis in Neustadt/Sachsen (Tel.: 03596/58 53 0; Rosa-Luxemburg-Straße 6, 01844 Neustadt/Sachsen), war Vorsitzender der Kreisärztekammer Sächsische Schweiz und lehrt zusätzlich als Professor an der Westsächsischen Hochschule Zwickau.
Bisher veröffentlichte Prof. Papke rund 80 wissenschaftliche Publikationen.
Sind Sie Patient? Bewerten Sie Prof. Dr. Papke doch auf Jameda.
Andrea: Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Papke – Bisher habe ich hier auf meiner Webseite meist aus meiner Laienperspektive zum Thema „Volkskrankheit“ Sodbrennen berichtet, möchte nun aber sehr gerne einmal eine fachmedizinische Perspektive einbringen.
Dr. Papke: Ich bin gespannt auf Ihre Fragen.
Andrea: Und ich auf Ihre Antworten – vielen Dank schon im Voraus.
1) Wie entsteht Sodbrennen genau?
Sodbrennen ist das Hauptsymptom der Refluxösophagitis, der Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut durch das „Heraufschwappen“ von Magensäure. Ursache hierfür ist eine Schwäche oder fehlende Funktion des Ringmuskels, der den Mageneingang im Normalfall schließt.
Kommen dann weitere Umstände hinzu wie eine opulente Mahlzeit mit gut gefülltem Magen, eine Ernährung, die zum vermehrten Ausstoß von Magensäure führt (sog. „Säurelocker“, wie Süßigkeiten, Kuchen, trockener Wein) oder auch Rauchen, Übergewicht, Tragen beengender Kleidung oder ein Vornüberbeugen (ganz typisch: Gartenarbeit), dann kommt es häufig vor, dass saurer Mageninhalt in die Speiseröhre schwappt.
2) Welche Beschwerden (außer dem brennenden Schmerz) sind typisch für Sodbrennen?
Typisch sind im weiteren das Aufstoßen, das Gefühl der Regurgitation (das Hochwürgen bzw. Zurückschwappen von Mageninhalt) mit dem Zwang, nochmals schlucken zu müssen oder dem Bedürfnis, etwas „nachzutrinken“; nicht selten auch die Wahrnehmung von üblem Mundgeruch.
3) Wie häufig kommen Patienten mit Sodbrennen zu Ihnen?
Eigentlich täglich. Es ist unsere häufigste Indikation für eine Magenspiegelung.
4) Wieso tritt Sodbrennen oft nach dem Essen auf?
Weil dann der Magen, insbesondere der obere Anteil, der Fundus, gut gefüllt ist und sich leichter nach oben in die Speiseröhre entleeren kann.
5) Ist es wahr, dass Sodbrennen durch Stress ausgelöst werden kann?
Dazu sind mir keine Daten oder Berichte bekannt. Denkbar ist, dass Stress zu einer vermehrten Magensäureproduktion führt, die schlussendlich das Sodbrennen verursacht.
6) Warum scheinen gerade Schwangere besonders häufig unter Sodbrennen zu leiden?
Schwangere haben, wie auch Übergewichtige, einen erhöhten Druck im Bauchraum. Kommt dann hinzu, dass der Mageneingang nicht schliesst bzw. das Zwerchfell die Speiseröhre nicht fest umschliesst (axiale Hernie), sucht sich der Druck den Weg des geringsten Widerstandes – und das ist nun einmal der Weg aus dem Magen in die Speiseröhre.
7) Warum scheinen gerade ältere Menschen häufig betroffen zu sein?
Bei Älteren spielt häufig Bindegewebsschwäche eine vordergründige Rolle; diese äußert sich auch in einem schlaffen Muskeltonus wie z.B. am Mageneingang oder im Zwerchfell. Dies führt zur Öffnung der Speiseröhre von unten.
8) Warum kommen die Beschwerden häufig nachts?
Im Liegen kommt es eher vor, dass saurer Mageninhalt bzw. Magensäure in die Speiseröhre schwappt. Im Stehen wirkt die Schwerkraft diesem Mechanismus ein wenig entgegen.
9) Was halten Sie von Hausmitteln gegen Sodbrennen – können Sie etwas empfehlen?
Bei leichten Formen hilft es, ein wenig zu essen – sei es
- ein Zwieback,
- eine Banane o.ä.,
- nur nichts Saures oder Süßes – um die Magensäure zu binden.
Dann natürlich Empfehlungen die Gewichtsreduktion, Vermeidung beengender Kleidung, Schlafen mit etwas erhöhtem Oberkörper.
In der Apotheke zu haben sind säurebindende Mittel wie Riopan, Bullrichsalze oder Natron.
Lassen sich die Beschwerden damit nicht beherrschen, ist zur Abklärung eine Magenspiegelung (Gastroskopie) erforderlich, die uns dann die Ursache zeigt, damit eine gezielte ärztliche Behandlung begonnen werden kann.
10) Was hilft schnell und effektiv bei der Bekämpfung von akutem Sodbrennen?
Überzeugend helfen die sogenannten Protonenpumpeninhibitoren (kurz PPI), die bereits nach zwei Tagen eine deutliche Linderung erbringen sollten. Begleiten kann man diese säuresenkende Behandlung mit lokal wirksamen Medikamenten, die direkt auf der Speiseröhrenschleimhaut wirken, wie z.B. das bereits genannte Riopan.
11) Wie kann man Sodbrennen langfristig vorbeugen?
Siehe 9) – Gewicht optimieren, kleinere Mahlzeiten (opulente Speisen und die „Säurelocker“ meiden); keine beengende Kleidung, kein Bücken nach vorn; Hosenträger statt Gürtel; möglichst keine sprudelnden Getränke.
Was denken Sie über die Fragen und Antworten? Haben Sie vielleicht andere Fragen, die ich das nächste Mal stellen soll? Hinterlassen Sie mir doch einen Kommentar oder kontaktieren Sie mich direkt über das Kontaktformular!
Auf eine hoffentlich beschwerdefreie Zukunft,
Ihre Andrea Werner
Bilder:
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Lecker – Uwe Meißner / pixelio.de
bald ist es wieder so weit – by-sassi / pixelio.de
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